1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburger des Jahres 2025: Der Tröster

Magdeburger des Jahres 2025 Der Tröster

Zum 34. Mal sucht die Volksstimme gemeinsam mit ihren Lesern die Magdeburger des Jahres. Im Mittelpunkt stehen engagierte Elbestädter. Zu den zehn Kandidatenvorschlägen gehört auch Ingo Host. Er sammelt Spenden für Trösteteddys im Rettungsdienst.

Von Ivar Lüthe 28.11.2025, 18:00
Der Magdeburger Ingo Host sammelt ehrenamtlich Spenden, um damit Trösteteddys für den Rettungsdienst zu beschaffen.
Der Magdeburger Ingo Host sammelt ehrenamtlich Spenden, um damit Trösteteddys für den Rettungsdienst zu beschaffen. Foto: Viktoria Kühne

Magdeburg. - Das Ehrenamt spielt für Ingo Host eine große Rolle. Der 63-jährige Magdeburger hat nach seinem Job als Projektleiter aus eigenem Interesse heraus in diesem Jahr eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und fährt ehrenamtlich für die Johanniter bei Einsätzen mit. Immer dann, wenn personell Not am Mann ist, steht er als „Springer“ bereit und fährt im Rettungswagen zu den unterschiedlichsten Einsätzen.

Magdeburger des Jahres 2025 - Kandidat Ingo Host

(Kamera: Ivar Lüthe, Schnitt: Laura Helcl)

Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.

Bei einem dieser Einsätze wurde dann auch der Grundstein für ein weiteres ehrenamtliches Engagement. „Wir wurden zu einem Notfall in einer Kita gerufen. Ein vierjähriger Junge war beim Spielen von seinem Dreirad gestürzt und hatte sich verletzt“, erinnert sich Ingo Host. Die Verletzungen an sich waren nicht sehr schlimm. Dennoch, es floss etwas Blut, der kleine Junge war sehr aufgeregt, es flossen Tränchen. Ein Bild, das Ingo Host ans Herz ging.

Magdeburger des Jahres 2025: Stimmen Sie hier ab

Unfall war die Initialzündung

„Ich fragte dann meine Kollegin, ob wir nicht irgendetwas zum Trösten an Bord hätten“, erzählt der Magdeburger. Vor einiger Zeit gab es - wie etwa auch bei der Polizei oder der Feuerwehr - Trösteteddys auch in manchen Rettungswagen, so Ingo Host. Doch das gab es nun schon lange nicht mehr, berichtete ihm seine Kollegin.

Lesen Sie auch: Magdeburger des Jahres 2025: Alle Kandidatinnen und Kandidaten im Überblick

Das kann so nicht bleiben, dachte sich der rührige Magdeburger, selbst Vater, und machte sich sofort daran, dies zu ändern. Denn Stofftiere sind für kleine Kinder nicht nur Spielzeug, sondern Trostspender. Ein Teddy kann Kindern in Notlagen helfen, diese ohne Traumatisierung zu überstehen.

Bei seinem Projekt kam ihm zugute, dass er in Magdeburg viele Leute in Unternehmen kennt. „Ich bin dann Klinken putzen gegangen. Ich fand erste Unterstützer“, sagt Ingo Host. Er hat Unternehmen als Partner ins Boot geholt, Spenden bei Privatpersonen gesammelt und vieles mehr.

Klinkenputzen bei Firmen

Dass er nach der Wende 25 Jahre als Key Account Manager beim Getränkeunternehmen Bacardi gearbeitet hatte, spielte ihm ebenso in die Karten. Verkaufen kann er. Und nun eben sein ehrenamtliches Projekt, das in Kindernotfällen Trost spenden soll.

So sammelte er Geld und fand Kontakt zur Deutschen Teddy-Stiftung, die sich genau solch einem Projekt verschrieben hat. Auch ihr Ziel ist es, Rettungsfahrzeuge, Streifenwagen der Polizei, Feuerwehrfahrzeuge, Jugendämter, Kinderhospize und die Ambulanzen von Krankenhäusern mit Teddybären auszustatten, die dann an Kinder verteilt werden können. „Das ist genau das, was ich auch wollte“, sagt der Magdeburger.

Bei der Stiftung orderte Ingo Host die ersten Trösteteddys für den Magdeburger Rettungsdienst. Inzwischen hat er bereits mehr als 500 Teddys gesammelt - und an die Johanniter, den Arbeiter Samariter Bund (ASB) und die Malteser, die in der Landeshauptstadt im Rettungsdienst im Einsatz sind, verteilt.

Projekt ist gewachsen

Und Ingo Hosts Projekt ist mit der Zeit sogar noch größer geworden. Inzwischen hat er bereits Kontakt zur Notfallseelsorge aufgenommen - und auch hier schon die ersten Trösteteddys verteilt. Ebenso zum Frauenschutzhaus. „Auch die Notaufnahmen des Klinikums Magdeburg und des Universitätsklinikums sollen ebenso welche bekommen“, blickt Ingo Host voraus.

Bei den Trösteteddys, die Ingo Host bei der Stiftung ordert, handelt es sich um zertifizierte Exemplare. Der Bär ist 28 Zentimeter groß und trägt bewusst keine Polizeiuniform, keinen Arztkittel oder die Bekleidung eines Rettungssanitäters. „Das Kind in seiner Notlage sowie der Bär als Symbol der Liebe und Zuwendung sollen im Mittelpunkt stehen, nicht die beiläufige Werbung für eine Berufsgruppe“, begründet die Stiftung.

Engagement geht weiter

Außerdem enthalten sie keine Schadstoffe, sind TÜV-geprüft und waschmaschinenfest sowie nicht in Kinderarbeit hergestellt. Auch all das war Ingo Host wichtig bei der Auswahl der kuscheligen Trostspender. Auch wenn er bereits einen ordentlichen Grundstock an Teddys erreicht hat, geht sein Projekt weiter. „Ich bleibe da weiter dran. Es muss ja auch immer wieder Nachschub an Trösteteddys geben“, sagt der 63-Jährige. Denn logischerweise können die Kinder den Bären behalten. Es gibt also noch weiter es etwas zu tun für den engagierten Magdeburger. „Das ist ein dauerhaftes Projekt“, erklärt Ingo Host in bestimmten Ton. Mittlerweile ist er als Botschafter für Sachsen-Anhalt für die Deutsche Teddy-Stiftung unterwegs.

Und so geht er weiter „Klinken putzen“ bei Unternehmen und Privatpersonen, die ihn bei seinem Projekt unterstützen.

Dabei bleibt er ganz bescheiden. Macht um seine Person kein großes Aufhebens. „Wichtig ist mir der Dank an die Spender. Denn ohne sie würde nichts gehen.“ Und so hofft er weiter auf Unterstützer, damit in Notlagen Tränchen trocknen und kleine Herzchen wieder normal schlagen können.

Der Kandidat im Kurzportrait

  • Alter/Familienstand: 62 Jahre, verheiratet, eine erwachsene Tochter und einen erwachsenen Stiefsohn
  • Beruf/Ehrenamt: aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden. Umsetzung von Herzensprojekten
  • Das mag ich an Magdeburg: Magdeburg ist eine Stadt des Mannschaftssports, mein Herz schlägt für die Handballer des SCM, ich mag unseren Stadtpark und das es uns gelungen ist, die Elbe in das Leben der Stadt zu integrieren
  • Hier kann Magdeburg noch besser werden: Eine bessere Koordination der Straßenbaustellen
  • Magdeburg ist in zehn Jahren... eine lebenswerte Stadt im Herzen Europas und weiterhin führend im Handball

Das sagt Oliver Müller, Vorstandsvorsitzender Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Regionalverband Magdeburg über den Kandidaten:

Oliver Müller vom ASB Magdeburg.
Oliver Müller vom ASB Magdeburg.
Foto: Die Linke

„Ingo Host ist für mich der Magdeburger des Jahres, weil er weinenden Kindern in Notsituationen Trost spenden und wieder lachen machen will.“