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Gastronomie Magdeburger Kultcafé Kies kehrt zurück

Das Magdeburger Café Kies in Westerhüsen öffnet wieder seine Pforten. Ein Haus mit bewegter Geschichte, das zwei Retter fand.

Von Marco Papritz 11.02.2018, 08:00

Magdeburg l Es ist ein langer Weg, den das Paar 2015 auf sich nimmt, um das Traditionscafé wiederzueröffnen. Und damit ist nicht nur die Strecke von ihrer Heimat in Hessen bis nach Magdeburg gemeint. Lange war es her, dass das vom Unternehmer Andreas Meinecke 1894 an der Feldstraße (heutige Holsteiner Straße) errichtete Gebäude über ein herrschaftliches Erscheinungsbild verfügte. Treffender ist die Bezeichnung Ruine, als die neuen Eigentümer das Haus in Augenschein nehmen. „Wir haben es von Grund auf sanieren müssen – von der Außenhülle, über das Dach, den Innenbereich und die Heizungsanlage“, so Sieberichs.

Viele der notwendigen Arbeiten erbringt das Paar in Eigenregie, die mental und körperlich einiges abverlangen. „Ans Aufgeben haben wir aber nicht gedacht. Zu groß ist der Zuspruch, den wir aus dem direkten Umfeld von Nachbarn und Bewohnern des Stadtteils, aber auch aus der Stadt und vom Land erhalten haben“, verweist Karin Röhler an die vielen Aufmunterungen aus der Nachbarschaft, den Einsatz des Bürgervereins Salbke, Fermersleben, Westerhüsen und die Förderungen, die gewährt wurden.

2017 übermittelt das Landesverwaltungsamt eine nicht unerhebliche Finanzspritze. Damit können die Fenster des Hauptgebäudes an der Westseite mitsamt der Ablaufbleche entsprechend den Vorgaben des Denkmalschutzes erneuert werden. Insgesamt verfügt das Haus über 76 Fenster, die erneuert werden müssen.

Nur durch die Unterstützung des Landes mit der Denkmalpflegeförderung und den bereits im Jahr 2016 von der Stadt geförderten Maßnahmen sei es möglich, das Kulturdenkmal zu erhalten und weitere Schäden vom Gebäude abzuwenden, so das Paar. Der vielfältige Einsatz zum Erhalt des schlossähnlichen Doppelhauses zeige, „dass der Südosten der Stadt nicht vergessen wird“.

Die Zimmervermietung ist bereits im Vorjahr aufgenommen worden, als Gäste werden u. a. Monteure begrüßt. Auch Nutzer des Elberadweges, der unweit der Holsteiner Straße verläuft, sollen künftig zu den Gästen zählen.

Mit dem Café, das am Sonntag, 11. Februar 2018, erstmals seine Tür für Besucher öffnet, wird an die Historie des Hauses mit seinen Elementen des Eklektizismus, der Neorenaissance und des Neobarocks angeknüpft. Am 8. Mai 1905 eröffnete Meinecke im Haus eine Gaststätte. Da er Eigentümer einer nahegelegenen Kiesgrube war, wurde er „Kiesmeinecke“ gerufen, woraus sich der Name „Kies“ für das Café ergab. Dieser ist in Lettern nahe dem nördlichen Frontgiebel der Ostseite des Hauses zu lesen.

Sechs Mitarbeiter um Geschäftsführerin Sara Filomeno sind im Kies beschäftigt und halten neben Kaffee und Kuchen auch herzhafte Speisen, Eisspezialitäten und Crêpes-Varianten bereit. Es ist werktags von 14 bis 19 Uhr und an Wochenenden von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Damit soll ein weißer Fleck auf der Stadtkarte gefüllt werden, wenn man so will: „Ein Café in der Art des Kies’ sucht man im Südosten der Stadt vergebens“, so Wolfgang Sieberichs. Es soll auch als Begegnungsstätte wahrgenommen werden.

In Kürze werden Mitglieder der Gruppe „Vergessenes Magdeburg“ hier eine Ausstellung gestalten. Der im benachbarten Bahnhof beheimatete Künstler Joachim Röderer bereichert das Außengelände mit seinen Skulpturen.

Das Café „Kies“ in der Holsteiner Straße 1 feiert am Sonntag ab 10 Uhr Eröffnung.