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Nahverkehr in Magdeburg Ausfälle von MVB-Straßenbahnen sorgen für Ärger

Wer auf die Straßenbahn angewiesen ist, um etwa zur Schule oder zur Arbeit zu kommen, muss sich auch darauf verlassen, dass sie kommt. Aber genau das wird in Magdeburg mehr und mehr zum Problem.

Von Sabine Lindenau Aktualisiert: 09.03.2024, 13:41
Die Straßenbahnen kommen in Magdeburg nicht immer pünktlich.
Die Straßenbahnen kommen in Magdeburg nicht immer pünktlich. Foto: Martin Rieß

Magdeburg. - Die Straßenbahn kommt. Mehr oder weniger zuverlässig. In der aktuellen Debatte um Straßenbahnausfälle im Magdeburger Stadtrat gingen die Meinungen dazu auseinander. Während die Zahlen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) für 2023 in puncto Zuverlässigkeit fast den angestrebten Sollwert erreicht haben, halten einige Fraktionen die Statistik für geschönt. Doch welche Lösungsansätze gibt es?

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„Schon seit Anfang 2023 kommt es an Werktagen zu massiven Ausfällen bei den Straßenbahnen“, hat Jürgen Canehl (Fraktion Grüne/Future!) festgestellt. Eltern und Lehrer würden sich beschweren, weil Schüler häufig zu spät zum Unterricht kommen. Arbeitnehmer hätten ähnliche Sorgen auf dem Weg zum Dienst. Die Ausfälle seien inzwischen Stadtgespräch. Bei den Zahlen der MVB spricht Canehl von „Schönfärberei“. Ähnlich sieht es seine Fraktionskollegin Madeleine Linke. „Die viel zu häufigen Ausfälle schaden der Attraktivität.“

Der MVB fehlen Fahrzeuge

Die Verkehrsbetriebe und auch der zuständige Verkehrsbeigeordnete Jörg Rehbaum sehen die Situation anders. Rehbaum räumte ein, dass „die Pünktlichkeit insbesondere in der letzten Zeit nachgelassen hat“. Das habe mehrere Gründe. Zum einen sei der Krankheitsstand phasenweise sehr hoch gewesen. Noch eklatanter sei allerdings die Zahl der fehlenden Bahnen. Teilweise würden bis zu 14 gleichzeitig in der Inspektion stehen. Diese Kombination habe zu den Ausfällen geführt. Von massiv könne aber keine Rede sein, sagen MVB und Verwaltung unisono. Rehbaum gesteht aber ein: „Wir erkennen, dass es Mängel gibt.“

„Diese Statistik führt bei den Kunden, die morgens in der Kälte stehen, nur zu einem müden Lächeln“, sagt René Hempel (Fraktion Die Linke). Er machte darauf aufmerksam, dass ausgefallene Fahrten nicht in die Statistik einfließen, „weil eine ausgefallene Bahn halt nicht zu spät kommt“.

Die Ursachen für die MVB-Probleme seien noch mannigfaltiger, findet Manuel Rupsch (CDU-Fraktion). Der Ausbau des Streckennetzes, der mit Behinderungen, Umleitungen und Ersatzverkehren einhergehe, führe zu Verspätungen. „Wir brauchen einen ständigen Dialog zwischen Stadtplanungsamt und MVB, um festzulegen, welche Baumaßnahmen gleichzeitig verlaufen können“, mahnte er die teils chaotische Baustellenkoordination an. Nicht zuletzt seien die Lieferketten durch internationale Konflikte gestört, was es zeitlich erschwere, an Ersatzteile zu kommen. Auch die Lieferung der bestellten neuen Bahnen verzögere sich.

Kaum Konfliktpotenzial sieht hingegen die SPD. Die Menschen würden dem ÖPNV nicht den Rücken kehren, widersprach Kornelia Keune einer Aussage der Grünen. „2023 wurden so viel Abos abgeschlossen wie nie“, sagt sie mit Blick in die Statistik, aus der eine Steigerung um 87 Prozent hervorgeht. Im Jahresverlauf hätten sich die MVB als zuverlässig erwiesen.

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Mit dieser Meinung standen die Sozialdemokraten aber allein auf breiter Flur. Auch die AfD sieht die Mängel. „Sie sind nicht wegzudiskutieren“, so Christian Mertens. Er sieht eine Ursache im Instandhaltungsrückstau. Und eine weitere im betrieblichen Management.

Ausfälle bei Straßenbahnen: Besserung zum Jahresende erwartet

Die Beschäftigten wurden von allen Stadträten in Schutz genommen. „Motivierte Mitarbeiter gibt es nicht umsonst“, sieht Burkhall Moll (FDP/Tierschutzpartei) die Warnstreiks als berechtigt an. Die Mitarbeiter sollten fair bezahlt werden und vernünftige Arbeitsbedingungen haben. In diese Kerbe schlug auch Mirko Stage (Grüne/Future!) ein: „Wenn der Fahrplan aber nur eingehalten werden kann, wenn der Fahrer an der Endstelle nicht auf Toilette gehen kann, haben wir ein grundsätzliches Problem.“

Ein zeitnahes Ende der Ausfallsituation scheint nicht in Sicht. Doch auf Volksstimme-Nachfrage schreibt MVB-Sprecher Tim Stein: „Ab dem 4. Quartal rechnen wir mit einer deutlichen Entspannung beim Wartungsstand der Niederflurstraßenbahnen. Dann sollen mehr Fahrzeuge aus der grundlegenden Inspektion kommen, während keine zusätzlichen Fahrzeuge in die Inspektion mehr müssen.“ Die ersten beiden neuen Straßenbahnen seien ebenfalls für das vierte Quartal avisiert. Nach den Tests sollen sie dann ab 2025 eingesetzt werden.