1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Notruf von selbst gewählt: Wenn das Handy selbst den Notfall meldet - Alarm in Magdeburg

Rettungsleitstelle Alarm in Magdeburg: Wenn das Handy selbst den Notruf wählt

Rettungsleitstellen beklagen aktuell einen Anstieg von versehentlich gewählten Notrufen. Wie die Situation in Magdeburg ist.

Von Ivar Lüthe Aktualisiert: 28.07.2023, 10:57
Rettungsleitstellen beklagen eine zunehmende Anzahl von sogenannten Hosentaschenanrufen.
Rettungsleitstellen beklagen eine zunehmende Anzahl von sogenannten Hosentaschenanrufen. Foto: dpa

Magdeburg - Rettungsleitstellen klagen aktuell über einen teils massiven Anstieg von versehentlichen Notrufen aus Hand- oder Hosentaschen. Auch in der Magdeburger Leitstelle sind falsche oder missbräuchliche Notrufe an der Tagesordnung.

Einen versehentlichen Anruf aus der Hosen- oder Handtasche heraus kennt wohl beinahe jeder. Entweder, dass man einen solchen versehentlichen Anruf bekommen oder selbst abgesetzt hat. Am anderen Ende der Leitung hört man dann meist nur ein Rascheln oder dumpfes Murmeln und Hintergrundgeräusche. Solche Anrufe passieren zuweilen, wenn nicht displaygesperrte Handys durch Bewegungen in der Tasche eine Nummer wählen.

An sich nicht schlimm. Anders verhält es sich jedoch, wenn keine private Nummer aus der Kontaktliste gewählt wird, sondern der Notruf. Und das passiert in letzter Zeit immer häufiger, wie Notruf-Leitstellen in ganz Deutschland berichten. Auch aus dem Magdeburger Umland. Im Salzlandkreis wird gar von einer Zunahme solcher Hosentaschennotrufe in den zurückliegenden Wochen von bis zu 60 Prozent berichtet, in der Börde von einer Verdreifachung täglicher versehentlicher Anrufe – von durchschnittlich pro Tag 11 auf 30.

Blick in die Leitzentrale der Berufsfeuerwehr Magdeburg. Von hieraus werden alle Feuerwehr- und sonstigen Rettungseinsätze koordiniert. Rund um die Uhr sind hier Kollegen wie Stefan Wehner (rechts im Bild) im Einsatz.
Blick in die Leitzentrale der Berufsfeuerwehr Magdeburg. Von hieraus werden alle Feuerwehr- und sonstigen Rettungseinsätze koordiniert. Rund um die Uhr sind hier Kollegen wie Stefan Wehner (rechts im Bild) im Einsatz.
Foto: Uli Lücke

Notruf aus Versehen gewählt: Software-Update von Handys Schuld?

Grund, so haben es Recherchen von Leitstellen ergeben, soll ein Update des Android-Betriebssystems sein, das es dem Nutzer von Smartphones erleichtern sollte, einen Notruf auszulösen. Die gut gemeinte Funktion sorgt aber offenbar dafür, dass Notrufe sehr oft versehentlich ausgelöst werden. Ein erneutes Update soll das Problem nun beheben, heißt es.

Versehentliche Anrufe beim Notruf kennt man auch in der Integrierten Leitstelle (ILS) in Magdeburg. Brandrat Marc Steidel, stellvertretender Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz sowie Abteilungsleiter Technik, weiß auch um die Probleme, die in der letzten Zeit bei den Leitstellen aufgelaufen sind. „Das Phänomen haben wir bei uns aber noch nicht verstärkt festgestellt“, sagt er.

Dennoch sind falsche oder versehentliche Notrufe auch in der ILS Magdeburg an der Tagesordnung. Und zwar durchaus in Größenordnung. 50 bis 80 Anrufe am Tag fallen bei der ILS unter die Kategorie „sonstige Ereignisse“. Darunter fallen beispielsweise derlei versehentliche Hosen- oder Handtaschenanrufe am Notruf, aber auch etwa Anrufe von Kindern am Notruf bis hin zum Notrufmissbrauch, erklärt Marc Steidel. Bei einem täglichen Aufkommen von etwa 500 Anrufen, davon rund 200 über Notrufleitungen, machen diese falschen Notrufe somit immerhin gut ein Drittel aus.

Hohes Notrufaufkommen: Zusätzliches Personal springt ein

Wie gehen die Disponenten, die die Notrufe in der Leitstelle annehmen, damit um? „Über die Zeit sind solche falschen Notrufe schon belastend. Aber die Disponenten sind erfahren und können damit umgehen“, sagt Marc Steidel. Aus der Erfahrung heraus können die geschulten Disponenten erkennen, ob es sich um einen versehentlichen Anruf aus der Tasche heraus handelt oder nicht. So etwa an Lauf- und Umgebungsräuschen oder gedämpften Gesprächen. Bei Röchelgeräuschen oder ähnlichem wird die Leitung offen gehalten, als echter Notruf eingestuft und über die mitgelieferten Standortdaten entsprechend Hilfe geschickt.

Versehentliche Notrufe werden nicht geahndet. Anders sieht es bei Notrufmissbrauch aus. Hier geht es von der Belehrung und Ermahnung bis hin zur Anzeige.

Dass es durch vermehrte falsche oder versehentliche Notrufe zu einer Überlastung der Notrufzentrale kommt und echte Notrufe deshalb nicht entgegengenommen werden können, sei in der ILS in Magdeburg nicht zu befürchten. Dadurch, dass die ILS durch die Berufsfeuerwehr besetzt ist, sei man in der Lage, dies zu händeln. Marc Steidel: „Wenn es zu einem erhöhten Notrufaufkommen kommt, sind wir personell entsprechend aufgestellt, um dies innerhalb kürzester Zeit durch zusätzliche Kollegen zu kompensieren.“