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Prozess Überfall auf Spätshop erneut vor Gericht

Nach einem Überfall auf einen Spätshop wird nun dem mutmaßlichen Mittäter der Prozess am Landgericht Magdeburg gemacht.

Von Tom Wunderlich 14.05.2019, 17:22

Magdeburg l Seit 14. Mai 2019 muss sich vor dem Landgericht in Magdeburg ein Mann aus der Altmark verantworten. Er soll dabei geholfen haben, einen Spätshop in Magdeburg zu überfallen. Ein zweiter Mann hatte damals den Ladeninhaber brutal zusammengeschlagen und war dann ohne Beute geflüchtet.

Bereits Anfang März 2019 wurde der Haupttäter durch die 5. Strafkammer zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und der Unterbringung in der Entziehungsanstalt verurteilt. Nun musste sich der mit angeklagte 37-Jährige vor Gericht verantworten.

Wie er selber erzählte, habe er den Täter einige Wochen vor dem Überfall kennengelernt. Durch Drogengeschäfte habe man zueinander gefunden. Am Abend des 13. März 2018 habe der bereits verurteilte 39-Jährige ihn angesprochen und gefragt, ob er mit nach Halberstadt zu seinem Drogendealer fahren könne. Bei dem Ausflug ging es darum, Schulden in Höhe von mehreren Tausend Euro zu begleichen. „Ich bin mit dem Mann aufgewachsen und wusste um seine Gefährlichkeit. Ich wollte im Fall der Fälle deeskalierend wirken“, erzählt der Altmärker vor Gericht über den Dealer.

Kurz nach Abfahrt sei ihm dann eine Pistole, eine Schreckschusswaffe wie die Polizei später bestätigt, gezeigt worden. „Da hab ich mir noch nichts weiter gedacht.“ Kurz vor Magdeburg habe ihm dann der 39-Jährige eröffnet, dass er einen Spätshop überfallen wolle. „Ich wollte das erst gar nicht, aber habe dann aufgrund meiner Schulden doch mitgemacht.“

Der Schuldenberg hat sich vor allem durch die ausstehenden Zahlungen für Unterhalt und Strom summiert. Mehr als 12.000 Euro sind es letztendlich. Mit dem Stromanbieter sei bereits eine Ratenzahlung vereinbart, bei den restlichen Schulden habe er es immer wieder schleifen lassen.

Er selber habe sich von dem Überfall letztendlich einen kleinen Bonus erhofft. Immerhin verdiente er gut. Rund 1800 Netto, erklärt der mittlerweile Arbeitslose. Gut 200 Euro seien dafür jeden Monat für Drogen draufgegangen. Auch am Tattag ist er unter Stoff: „Ich war bereits zwei Tage wach. Hatte Crystal Meth und Speed im Blut.“

Der 37-Jährige bekommt die Aufgabe, den Spätshop im Osten Magdeburgs auszuspähen und Bescheid zu geben, wenn er allein sei. Das tut der Angeklagte auch. Was danach geschieht, schockiert ihn heute noch. „Mein Bekannter kam dann maskiert mit der Waffe in den Laden gestürmt. Ich suchte sofort das Weite, weil er so brutal vorgegangen war.“ Die Brutalität spiegelt sich später im Protokoll des Rettungsdienstes wieder. Darin heißt es, dass das Opfer nach einem Raubüberfall mehrere Kopfplatzwunden sowie diverse Hämatome am Körper davongetragen habe.

Der Ladeninhaber, der nun zum zweiten Mal aussagen musste, bestätigt den versuchten Überfall. „Ich habe versucht, dem Räuber die Waffe zu entwenden und ihm die Maske vom Gesicht gerissen“, beschreibt der 28-Jährige das Geschehen. Erst später sei ihm bewusst geworden, was alles hätte passieren können. Noch immer hat er mit den Folgen der Tat zu kämpfen. „Ich war eine Woche arbeitsunfähig und habe mich dann wieder um den Laden gekümmert, aber die Angst ist immer präsent.“ Vor allem wenn er alleine im Spätshop sei, beschleiche ihn ein ungutes Gefühl. Zudem würden die Narben immer wieder Kopfschmerzen verursachen.

Ein Lob erntet er von der Richterin, als er nochmal erklärt, wie er die Täter – sie waren zunächst ohne Beute und Waffe spurlos verschwunden – aufgespürt habe. „Ich habe mir immer wieder die Überwachungsvideos angeschaut und den Mann irgendwann auf Facebook ausfindig gemacht.“ Damit meint er den 37-Jährigen, der sich nun wegen „Mittäterschaft bezüglich räuberischer Erpressung“ verantworten muss. Insgesamt sollen während des Prozesses sechs Zeugen gehört werden. Der Prozess soll am 15. Mai fortgesetzt werden.