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Rezension Tiefenpsychologie mit dem Froschkönig

Die Kammerspiele Magdeburg sind mit einer neuen Folge von "Olvenstedt probiert's" am Start.

Von Christina Bendigs 03.12.2017, 17:40

Magdeburg l Die Schauspieler der Magdeburger Kammerspiele bringen mit „Olvenstedt probiert‘s“ die wohl kultigste Theatergruppe der Stadt erneut auf die Bühne. Zum Advent wollen die Laiendarsteller des Stückes ein Weihnachtsmärchen einstudieren. „Last Christmas“ läuft über die Lautsprecher, Beate Braune (Susanne Bard) kehrt gerade vom Einkaufen zurück. Basti Wiese hat sich aus dem Staub gemacht. Und so springt im 26. Versuch von „Olvenstedt probiert‘s“ Andreas „Ente“ Mann (Michael Magel) als Regisseur der Theatergruppe „Braune Sommer Wiese“ ein. Darf die eigentlich noch so heißen? Oder sollte sie sich dann nicht lieber „Braune Sommer Mann“ oder „Sommer Mann Braune“ nennen? Egal, die Wahl für das Weihnachtsmärchen fiel auf den „Froschkönig“ – und „Ente“ findet viel Symbolik für seine eigene verkorkste Kindheit – und die seiner Kollegen. Und mitten in die emotional aufgeladene Szenerie platzt „Entes“ über Jahre verschwundene Mutter (Manon Straché).

Autor Dirk Heidicke ist es gelungen, über das Märchen Einblicke in die Kindheit und Psyche der Figuren zu geben, ohne dabei den Witz zu kurz kommen zu lassen. Der ergibt sich vor allem durch die Leistung der Schauspieler, die sich einmal mehr als Laien inszenieren. Juchen im Publikum ist durch Situationskomik und Running Gags wie Beate Braunes Standardsatz „Ich moach mick moal de Hoare“ garantiert, oder wenn Michael Günther als Joachim Sommer im Froschkostüm in der Hocke über die Bühne hüpft oder abwechselnd in den Stimmen von Hitler, Stalin und Napoleon spricht. Großartig, wie sich Gastschauspielerin Manon Straché („Lindenstraße“, „Traumschiff“) in die Kammerspiele-Truppe eingefügt hat. Regisseur Oliver Breite führt ihre Figur von der kühlen Weltenbummlerin zu einer Frau, die ihre Magdeburger Wurzeln eben doch nicht verbergen kann.

Viel Szenenapplaus und anhaltenden Schlussapplaus gab es zu recht. Selbst ohne die Ausflüge in das aktuelle Stadtgeschehen mit Tunnelbau, störendem MVB-Haus und mehr, weiß man: Dieses Theater spielt in Magdeburg.

Wegen der großen Nachfrage ist eine Zusatzvorstellung am 5. Dezember 2017 geplant, für die es noch Karten in der „Feuerwache“ gibt.