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Runder Tisch Kampf gegen Vandalismus an Kunstwerken

Nach dem Vandalismus an der Bauzaungalerie in Magdeburg will ein Verein eine Art "runden Tisch" der Kulturschaffenden organisieren.

Von Peter Ließmann 06.09.2017, 01:01

Magdeburg l Der „Verein für Kunstausstellungen“ ist selbst Leidtragender in Sachen „Vandalismus an Kunstwerken im öffentlichen Raum“. 2016 wurden während des Herbstsalons im MDR-Funkhaus auch Skulpturen des Bildhauers Marc Haselbach gezeigt. Einige davon standen im Außenbereich des Funkhauses und wurden nachts beschädigt.

„Das Problem hängt uns immer noch an“, sagt Ursula Günther. Sie ist im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Mit dem Künstler werde darum gerungen, wer für den Schaden an seinen Skulpturen aufkommen müsse. Ein Rechtsstreit, der andauere.

Der jüngste Vandalismus an Kunstwerken, die zerstörten Bilder der Magdeburger Bauzaungalerie im Breiten Weg, hat der Herbstsalon-Verein zum Anlass genommen, dieses Problem in größerem Rahmen zu diskutieren. Kunst im öffentlichen Raum sei für eine Stadt immer ein wichtiges Kultur-Statement. Kunstwerke in Straßen, Parks und auf exponierten Plätzen gehörten mit zur Identität einer Stadt und können auch identitätsstiftend für die Bürger sein. „Allerdings nur, wenn sie Bestand haben“, sagt Ursula Günther. Werden diese Kunstwerke durch Vandalismus immer wieder beschädigt oder gar zerstört, verkehre sich das unter Umständen sogar ins Gegenteil.

Die Frage sei, was dagegen getan werden könne. „Wir befürchten, wenn der Vandalismus an Kunstwerken im öffentlichen Raum überhandnimmt, wird sich bald niemand mehr finden, der sich auf solche Kunstprojekte einlässt“, vermuten Ursula Günther und der Herstsalon-Verein. Und es bestehe auch die Gefahr, keine Künstler mehr zu finden, die ihre Werke im Stadtbild von Magdeburg zeigen wollen. Der Kunstverein will darum in den kommenden Monaten ein Treffen von Kunstschaffenden in Magdeburg organisieren, um das Problem in großer Runde zu beraten.

Die meisten Kunstwerke in Magdeburgs öffentlichem Raum gehören dem Kunstmuseum „Kloster Unser Lieben Frauen“. Der Skulpturenpark rund um das Kloster ist berühmt, und für Museumsleiterin Dr. Annegret Laabs ist Vandalismus natürlich immer wieder ein Thema. Glücklicherweise sei die Skulpturensammlung seit längerer Zeit von Vandalismus verschont geblieben. „Aber es passiert immer wieder, und einen grundsätzlichen Schutz davor gibt es nicht“, sagt Annegret Laabs. Das sei aber auf keinen Fall ein spezielles Magdeburger Problem. „Alle Städte haben damit zu tun.“

Hat das Museum mit seinem Skulpturenpark zurzeit weniger Probleme, so sieht das bei der Lichtinstallation des Künstlers Maurizio Nannucci an der Hubbrücke ganz anders aus. Das Kunstwerk wurde schon mehrfach so stark beschädigt, dass es nicht mehr funktionierte. Erst im Juni konnte es — mit Hilfe von Spenden — wieder zum Leuchten gebracht werden. „Das ist auch die einzige wirksame Gegenwehr: den Schaden so schnell wie möglich beseitigen“, sagt Dr. Laabs.

Kunstwerke im öffentlichen Raum gegen Vandalismus versichern könne man nicht. „Das macht gerade wegen dieser Gefahr keine Versicherung“, sagt Annegret Laabs. Das müsse auch den Künstlern immer wieder deutlich gemacht werden. Wer im öffentlichen Raum ausstellen wolle, sei auch für sein Kunstwerk selbst verantwortlich, es sei denn, der Aussteller kaufe das Kunstwerk.

Auf keinen Fall dürfe vor dem Problem zurückgewichen werden. Kunst im öffentlichen Raum gehöre in eine Stadt und zu einer Stadt. Sie wegen Vandalismus immer weniger stattfinden zu lassen, sei ein fatales Zeichen gegen Kunst im öffentlichen Raum, meinte die Museumsleiterin. Wichtig sei es, das Problem auch immer wieder öffentlich zu machen. Darum stehe sie dem Ansinnen des Herbstsalon-Kunstvereins, eine Gesprächsrunde zum Thema zu organisieren, offen gegenüber.