Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Singender Botschafter für Magdeburg
Simon Becker ist nicht nur Musiker, sondern auch kreativer Kopf mit sozialem Engagement. Die Villa Wertvoll ist nur ein Projekt, an dem er mitwirkt.

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Simon Becker, Musiker und Mitgründer der Villa Wertvoll.
Simon Becker, Musiker und Mitgründer der Villa Wertvol
(Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg) Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.Simon Becker ist ein Hansdampf in allen Gassen. Er ist Musiker, Manager und Mitbegründer der Villa Wertvoll – aber eigentlich ist er vor allem unheimlich neugierig, abenteuerlustig, kontaktfreudig und engagiert. Geboren im hohen Norden zog es ihn zwischenzeitlich für ein freiwilliges Jahr ganz in den Süden an den Rand der Alpen und später für ein Studium an einem kleinen Theologischen Seminar in die Nähe von Köln, bevor er 2008 in der Mitte Deutschlands hängenblieb.
Magdeburg nur über Handballer des SC Magdeburg gekannt
Magdeburg kannte er als gebürtiger Kieler bis dahin nur vom Handball und als stetigen Gegner des THW Kiel. „Ich wusste überhaupt nicht, wo die Stadt wirklich liegt, wofür sie steht und was sie für Potenzial hat“, sagt er heute. Er wusste nur, dass der Pfarrerberuf doch nichts für ihn ist und er sich lieber selbständig machen und als Musiker arbeiten wollte.
Ein Kommilitone wurde dann Pastor in einer Gemeinde in Magdeburg und hat ihm von der Stadt vorgeschwärmt. „Er hat mir erzählt, was man in Magdeburg alles machen und wie man die Stadt noch gestalten kann“ erinnert er sich. „Das fand ich total spannend und von daher habe ich mich entschieden, hierher zu ziehen.“
Liebe zur Musik von der Großmutter geerbt
Die Liebe zur Musik hat er von seiner Großmutter, die ihm als kleiner Junge das Klavierspielen beigebracht hat. Sie war schon damals überzeugt von seiner Begabung, sah seine Leidenschaft und hat ihn sehr gefördert. Ihm selber ist diese tiefe Verbindung erst klargeworden, als er im Teenageralter mit dem Songwriting anfing und später auch Gesangsuntergericht nahm.
In Magdeburg machte er dieses Hobby zum Beruf, trat in den ersten Jahren in gefühlt jeder Kneipe auf und kam mit vielen Künstlerinnen und Künstlern in Kontakt. Aus dem ganz persönlichen Antrieb heraus, neue Leute kennenzulernen und als Musiker Fuß zu fassen, sind nachhaltige Netzwerke entstanden, wie zum Beispiel das Kulturkollektiv, das es in neuer Trägerschaft noch immer in Stadtfeld gibt. „Ich musste mir damals alles selbst erarbeiten.
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Heute haben diese vielen kleinen Inseln in der Kulturszene eine Verbindung, die es für Künstlerinnen und Künstler deutlich einfachen macht“, erzählt er und freut sich über diese Entwicklung und das neue Netzwerk in der Freien Kulturszene.
Villa Wertvoll als Platz für Kinder und Jugendliche
Über den Trägerverein Sunrise entwickelten sich mit der Zeit immer mehr Projekte und die verschiedensten gemeinnützigen Ideen wurden umgesetzt. Ein ganz besonderes Projekt, was in dieser Gemeinschaft junger, engagierter Menschen seinen Höhepunkt gefunden hat, ist die Villa Wertvoll.
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„Das ist ein Kinder- und Jugendkulturhaus in Magdeburg Neue Neustadt, in dem wir künstlerische Workshops für 3- bis 17-Jährige in den Bereichen Tanz, Theater, Tonstudio, Film- und Kunstkurse anbieten“, erklärt er sein Herzensprojekt. „Wir laden Kinder und Jugendliche zu uns ein, kostenlos an diesen Workshops teilzunehmen und die Ergebnisse dann am Ende gemeinsam im großen Rahmen zu präsentieren.“ Auf diesem Weg wollen sie den Kindern zeigen, wie wertvoll sie sind und wie bedingungslos sie angenommen und geliebt werden, egal aus welchem Umfeld sie kommen.
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„Damit wollen wir die Selbstwirksamkeit und die Resilienz der Kinder stärken, damit sie ihre Zukunft und die Zukunft ihres Umfelds positiv gestalten können.“ Im September 2018 eröffnet, ist die Villa Wertvoll heute ein bundesweit anerkanntes Projekt mit überaus großer Resonanz.
Schätze heben
Die Chance, dieses ganz besondere Konzept umsetzen zu können, ist für ihn sinnbildlich für Magdeburg: „Dieses Gefühl, hier etwas kreieren und schaffen zu können, hat mich damals schon gereizt. Andere Städte waren gefühlt schon so fertig, aber hier konnte man noch was bewegen und seinen Platz finden.“ Diese Potentiale und Freiräume sieht er auch heute noch in der Stadt.
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„Wie vor 17 Jahren gibt es in Magdeburg noch immer die Möglichkeit, neue Dinge zu gründen und Schätze zu heben“, ist er überzeugt. „Ich sehe hier noch Lücken und leere Häuser, die man bespielen kann, und ich sehe Menschen, die Ideen haben.“ Für ihn hat Magdeburg ganz viel Raum zur individuellen Entfaltung. Über dieses Engagement und die große Gemeinschaft hat er seine neue Heimat nicht nur besser kennen-, sondern auch lieben gelernt, sodass er sich heute ganz selbstverständlich als „Liedermacher aus Magdeburg“ bezeichnet.