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Spendenaufruf Stadtarchiv Magdeburg: Paten retten Archivschätze

Das Magdeburger Stadtarchiv und sein Förderverein haben erste Ergebnisse der Aktion „Restaurierungspatenschaften gesucht“ präsentiert. Damit werden Archivstücke vor dem Verfall gerettet.

Von Ivar Lüthe Aktualisiert: 05.09.2023, 14:06
Bewunderten am Dienstag (5. September 2023) die restaurierten Archivstücke im Stadtarchiv (von links): Pate und Landtagsmitglied Olaf Meister, Stadtarchivar Christoph Volkmar, Sabine Schaller vom Förderverein und Patin Manuela Schwartz, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal .
Bewunderten am Dienstag (5. September 2023) die restaurierten Archivstücke im Stadtarchiv (von links): Pate und Landtagsmitglied Olaf Meister, Stadtarchivar Christoph Volkmar, Sabine Schaller vom Förderverein und Patin Manuela Schwartz, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal . Foto: Ivar Lüthe

Magdeburg - Mit einer besonderen Aktion möchten das Stadtarchiv und der Förderverein „Freunde des Stadtarchivs Magdeburg“ Zeugnisse der Stadtgeschichte vor dem Verfall retten. Dazu hat der Förderverein einen Spendenaufruf initiiert. Gesucht werden Paten, die für die Restaurierung von Archivalien spenden.

Zwei besondere Stücke, die stellvertretend für viele weitere restaurierungsbedürftige Archivalien stehen, konnten dank der Patenaktion am Dienstag (5. September 2023) in neuem Glanz der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zum einen handelte es sich um einen farbige Meisterbrief für den Buchdruckermeister Kurt Möckel aus Magdeburg aus dem Jahr 1922. Zum anderen um ein Heft aus der Reihe „Frühlicht“ von Architekt und Magdeburger Baustadtrat Bruno Taut.

Meisterbrief war in der Mitte durchgerissen

Der Meisterbrief, den das Stadtarchiv aus Privathand erhalten hatte, war ursprünglich vertikal in der Mitte durchgerissen und musste zudem gereinigt werden. Als Patin für das Schmuckstück fand sich Prof. Dr. Manuela Schwartz, die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie spendete für die Restaurierung.

Auf die Urkunde war sie über den Förderverein aufmerksam geworden, wie sie sagte. Und fand neben privaten Verbindungen („Mein Großvater war selbst Meister.“) noch weitere Verbindungen: Auf der Urkunde für den Buchdruckermeister aus Magdeburg sind neben dem Stadtwappen auch die Wappen von Stendal und Halberstadt zu finden – eine perfekte Verbindung zur Hochschule Magdeburg-Stendal, sagte sie. Hinzu kam natürlich auch, dass sie sich für die Rettung von stadtgeschichtlichen Dokument engagieren wolle.

Die restaurierte Meisterurkundefür den Magdeburger Buchdruckermeister Kurt Möckel aus dem Jahr 1922.
Die restaurierte Meisterurkundefür den Magdeburger Buchdruckermeister Kurt Möckel aus dem Jahr 1922.
Foto: Ivar Lüthe

Dem zweiten geretteten Archivstück, dem „Frühlicht“ aus dem Jahr 1922, nahm sich der Magdeburger Stadtrat und Landtagsabgeordnete, Olaf Meister, an. Das Heft, herausgegeben von Bruno Taut, ist ein Zeitzeugnis zum Neuen Bauen. Das Heft war bereits vergilbt, das Papier wurde brüchig. Noch rechtzeitig konnte es durch ein Entsäuerungsbad gerettet werden. Nun kann in der seltenen Ausgabe wieder geblättert werden.

In dem Heft berichtet Taut beispielsweise über sein erstes Jahr aus Stadtbaurat. Es finden sich aber auch Werbeanzeigen beispielsweise vom Warenhaus Barasch oder dem Baugeschäft Paul Schuster. Ebenso berichtet das Heft über die Gartenstadt Reform – und es findet sich ein Aufruf zum „Wettbewerb für Hausreklame und Hausanstriche“. Es ist quasi der Startschuss für die Fassadengestaltung zur „bunten Stadt Magdeburg“, die die Stadt über ihre Grenzen hinaus bekannt machte.

Magdeburgs Stadtarchivar: „Eine enorme Herausforderung“

„Ich habe mich für dieses Stück entschieden, weil es ein ganz besonderes Zeitzeugnis ist. Es stammt aus einer spektakulären Umbruchzeit, aus einer Zeit der Aufbruchsstimmung durch Bruno Taut“, sagte Olaf Meister.

Beide nun restaurierten Stücke stehen stellvertretend „für eine ganze Reihe von Sorgenkindern“, wie Stadtarchivar Christoph Volkmar sagte. Geschädigte Originale, die nicht mehr vorgelegt, ausgewertet oder in Ausstellungen betrachtet werden können, sind Sorgenkinder in vielen Archiven. Jahrelang mussten sie im Verborgenen bleiben, um nicht ganz zu werden. Oft kann nur noch eine professionelle Restaurierung helfen.

Über Förderungen hat das Stadtarchiv in den vergangenen Jahren schon einige Zeitzeugnisse restaurieren lassen und somit bewahrt. Beispielsweise die fast 30.000 Fotoglasplatten des Tiefbauamtes, oder auch Akten der Stadtverordnetenversammlung, des Hochbauamtes oder der Friedhofsverwaltung. Doch noch immer gibt es zahlreiche Dokumente, die noch vor dem Verfall gerettet werden müssen. Volkmar spricht von einer „enormen Herausforderung“. Allein die nötigen Entsäuerungsbäder wie im Fall des Taut-Heftes würden das Stadtarchiv sicher „noch die nächsten Jahre oder Jahrzehnte beschäftigen“. Und die öffentlichen Mittel sind begrenzt.

Weitere Spender werden gesucht

Hier kommen die Freunde des Stadtarchivs zur Hilfe. Gemeinsam mit dem Stadtarchiv hat der Förderverein einen Aufruf gestartet, um für ganz besondere Sorgenkinder Paten zu finden. Zunächst fünf Stücke wurden ausgewählt. Mit dem Meisterbrief und dem Taut-Heft sind bereits zwei Stücke gerettet, ein weiteres Schmuckstück, das „Allerliebstes Puppen-Kochbuch für kleine Mädchen“ auf der Zeit um 1850 wird gerade dank eines Paten restauriert und soll in einer geplanten Sonderausstellung zum Thema Puppen im Kulturhistorischen Museum wieder zu sehen sein können.

Interessierte können die Restaurierungspatenschaft für ein einzelnes Objekt übernehmen oder mit Teilspenden zur Rettung der restaurierungsbedürftigen Archivalien beitragen, erläutert Sabine Schaller, Vorsitzende des Fördervereins. Selbst kleinere Beiträge helfen und sind willkommen.