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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Mit Video: Tischlerei-Chefin: Zukunft in Magdeburg

Christina Lautenbach leitet in zweiter Generation eine Tischlerei in Magdeburg. Wie sich Arbeit, Aufgaben und Magdeburg verändert haben.

Von rs 28.07.2025, 17:30
Christina Lautenbach, Chefin einer Tischlerein in Magdeburg.
Christina Lautenbach, Chefin einer Tischlerein in Magdeburg. Foto: Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Christina Lautenbach, Chefin einer Tischlerei in Magdeburg.

Christina Lautenbach ist im Handwerk groß geworden – inmitten von Kreissäge, Hobelbank und Werkstattatmosphäre. Ihr Weg in den Familienbetrieb war dabei nicht von Anfang an geplant. Doch nachdem ihr ein Studium verwehrt blieb, entschied sie sich, in die von ihrem Vater gegründete Tischlerei einzusteigen – und Tischlerin zu werden.

Video: Ost-West-Serie: Christina Lautenbach. Tischlereichefin

(Bericht/Kamera: Stadtmarketingverein Pro M Magdeburg)

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Schon 1982 gründete ihr Vater Thomas Lautenbach die Tischlerei in Magdeburg – gut sieben Jahre vor dem Mauerfall. Christina ist damals Schülerin, macht später Abitur und anschließend ihre Ausbildung. „Ich durfte meine Ausbildungszeit auf anderthalb Jahre verkürzen. Und dann bin ich einfach meinen Weg gegangen.“ Sie lernt ihren Mann kennen, der fürs Studium nach Magdeburg gekommen ist und bei ihr an der Elbe bleibt.

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Plötzlich war alles ganz anders

Die Umbrüche nach 1989 beschreibt sie heute als „surreal“. „Alles war plötzlich anders. Man hat geglaubt, es wird besser – doch nicht alles ist besser geworden.“ Für den Handwerksbetrieb bedeutet die Zeit eine Herausforderung: neue Materialien, andere Techniken – und ein riesiger Nachholbedarf in Sachen Sanierung. Die Auftragslage war gut, aber fordernd.

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„Alle wollten auf einmal Kunststofffenster – um nur ein Beispiel zu nennen“, erinnert sich Christina Lautenbach. Seit 2002 führt sie die Tischlerei Thomas Lautenbach in zweiter Generation – mit einem Team von zehn Mitarbeitenden. 1993 hatte sie sich entschlossen, den Meistertitel zu erwerben - „Ich hatte damals nicht den Drang, meinen Vater oder Magdeburg zu verlassen. Ich wollte im Unternehmen bleiben. Mein Vater hat mir da viele Freiheiten gelassen.“ 1997 war es dann so weit. „Ich habe mir meinen Platz im Handwerk mit Fleiß und Ausdauer aufgebaut“, sagt sie heute. Ihr Vater habe sie dabei immer unterstützt: „Er hat gesagt: Wer mit dir als Frau nicht redet, braucht mit mir auch nicht reden.“

Stadtbild in Magdeburg mitgeprägt

In den vergangenen 35 Jahren hat die Tischlerei Thomas Lautenbach an vielen Stellen das Stadtbild Magdeburgs mitgeprägt – etwa bei der Sanierung der denkmalgeschützten Beims- und Curiesiedlung. Heute kümmert sich das Team teilweise um die Wartung oder Erneuerung von Projekten aus der eigenen Vergangenheit. „Da fährt man durch die Stadt und denkt: Das haben wir gemacht – das macht schon stolz“, sagt Lautenbach.

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Selbst an der Säge stehen oder mit dem Hobel arbeiten – das ist für die Tischlermeisterin nicht mehr drin. „Ich bin nur noch Managerin“, sagt sie lächelnd. Ihre Aufgaben liegen in Organisation, Kundenkontakt und Unternehmensentwicklung. „Früher kam alles mit der Post, heute per E-Mail. Da muss man dann einfach schnell reagieren.“

Viele Betriebe leider im Umland

Magdeburg ist für Christina Lautenbach weit mehr als ein Arbeitsort – es ist ihr Zuhause. „Ich brauche den Dom – sonst fehlt mir was“, sagt die Mutter einer Tochter mit einem Lächeln. Die Stadt habe sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt – kulturell, landschaftlich und sportlich. Was sie dennoch vermisst, ist eine stärkere industrielle Basis: „Magdeburg war früher ein Zentrum des Schwermaschinenbaus. Heute ziehen viele Großbetriebe ins Umland – das finde ich schade.“

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Auch die deutsch-deutsche Einheit bleibt für sie ein Thema mit Nachklang: „Es hat sich vieles angenähert, aber man spürt an manchen Stellen noch Unterschiede – gerade in den Köpfen.“ Für sie steht jedoch fest: Mit jeder neuen Generation wächst das Zusammengehörigkeitsgefühl weiter.

Wissen weitergeben

Nachdenklich wird sie beim Blick auf den Generationenwechsel im Handwerk. „Wenn erfahrene Gesellen und Meister in den Ruhestand gehen, verlieren wir nicht nur Fachkräfte, sondern auch jahrzehntelang gewachsenes Wissen.“ Umso wichtiger sei es, dieses Wissen aktiv weiterzugeben - die Tischlerei Thomas Lautenbach, die regelmäßig ausbildet, versucht genau hier anzusetzen.

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Für die Zukunft sieht Christina Lautenbach ihr Unternehmen, ihre Familie – und sich selbst – ganz klar: in Magdeburg.