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Ufer in Magdeburg Baustelle lockt illegale Sprayer an Elbe

Warum eine Ufermauer auf dem Werder in Magdeburg immer wieder Ziel von selbst ernannten Graffiti-Künstlern wird.

Von Tom Wunderlich 19.12.2018, 23:01

Magdeburg l Schon seit jeher scheint die Ufermauer am Kleinen Stadtmarsch gegenüber eine Faszination auf die Magdeburger Sprayerszene auszuüben. Scheinbar fast wöchentlich erscheinen auf der maroden Ufermauer neue Graffiti.

Nicht immer scheinen diese mit Sinn behaftet. Auch einige Leser der Volksstimme sind erzürnt über die illegale Kreativität des „Jungvolkes“, wie sie selber schreiben. „Zurzeit wird die zweite Spundwand eingebaut. Damit sollen vermutlich bessere und sichere Arbeitsbedingungen für unsere Sprayer geschaffen werden“, entzürnt sich ein Leser in einem Brief an die Volksstimme.

Auch die Stadtverwaltung Magdeburg ärgert die Kreativität an den städtischen Wänden. Wie Michael Reif, Pressesprecher der Stadtverwaltung, mitteilt, seien Graffiti ein gesellschaftliches Problem. „Leider ist der entstehende Sachschaden am Bauwerk unverhältnismäßig zum Kostenaufwand der Beseitigung“, erklärt er.

Würde es zur Sachbeschädigung kommen, müsse im Einzelfall entschieden werden, wie sinnvoll eine Beseitigung ist. Vor allem, wenn Sandstein- oder Betonwände besprüht würden, müssten Fachfirmen beauftragt werden, um die Graffiti schonend vom Untergrund zu entfernen.

Doch warum sind unterhalb der maroden Mauer zurzeit begehbare Wege, die den Sprayern die Arbeit erleichtern? Wie Reif weiter erklärt, wird für die Ufermauer derzeit ein Ersatzneubau geschaffen. Die Mauer sei nach den beiden großen Hochwassern, vor allem aber 2013, stark beschädigt worden. Da die Stadt Magdeburg als Eigentümerin für die Instandhaltung verantwortlich sei, werde auch die Maßnahme von der Stadt beaufsichtigt.

„Für die Baumaßnahme werden Fördergelder aus dem Hochwasserbeseitigunsfonds des Bundes und der Länder genutzt“, erklärt Reif. Die Baukosten von immerhin 2,9 Millionen Euro würden somit zu 100 Prozent gefördert werden. Bis spätestens zum dritten Quartal 2019 sollen die Arbeiten an der Mauer beendet sein. „Vorausgesetzt es passiert nichts Unvorhergesehenes.“

Solange wird wahrscheinlich auch noch der Weg unterhalb der Mauer begehbar sein, da die Bauarbeiter an das Bauwerk herankommen müssen. „Der ideale Arbeitsweg auch für die Sprayer“, mutmaßen einige Leser der Volksstimme. Doch Reif warnt eindringlich davor, diesen Weg zu nutzen. „Grundsätzlich ist es gefährlich an solch einer Stelle zu sprayen. Immerhin begeben sich die Sprayer in eine Bundeswasserstraße.“

Entsprechende Unfälle hat es schon mehrfach in Deutschland gegeben, bei denen Graffitikünstler zum Teil sogar tödlich verletzt wurden. Selbst wenn der Weg dann wieder weg sei, könne die Stadt nicht verhindern, dass sich Sprayer an die Unterseite der Mauer begeben. Gerade wenn die Elbe wieder so einen Tiefstand wie 2018 erreichen würde, sei es kein Problem an die Ufermauer heran zu gelangen.

Der Stadtsprecher bittet Passanten inständig, sich bei der Polizei zu melden, wenn sie solche Sprayaktionen sehen. „Wenn möglich sollte auch ein Foto der Täter gemacht werden, denn Verunreinigungen durch Graffiti sind eine Straftat.“

Damit hat er durchaus recht, die Beschädigung durch Grafitti fällt laut Strafgesetzbuch unter den Paragrafen 303, der Sachbeschädigung. Darin heißt es: „Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Außerdem heißt es weiter: „Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.“ Zudem sei auch nur der Versuch der Sachbeschädigung strafbar.

Wie dreist Graffitisprayer in der Stadt agieren, ist in letzter Zeit wieder öfter sichtbar gewesen. Anfang Oktober zogen unbekannte Täter durch Magdeburgs Straßen und beschmierten zahlreiche Hauswände mit Graffiti die Fußballbezug aufwiesen. Letztendlich zählte die Polizei in der Nacht mehr als 130 Schmierereien.

Im Jahr 2017 mussten durch das Kommunale Gebäudemanagement rund 50.000 Euro für die Beseitigung von Graffiti aufgewendet werden. Hinzu kommen die Kosten des Tiefbauamtes, welches Graffiti an Tunnelwänden zum Beispiel entfernt.

Auch wenn die Graffiti in Magdeburg scheinbar mehr werden, sprechen die Zahlen der Polizeidirektion Nord eine andere Sprache. So geht aus Zahlen aus dem September 2018 hervor, dass die Anzahl gesunken ist.

Wurden 2007 noch 2850 Straftaten angezeigt, so wurden zehn Jahre später - 2017 - nur noch 1580 Sachbeschädigungen durch Graffiti angezeigt. Jeder Sprayer der nicht sofort erwischt wird, sollte sich bewusst sein, das zivilrechtliche Schadensersatzansprüche bis zu 30 Jahre bestehen bleiben.