Grüne Wiese und Ulrichskirche Vision für Ulrichplatz: Magdeburger kritisieren Architekten-Idee scharf
Die Idee dreier Architekten für ein Bildungs- und Kulturzentrum auf dem Ulrichplatz in Magdeburg sorgt für viele Reaktionen. Volksstimme-Leser äußern viel Kritik, aber auch Lob.
Magdeburg. - Viele Leser-Reaktionen hat der Volksstimme-Bericht über die Vision dreier Architekten für ein Bildungs- und Kulturzentrum auf dem Ulrichplatz hervorgerufen. Erwartungsgemäß sorgen besonders zwei Umstände für Kritik an der Idee: der Verlust der Grünfläche und die Integration der Ulrichskirche. Beides war bereits in der Vergangenheit auf Ablehnung gestoßen.
Entsprechend vehement sprechen sich etliche Leser gegen eine Bebauung der Fläche aus. Doch es gibt auch Zuspruch für die begrünten Fassaden und die Architektur. Hier eine Auswahl von Leserbriefen.
Ulrichplatz in Magdeburg: Vision von Architekten stößt bei Lesern auf Kritik und Lob
Sabine Baake aus Magdeburg schreibt:
„Wieder geht es darum, die Grünfläche zu bebauen, und drei Architekten haben in Eigeninitiative mal eben einen Entwurf dafür entwickelt. Dabei ist die Fläche, wie es im Artikel heißt, eine festgeschriebene Grünfläche. ‚Und eine Änderung sei aus Gründen des Klimawandels und Hitzeschutzes weder beabsichtigt noch erwünscht’, so Stadtsprecher Michael Reif.
Und so sollte es bleiben! Eine große Grünfläche mit vielen Bäumen und Grün dient dem Hitzeschutz meines Erachtens viel besser als ein klotziges Gebäude mit Begrünung und hat eine ganz andere Aufenthaltsqualität mitten in der Stadt für die Menschen. Diese Oase muss bestehen bleiben!
Die drei Architekten könnten sich dabei engagieren, bereits bestehende Gebäude der Stadt zu begrünen. Da gibt es noch viel zu tun! Und zum Thema Bildungs-und Kulturzentrum: Ich kann mich erinnern, dass es diese Idee auch schon für ein bereits bestehendes Gebäude in der Stadtmitte gab, also dort Stadtbibliothek und Volkshochschule unterzubringen. Darum: keine Bebauung der Grünfläche am Ulrichplatz!“
Magdeburger Ulrichplatz: So unterschiedlich reagieren die Leser auf die Idee der Architekten
Helmut Mittank aus Magdeburg schreibt:
„Der Entwurf ist fantastisch und würde bei einer Umsetzung den Anblick des Zentrums der Stadt Magdeburg wesentlich erhöhen. Das Gebäude aus Glas und Beton würde ein echter ‚Hingucker’ auch für Besucher Magdeburgs werden.
Allerdings gefällt mir die Ansicht im Verlauf der Ernst-Reuter-Allee nicht, das könnte entfallen. Dafür könnten die Architekten das Eingangsportal der ehemaligen Ulrichskirche aufnehmen als offiziellen Eingang vom Springbrunnen aus. Die Besucher des neuen Gebäudes werden dann beim Betreten stets an die Kirche erinnert werden.“
Ulrichplatz: Unterschiedliche Leser-Reaktionen auf die Vision dreier Architekten
Marion und Ekkehart Gämlich aus Magdeburg schreiben:
„Bitte keine Ulrichskirche durch die Hintertür. Und erst recht keinen noch gewaltigeren Betonklotz. Zu vergessen ist nicht, wie deutlich sich die Bürger gegen eine Ulrichskirche auf dem Ulrichplatz ausgesprochen haben. Auch heute noch völlig zu Recht, wenn man sieht, wie intensiv dieser Platz von den Menschen angenommen wird.
Der Hinweis auf die sich extrem verändernde Klimasituation, auf die sich die Stadtplanung umstellen muss, muss vorrangig entscheidend sein. Hier wird kühlende Luftzirkulation behindert. In diesem Sinn ist der Entwurf konzeptionell gestrig. Und statt mehr Grün im Innenstadtbereich wird Grün wegbetoniert. Das kann auch grüner Anstrich nicht ersetzen - oder sogar Fassadenbegrünung, die an jedem geeigneten Bauwerk sinnvoll und nötig wäre.
Der Entwurf verbaut wuchtig, bis an die Gehwegkante, die jetzige lockere Offenheit der Umgebung um den Ulrichplatz. Auf dem Platz hat diese Idee keine Chance verdient. An anderer Stelle mag der Entwurf durchaus architektonisch interessant sein - ohne Ulrichskirchen-Attrappe natürlich.“
Vision für Ulrichplatz in Magdeburg: Bebauung der Grünfläche stö´ßt bei Lesern auf Kritik
Familie Hartmann aus Magdeburg schreibt:
„So eine schöne Idee! Die abgerissene Kirche käme wieder in das Stadtbild zurück – Erinnerung und zeitgemäße Nutzung des Raumes wären sinnvoll vereint. Und das senkrechte Grün ist mindestens so wertvoll wie das vorhandene.“
Egon Sprint aus Magdeburg schreibt:
„Und wieder soll eine Grünfläche, die für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist, verschwinden. Es mag sein, dass die Grünbilanz mathematisch besser ist als bisher, was ich bezweifle, aber sie ist dann nicht mehr für alle nutzbar. Was ist mit den Themen Frischluftschneisen und Aufenthaltsqualität?
Gerade der Ulrichplatz ist durch das viele Grün auf Augenhöhe beliebt, was sich auch in den Besucherzahlen der Außengastronomie zeigt. Dann auf einen Glas-Betonklotz schauen zu müssen, auf dessen Dach nicht sichtbares Grün die bisherigen Flächen ausgleichen soll? Nein, danke. Ich hoffe, die Magdeburger wehren sich weiter.“
Lars Plagemann aus Magdeburg schreibt:
„Noch dreister geht es nicht. Drei Architekten wollen sich ein Denkmal setzen, nutzen aktuelle Diskussionen rund um Stadtbibliothek und Volkshochschule und bauen dabei die letzte verbleibende Grünfläche zu.
Kaltluftschneise und Baumbestand ade! Dies in Zeiten der Klimaveränderung, wo wir in zugebauten Innenstädten mit steigenden Temperaturen im Sommer zu kämpfen haben. Und die Ulrichskirchen-Thematik mal ganz außen vorgelassen. Es gibt genügend andere Flächen in Magdeburg, wo sie ihre Arbeit und Zeit sinnvoller investieren könnten.“