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Ulrichskirche Kuratorium will nicht aufgeben

Trotz verlorenen Bürgerentscheids und Ablehnung im Magdeburger Stadtrat: Das Kuratorium Ulrichskirche will weitermachen.

Von Franziska Ellrich 03.04.2017, 01:01

Magdeburg l Wie geht es weiter mit dem Kuratorium Ulrichskirche in Magdeburg? Dieser Frage stellten sich die Vereinsmitglieder am Sonnabend auf ihrer Mitgliederversammlung. Drei Optionen warf der Vorsitzende Tobias Köppe zur Diskussion in den Raum. Erstens: Den Verein auflösen. Zweitens: Die Satzung allein auf den Wiederaufbau des Portals ausrichten und nicht mehr auf die gesamte Ulrichskirche. Drittens: Weitermachen – mit dem gleichen Ziel. Wie seit zehn Jahren.

2007 hat sich das Kuratorium Ulrichskirche gegründet. Man wollte das im Jahr 1956 gesprengte Gotteshaus zwischen heutigem Ulrichshaus und City Carré wiederaufbauen. Zwischen dieser Idee und dem zehnjährigen Vereinsbestehen heute liegen ein Bürgerentscheid, bei dem mehr als 70 Prozent gegen den Wiederaufbau stimmten, die neue Idee vom Aufbau zumindest eines Portals und deren Ablehnung im Stadtrat.

Was auch dazwischen liegt, sind hitzige Diskussionen, öffentliche Anfeindungen und anonyme Drohbriefe. Während die Vereinsmitglieder als „Ulrichskirchenbande“ beschimpft werden, lässt sich Tobias Köppe nach der Schlappe im Stadtrat zu Vergleichen zwischen Stadtratsmitgliedern und DDR-Politiker Walter Ulbricht hinreißen. Dazu erklärt der Vorsitzende auf der Versammlung am Sonnabend: „Man muss auch mal Emotionalität zeigen.“

So viele Jahre lang sei man beim Kuratorium immer sachlich und freundlich geblieben. Obwohl ihnen nichts gestattet werde, „nicht mal mit Kleinstarchitektur an eines der wichtigsten Bauwerke der Stadt zu erinnern“, so Tobias Köppe. Die Vereinsmitglieder nicken zustimmend, applaudieren. 40 an der Zahl sind am 1. April 2017 in die Wallonerkirche zur Versammlung gekommen. 178 Mitglieder gehören aktuell zum Kuratorium, nicht viel weniger als im Jahr zuvor. 2016 waren es noch 191.

Die Stimmung im Raum ist ganz deutlich. Sätze, die am Sonnabendvormittag fallen: „Wir sollten nicht aufgeben. Politische Mehrheiten ändern sich. Wir müssen einen langen Atem haben, Kirchen wurden immer über mehrere Generationen hinweg aufgebaut.“ Option eins, nämlich Aufgeben, kommt offensichtlich für niemanden infrage. Die Mitglieder klingen in ihrer Diskussion kämpferisch, aber auch geduldig. Es scheint klar: Einen Wiederaufbau der Ulrichskirche wird es vorerst nicht geben.

Doch beim Kuratorium will man einen Schritt dazwischen: zum Beispiel in Form des zwölf Meter hohen Portals auf dem Ulrichplatz oder mit hohen Bäumen, die wie der Grundriss der Kirche gepflanzt werden. Die Diskussion klingt ganz danach, als würde das entfernte Ziel die gesamte Kirche bleiben. Ein Kuratoriumsmitglied drängt darauf, dass genau dieser Plan auch ehrlich kommuniziert wird. Die Option des Wiederaufbaus in der aktuellen Satzung ist dem Kuratorium gerade zum Verhängnis geworden. Stadtratsmitglieder warfen dem Verein eine „Salamitaktik“ vor, erst komme das Portal und dann gebe keiner Ruhe, bevor nicht die ganze Kirche steht.

Für den stellvertretenden Vorsitzenden Uwe Thal hat da jemand die Satzung nicht richtig gelesen. Der Architekt erklärt: „Der Wiederaufbau ist natürlich nur eine Option, wenn alle Voraussetzungen, dazu gehören eine mehrheitliche Zustimmung und natürlich die Finanzierung, gegeben sind. Doch die Möglichkeit soll bleiben.“ Wer wisse denn, was in 30 Jahren sei.

Was 2017 sein wird, darüber hat man sich beim Kuratorium bereits Gedanken gemacht: Die Magdeburger Centurien, historische Aufzeichnungen der Kirchengeschichte, die hauptsächlich in der ehemaligen Ulrichskirche entstanden sein sollen, werden im Guericke-Zentrum ausgestellt. Wie die Kirche mitten in Magdeburg aussehen könnte, soll in einem Video animiert werden. Und: Ein zwölf Meter hohes Plakat soll auf dem vorgesehenen Platz für das Portal an einem Baugerüst aufgehängt werden. Tobias Köppe: „Damit die Magdeburger einmal ganz genau sehen, was wir eigentlich wollen.“