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Handwerk Nach 112 Jahren ist Schluss: Warum ein Magdeburger Traditionsbäcker für immer schließt

Die Bäckerei Braune in Magdeburg-Stadtfeld gibt es seit über 112 Jahren. Nun ist aber Schluss, der Ofen bleibt aus. Das sind die Gründe.

Von Stefan Harter Aktualisiert: 27.01.2022, 09:31
Der Traditionsbäcker Braune in Magdeburg-Stadtfeld schließt zum 1. Februar 2022.
Der Traditionsbäcker Braune in Magdeburg-Stadtfeld schließt zum 1. Februar 2022. Foto: Stefan Harter

Magdeburg - „Fassungslos“ würden die Kunden reagieren, wenn sie den kleinen Zettel im Schaufenster sehen, berichtet Birgit Braune. Dass man zum 1. Februar 2022 aus betrieblichen Gründen schließen werde, kann man darauf lesen. Mit der Bäckerei Braune wird in einem Traditionsunternehmen in Magdeburg-Stadtfeld der Ofen wortwörtlich für immer aus sein.

1909 gegründet war die kleine Backstube in der Immermannstraße immer im Familienbesitz gewesen. Doch nun gibt es keinen Nachfolger, wie Inhaberin Birgit Braune berichtet. „Dabei läuft das Geschäft so gut“, sagt sie mit großem Bedauern. Die nach alten Rezepten jeden Morgen direkt vor Ort frisch gebackenen Brötchen, Brote und süßen Teilchen sind nicht nur bei den Stadtfeldern heiß begehrt. Vor allem am Wochenende bildet sich regelmäßig eine lange Schlange vor dem kleinen Geschäft im Kiez.

Arbeit ab Mitternacht

Traditionelles Handwerk ist zwar bei den Kunden beliebt, aber nicht unbedingt bei der Jugend. „Es gibt einfach keinen Nachwuchs“, meint Birgit Braune. Schließlich sei der Beruf auch nicht ohne. Unter der Woche geht es ab 4 Uhr los, um den Ofen rechtzeitig anzuheizen und die verschiedenen Teige vorzubereiten.

Am Wochenende beginnt die Schicht auch schon mal um Mitternacht, damit genug für alle da ist. Am Sonnabend wird das letzte Mal verkauft, kündigt die Inhaberin an und man merkt ihr an, wie sehr sie diesen Schritt bedauert. „Es bleibt uns nur, unseren Kunden für die jahrelange Treue zu danken“, erklärt sie noch.

Mit dem Aus der Bäckerei Braune verringert sich die Zahl der kleinen, inhabergeführten Traditionsbäckereien weiter. In Stadtfeld gibt es beispielsweise noch Ebel in der Arndtstraße, in der Hugo-Junkers-Allee hält Bäcker Olbrich die Stellung.

Auch Aus für Eis-Blume

Für die Stadtfelder ist es der nächste Verlust eines Traditionsgeschäftes. Ende 2020 hatte Ingrid Westphal ihren kleinen Tante-Emma-Laden nach 45 Jahren hinter der Verkaufstheke geschlossen – ebenfalls mangels eines Nachfolgers. Mittlerweile ist dort ein Café eingezogen. Und auch die Kult-Eisdiele Eis-Blume in der Olvenstedter Straße wird ihre Türen wohl nicht wieder öffnen, weil es niemand gibt, der sie übernimmt.