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Geflüchtete helfen Bedürftigen Neues Zuhause gesucht: Soziales Projekt in Oebisfelde von Edeka-Abriss betroffen

Das Hilfsprojekt in Oebisfelde ist inzwischen fest verankert im Stadtbild. Nun ist die Tauschbörse vom geplanten Edeka-Umbau betroffen und sucht mittelfristig neue Räume.

Von Cedar D. Wolf 20.10.2025, 18:00
Auch Ortsbürgermeisterin Bogumila Jaksch (Mitte) hat zum Tag der offenen Tür ein paar Stunden mit den Freiwilligen verbracht. Sie lobt das unermüdliche Engagement.
Auch Ortsbürgermeisterin Bogumila Jaksch (Mitte) hat zum Tag der offenen Tür ein paar Stunden mit den Freiwilligen verbracht. Sie lobt das unermüdliche Engagement. Bogumila Jacksch

Oebisfelde - Der geplante Neubau des Edeka-Fachmarktzentrums an der Magdeburger Straße wird nicht nur das Stadtbild verändern. Auch ein soziales Projekt, das dort seit gut zwei Jahren kostenlos Räume nutzt, ist von den Bauplänen betroffen und muss sich für die Zukunft neu orientieren. Der tatsächliche Baubeginn ist derzeit offen, die Pläne gelten jedoch weiterhin als Ziel der Edeka Minden-Hannover.

Edeka plant den Umbau schon seit Jahren

Die Edeka Minden-Hannover plant, den in die Jahre gekommenen Marktkomplex durch einen modernen Neubau zu ersetzen. Das bestehende Gebäude gilt als marode und soll nach bisherigen Plänen abgerissen werden. Entstehen soll ein Vollsortimenter mit rund 2.500 Quadratmetern Verkaufsfläche, Photovoltaikanlage, Wärmerückgewinnung und E-Ladesäulen. Die geplante Maßnahme wurde bereits im Bau- und Vergabeausschuss besprochen und gerade die Verbesserungen im Bereich Nachhaltigkeit wurden besonders gelobt.

Für den Standort soll diese Entwicklung eine Verbesserung der Infrastruktur bringen, denn es sind kaum noch Mieter in dem Gebäude vorhanden. Aktuell hat der Markt in der Magdeburger Straße weiterhin regulär geöffnet.

Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch lobt die Initiative

Von den Maßnahmen betroffen ist auch eine kleine Hilfsinitiative, die zu Beginn des Ukrainekriegs auf Anregung von Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) entstanden ist. „Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist und die Leute hier geflüchtet sind, habe ich viele Anfragen wegen Wohnungen bekommen“, erzählt Jacksch. In enger Zusammenarbeit mit der Wobau Oebisfelde-Weferlingen und weiteren Unterstützern gelang es, schnell Wohnraum für Geflüchtete bereitzustellen.

„Die Wobau war sehr kooperativ und bemüht, so schnell wie möglich Wohnungen zur Verfügung zu stellen“, so die Bürgermeisterin. Doch viele der Menschen kamen nur mit einer Tasche an, ohne Möbel, Hausrat oder Kleidung. Jacksch sammelte Spenden, organisierte Kühlschränke, Betten und Decken, die mithilfe von Familie und Freunden in ihrer inzwischen aufgegebenen Schneiderei am Standort verteilt wurden. Als ihre eigenen Räume zu klein wurden, wandte sie sich an Edeka Minden, das leerstehende Flächen im hinteren Teil des Marktes mietfrei überließ.

Die Freiwilligen haben viele leckere ukrainische Spezialitäten zum Tag der offenen Tür vorbereitet.
Die Freiwilligen haben viele leckere ukrainische Spezialitäten zum Tag der offenen Tür vorbereitet.
Bogumila Jacksch

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Treffpunkt ist jeden Mittwoch geöffnet

Dort entstand eine zentrale Sammel- und Ausgabestelle für Spenden – eine Art ehrenamtlicher Sozialladen, der bis heute von Freiwilligen betrieben wird. „Die Menschen konnten sich dort die Sachen aussuchen, die sie brauchten“, berichtet Jacksch. Unterstützt wurde sie zunächst von Freunden, Nachbarn und später auch von ukrainischen Helfern, die sich aktiv einbrachten, Kleidung sortierten und Möbel entgegennahmen.

Mittlerweile ist der Treffpunkt jeden Mittwoch geöffnet. Bedürftige können vorbeikommen, um Kleidung, Geschirr oder Möbel zu erhalten, während andere Spenden bringen. Alles wird genau erfasst, um einen fairen Ablauf zu sichern. Aus der Flüchtlingshilfe ist so ein dauerhaftes soziales Angebot geworden, das auch anderen Oebisfelder Bürgern mit geringem Einkommen zugutekommt.

„Wir haben hier genug Menschen, die Hilfe brauchen. Deswegen habe ich gesagt: Das ist für alle“, sagt Jacksch. Neben der sozialen Unterstützung sieht sie in dem Projekt auch einen Beitrag zum Umweltschutz. „Es wird nichts weggeworfen, sondern bekommt ein neues Leben. Das ist nachhaltig und sinnvoll.“

Neue Räume werden für das Projekt gesucht

Mit dem geplanten Neubau des Fachmarktzentrums steht das Projekt nun vor einer ungewissen Zukunft. „Natürlich werden wir in der Größe bestimmt nichts Vergleichbares finden, aber es wäre schön, wenn man das fortführen könnte“, erklärt Jacksch. In Abstimmung mit der Wobau wird derzeit geprüft, welche Alternativen in Oebisfelde zur Verfügung stehen könnten. Solange die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben, kann die Initiative natürlich weiterlaufen. Doch mittelfristig wird sie ihre bisherigen Räume wohl aufgeben müssen.

Tag der offenen Tür gibt Einblick in die Arbeit der Freiwilligen

Kürzlich haben die Ehrenamtlichen auch einen Tag der offenen Tür auf die Beine gestellt, zu dem Spender Sachen vorbeibringen konnten und Bedürftige sich Dinge abholen konnten. „Da haben alle leckere ukrainische Spezialitäten zubereitet und wir haben ein paar schöne Stunden zusammen verbracht“, freut sich Jacksch, „Ich bin allen wirklich sehr, sehr dankbar für ihr unermüdliches Engagement.“