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Heimatgeschichte Wie weißer Ton vom Wirbkeberg boomte

Sommerschenburg war das Ziel der Mitglieder und Freunde der Archäologischen Gesellschaft in Sachsen Anhalt (AGiSA) am Sonnabend.

Von Ronny Schoof 28.08.2017, 12:00

Sommerschenburg l Noch bis zur Jahrtausendwende war die Töpferei Lohse in der Heinrich-Heine-Straße als letzte der acht Tonwerkstätten in Sommersdorf und Sommerschenburg aktiv. Für die Besuchergruppe der AGiSA öffnete Bernd Lohse am Sonnabend ausnahmsweise die hundert Jahre alte Familienwerkstatt, die mit Brennofen und allem Drum und Dran stummes Zeugnis von der Töpferwarenproduktion ablegt, die für beide Orte über zweieinhalb Jahrhunderte von großer Bedeutung war. „Das macht er nicht oft, weshalb wir sehr dankbar für diese gebotene Gelegenheit und Bernd Lohses erhellende Führung sind“, so Organisator und Gesellschaftsmitglied Reinhard Duckstein.

Mit dem Fund weißen Tons am Wirbkeberg, so vernahmen die Gäste, begann ab 1750 zu Zeiten von Preußens Glanz und Gloria der töpferische Aufschwung am Dorn. Im Rahmen der preußischen Binnenkolonisation erfuhr das Gewerbe eine starke staatliche Förderung. Es verlagerte sich vom so genannten Pottland zwischen Weser und Leine im südlichen Niedersachsen (Herzogtum Braunschweig) auf preußisches Territorium – und so wurde aus Sommerschenburg scherzhaft Pottburg.

Der weiße Ton, erläuterte Bernd Lohse, wurde bei 1250 Grad Celsius gebrannt. Aus ihm formten die Töpfermeister das berühmte Braungeschirr, das aber häufig auch in den Farben gelb und grün zu Markte getragen wurde – vornehmlich als Exportware ins „ausländische“ Herzogtum.

Ob auch der noch heute für die Ziegelproduktion abgebaute Wefensleber Ton verwendet wurde, fragt ein Besucher. „Nein, den können Sie nicht gebrauchen“, antwortet Lohse, „jedenfalls nichts fürs Töpfern, wir haben es probiert, aber der Ton hat eine andere Zusammensetzung, dadurch auch andere Eigenschaften. Er schlägt Blasen und zerschmilzt schon bei relativ geringer Temperatur.“

Erzeugnisse der Pottburger Töpferära finden sich unweit der Landesgrenze im Reinsdorfer Heimatmuseum, welches von der Gruppe ebenfalls besucht wurde. Reinhard Duckstein: „Dort gibt es eine einzigartige und zugleich die größte Sammlung an Sommerschenburger und Sommersdorfer Braun- und Buntgeschirr. Die meisten Ausstellungsstücke stammen aus der Zeit von 1890 bis 1945.“ Und im Gegensatz zur Lohseschen Werkstatt ist das Heimatmuseum im Büddenstedter Ortsteil auch regelmäßig geöffnet: immer sonntags von 10 bis 11 Uhr bei kostenlosem Eintritt.