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Auengewässer Vielfalt durch Überschwemmung

Die Auengewässer der Garbe bei Wanzer spielen beim Fischreichtum in der Elbe eine sehr wichtige Rolle. Wie wichtig, wird wissenschaftlich untersucht.

Von Ralf Franke 29.11.2018, 16:03

Wanzer l Welche Fischarten leben in den Gewässern im Elbvorland? Gibt es große Fische, die dort laichen? Und wie attraktiv sind Auengewässer für Angler? Diesen Fragen widmet sich das Auenzentrum des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) auf Burg Lenzen zusammen mit Wissenschaftlern vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ im Rahmen des Bundesprogrammes Biologische Vielfalt.

Dazu befischten Wissenschaftler des Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in diesem und im vergangenen Jahr 21 verschiedene Auengewässer rund um die Hohe Garbe bei Wanzer und auf der anderen Seite der Elbe nahe der Deichrückverlegung bei Lenzen (wir berichteten).

Für die für Berufs- und Freizeitfischerei relevanten Fischarten, wie beispielsweise Aal, Zander und Hecht, wurden so unter anderem Anzahl und Zusammensetzung in den einzelnen Gewässern untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei auf der Erfassung des Jungfischbestandes.

„Wir wollen wissen, wie sich die unterschiedliche Anbindung von Auengewässern an die Elbe auf die Fische auswirkt“, so Dr. Meike Kleinwächter, Leiterin des Projektes „Lebendige Auen für die Elbe“, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird.

So konnte das IGB herausfinden, wie sich die Jungfische entwickeln, welche jahreszeitlichen Schwankungen es bei der Fischartenzusammensetzung gibt und welche Rolle die Anbindung oder Nicht-Anbindung der Auengewässer an die Elbe spielt. Was wiederum wichtig für bauliche Maßnahmen ist, die das regelmäßige Durchströmen der Gewässer künftig unterstützen sollen. Vor dem Hintergrund der lang anhaltenden Trockenheit in diesem Sommer waren die Untersuchungen in 2018 besonders spannend.

Bei den Befischungen dokumentierte (zählen, bestimmen, vermessen) das IGB-Team fast 53.000 Fische aus 30 Arten, darunter zahlreiche Jungtiere. Insgesamt waren das Moderlieschen (knapp 15.000), Barsche (7 500) und Plötze (6 300) am häufigsten vertreten. Die größten Einzelexemplare waren ein Hecht mit 86 Zentimetern, ein Schuppenkarpfen mit 84 Zentimetern und ein Aal mit 79 Zentimetern Länge.

Die meisten Fischarten wurden in den Gewässern nachgewiesen, die zwar Stillgewässercharakter haben, jedoch in engem Kontakt zum Hauptstrom stehen und somit regelmäßig von Elbewasser durchströmt werden. Grundsätzlich steht damit fest: Je weniger die Gewässer mit der Elbe verbunden sind, desto weniger Fischarten weisen sie auf. „Dies zeigt, wie wichtig die Vernetzung zwischen Fluss und Aue ist“, so die Projektleiterin. Denn der Wechsel der Wasserstände schafft verschiedene Lebensräume, die wertvolle Laich- und Aufwuchsgebiete für viele Arten sind. So wurden in diesen Gewässern auch besonders viele junge Zander erfasst, da dort ideale Bedingungen zum Laichen und zur Aufzucht vorherrschen. Steffen Bader vom IGB berichtet, dass sich während der Elektrobefischung sogar ein Zander im Kescher verbissen hat, als er sein Nest gefährdet sah. Denn bei den Zandern bewachen und verteidigen die Elterntiere ihre Brut.

Die Gewässer, die an die Elbe angebunden sind, ermöglichten es den Fischen im diesjährigen trockenen Sommer abzuwandern. In den isoliert gelegenen Gewässern war hingegen mit zunehmender Austrocknung ein regelrechtes Massensterben zu beobachten.

Eine Besonderheit bei der Herbstbefischung in diesem Jahr waren Kreuzungen zwischen Blei und Plötze. Aufgrund des frühen, vergleichsweise plötzlichen warmen Wetters haben die Bleie in diesem Jahr früher gelaicht und so überschnitten sich die Laichzeiten der beiden Arten. Besonders in den kleinen Nebengewässern der Elbe, in denen die Fische auch auf dieselben Laichhabitate angewiesen sind, kann es dann schon mal zu einer „Vermischung“ kommen.

Bei der letzten Befischung im September dieses Jahres wurden außerdem vier Exemplare der besonders seltenen Zährte gefangen. Wegen ihrer charakteristischen Nase wird sie auch Rußnase genannt. Die Zährte ist ein Wanderfisch und für die Fortpflanzung auf schnell durchströmte Bereiche mit kiesigem Grund angewiesen. Durch den Flussausbau werden jedoch gerade diese Lebensräume häufig direkt zerstört oder verschlammen nach und nach. Das BUND-Auenzentrum auf Burg Lenzen fördert daher in seinen Projekten im Bundesprogramm Biologische Vielfalt die Schaffung neuer und die Anbindung bestehender Auengewässer, wie am Kälberwerder an der Hohen Garbe.

Mehr zum Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ finden Sie hier.