Jugend-Projekt Bunter Bahnhofstunnel

Der Bahnhofstunnel von Seehausen hat ein neues Gesicht! Im Graffiti-Stil lugen Panda, Sponge Bob und Avatar-Monster aus den Zugfenstern.

Von Astrid Mathis 16.10.2017, 15:18

Seehausen l Am 14. und 15. Oktober zeigten neun Jugendliche unter Anleitung ihr kreatives Talent. Anja Demme, die Projektmitarbeiterin des Vereins „KinderStärken“, betreut das Jugendforum des Landkreises Stendal und damit auch die 2015 gegründete Ortsgruppe Seehausen. Am Sonnabendnachmittag war sie von ihren Schützlingen ganz hin und weg. Obwohl der anleitende Graffiti-Experte Tri Duc Grube mit seinem Auto erst am Mittag das richtige Seehausen fand, lagen die Jugendlichen nach zwei Stunden so gut in der Zeit, dass sie nur den Hut ziehen konnte.

Zur Vorgeschichte: Als die Ortsgruppe den Ideenwettbewerb ausschrieb, der Impulsgeber für die Graffiti-Tunnel-Aktion war, beschäftigte sich die Gruppe mit Anja Demme zunächst mit den Themen Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Sie gingen der Frage nach, was eigentlich dahinter steht und warum all das so wichtig ist. Zuletzt unterhielten sie sich darauf bezogen über die Wahlplakate. Die Konsequenz: Wir wollen ein Zeichen für Toleranz setzen. Mit Tri Duc Grube aus Magdeburg erarbeiteten die Jugendlichen Entwürfe von Figuren, die zur Comic-Welt gehören und den tristen Bahnhofstunnel verschönern könnten. Mit ihren Ideen wollen sie vor allem ausdrücken, dass es okay ist, verschieden zu sein. Das Projekt geschieht im Einvernehmen mit der Bahn, die zum Beispiel die Farbe zum Weißen spendierte. Das Spray kam vom Jugendforum.

Für Jasmin Blume, die in der Ortsgruppe Seehausen die Organisation inne hat, war es das erste Graffiti-Erlebnis. „Ich hatte immer eine Abneigung gegen Graffiti, aber seit dem Workshop macht es wahnsinnig viel Spaß und ist auch relativ leicht“, erzählte sie am Sonnabend. Ihr Bruder Marvin hat ebenfalls einen Faible dafür entwickelt, seitdem Tri Duc Grube Workshops dazu gab. In der Schule hatte er aus Langeweile aus Menschen-Avataren Monster-Avatare gemalt. Der Grüne prangt nun im Seehäuser Tunnel und guckt aus einem Abteilfenster. Philipp Parkitny findet dagegen Spongebob „cool“.

„Ich habe vorher schon öfter gesprüht und bei der Ausschreibung mitgemacht, um hier dabei zu sein“, so die Stendalerin Jeanine Goerges. Sie hatte Flyer vom Ideenwettbewerb in ihrer Berufsschule entdeckt und Arbeiten auf Papier eingereicht. Vorher war sie noch nie in Seehausen, jetzt sagt sie: „Ich habe viele coole, nette Leute kennen gelernt.“ Der Magdeburger Donald Seeger begleitete den professionellen Sprayer Tri Duc Grube und gestaltete den Schriftzug von „Seehausen“.

„Ich muss schon sagen, die Jugendlichen leisten hier unheimlich konzentrierte Arbeit und sind viel schneller als gedacht“, lobte Grube. „Mir war wichtig, dass sie ihre eigenen Ideen umsetzen. Sie sollen sich hier ohne Barrieren entfalten können. Ich helfe, wenn eine Linie nicht so gelungen ist oder andere sprühtechnische Fragen kommen.“ Zwei Tage hatten sie für die Aktion eingeplant, aber schon am Sonnabendnachmittag konnte das Werk bewundert werden.Damit trägt die Förderung von Demokratie- und Toleranzaktionen im Landkreis nun auch in Seehausen sichtbare Früchte.