Montage in luftiger Höhe St. Petri hat wieder alle Zeiger an der Uhr
An der Turmuhr auf St. Petri in Seehausen ist die Zeit seit Freitagvormittag wieder von weitem aus drei Himmelsrichtungen abzulesen. Zwei der vier Zeigerpaare wurden Anfang Mai frisch vergoldet. Nachdem der Kleber und die Hochglanzauflage ausgehärtet waren, bekamen die Teile wieder ihren alten Platz in luftiger Höhe zurück.

Seehausen - Ende April holten der Seehäuser Uhrmachermeister Günther Haut und sein Enkel Carl Robra zwei Zeigerpaare von drei Zifferblättern der Petrikirche herunter, um sie nach ein paar Jahrzehnten frisch zu vergolden. Freitag schleppten der mittlerweile 73-Jährige und sein 21 Lenze zählender Geselle die vier Teile wieder in gut 50 Meter Höhe, um sie neu an der Turmuhr zu montieren.
Blei und Blech bringeneiniges auf die Waage
Schleppen ist nicht übertrieben. Die beiden bis zu 1,20? Meter langen Zeigerpaare bringen immerhin je acht Kilogramm auf die Waage. Wobei der Blecharm das wenigste wiegt. Am schwersten sind die Bleigewichte, die wie bei der Reifenmontage für das Auswuchten verantwortlich sind – nur eben im XXL-Format.
Die Zeiger sind mit Blattgold veredelt, das nur 0,0001 Millimeter „dick“ ist, aber durch seine glatte Oberfläche einen besonderen Schutz verleiht. Und weil es leuchtend glänzt, sieht es auch schön und edel aus.
Davon, dass die Seehäuser und ihre Gäste die Zeit neben dem stündlichen Glockenschlag wieder aus drei Himmelsrichtungen gut ablesen können, über zeugte sich auch der Vorsitzende der organisierten Kirchenförderer, Walter Fiedler. Der Verein hatte das Vergolden in Auftrag gegeben und musste dafür unter anderem dank einer großzügigen Spende nicht einmal das Preisgeld anfassen, das es kürzlich im Rahmen des Wettbewerbes „Goldener Kirchturm“ der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland gegeben hatte. Die besagten 4500 Euro legt der Förderverein für die Sanierung des alten Schnitzaltars auf die „hohe Kante“.
Uhrmachermeister ist auf dem Turm zu Hause
Günther Haut mit seinem musealen Faible für Turmuhren kennt sich auch auf der Etage der Türmerwohnung bestens aus, in der die von Gewichten angetriebene Zahnradkonstruktion unermüdlich tickt. Dass das Werk seinen Dienst korrekt versieht, dafür sorgt der Seehäuser seit vielen Jahren. Mittlerweile greift ihm auch da sein Enkel unter die Arme. Und sei es nur, um die Turmuhr alle paar Tage aufzuziehen und zu warten. Vielleicht bleibt Carl Robra ja in Zukunft nicht nur dem Traditionsgeschäft des Opas treu.

