1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Stahlknecht kann nur indirekt helfen

Waldbad Stahlknecht kann nur indirekt helfen

Nach einem Abstecher ins Blaulichtmuseum Beuster schaute Innenminister Holger Stahlknecht gestern Mittag im Waldbad Seehausen vorbei.

Von Ralf Franke 31.07.2017, 16:11

Seehausen l Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird kein Geld aus dem sachsen-anhaltischen Innenministerium in die Sanierung des Waldbades Seehausen fließen. Das wurde bei dem Besuch von Ressort-Chef Holger Stahlknecht am gestrigen Montag im Rahmen seiner Sommerreise schnell und unmissverständlich klar. Da konnten auch die Bitten der Kinder aus der Lindenpark-Tagesstätte kaum etwas ändern, die die Naherholungsstätte wie so viele Andere Einwohner von Seehausen und des Umlandes regelmäßig nutzen und dem Ressort-Chef zufällig über den Weg liefen, als er sich für ein Telefonat etwas von Gastgebern und Begleitern absetzte.

Die Begründung des Ministers war eindeutig und mit Blick auf entsprechende Richtlinien und Kontrollmechanismen nicht verhandelbar. Sein Haus könnte in dem Fall nur über die Sportstättenförderung eingreifen. Dafür fehlt der Alandstadt allerdings der nötige Status. Schnell mal einen Schwimmverein zu gründen, dessen Aktivitäten sich auf eine Sommer-Badesaison beschränken, reicht da nicht aus.

Aber auch die anderen Ministerien tun sich mit ihren Mitteln, bei denen in der Regel auch die EU noch ein Wörtchen mitzureden hat, bekanntlich schwer. Und so ist die Naherholungsstätte, deren 79-jährige Geschichte der Vorsitzendes des Waldbad-Fördervereins, Walter Fiedler, gestern vor dem Mittagessen aus dem Effeff herbeten konnte, den einen nicht sportlich genug, den anderen wieder zu kommerziell, den dritten touristisch nicht bedeutsam genug. Dabei ist es doch genau die historische Mischform, die das Flair des Waldbades ausmacht und die von vielen so gewollt ist, wie das Ergebnis einer Unterschriftensammlung über vier Wochen belegte. 2656 Leute forderten so in kurzer Zeit den Erhalt des Waldbades. Inklusive der Online-Petition, in der naturgemäß viele Auswärtige ihr Votum abgaben – oft sogar mit einem Kommentar. Wobei in dem Zusammenhang die Gäste beeindruckt haben dürfte, dass im Schillerhain seit 1938 über 12 000 Kinder das Schwimmen lernten und bislang rund 1,2 Millionen Besucher an der Kasse registriert wurden.

Bedrückend dagegen die Tatsachen, dass Becken und Wasseraufbereitungsanlage allmählich zu kollabieren drohen und dass die Stadt mit einer Investition von drei Millionen Euro angesichts ihrer finanziellen Situation völlig überfordert ist. Da ist schon der jährliche Zuschussbedarf von etwa 50 000 Euro ein großer Kraftakt, obwohl sich die Unterhaltungskosten mit einem sanierten und halbierten Becken sowie mit moderner Filtertechnik erheblich reduzieren ließen.

Ganz umsonst dürfte der Abstecher des CDU-Politikers, der unter anderem einer Einladung von Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth folgte, nicht gewesen sein. Denn Stahlknecht zeigte sich beeindruckt von dem, was mit Hilfe des Fördervereins in den vergangenen Jahren abseits des Schwimmbeckens erreicht wurde, was es ihm leichter machen sollte, bei seinen Magdeburger Kollegen für das Waldbad zu werben. Außerdem macht machte und macht man sich im Innenminsterium Gedanken, welches Ressort mit welchem Zuschusstopf helfen könnte. Wobei sich alle einig waren, dass die Seehäuser Finanzkraft nur für etwa zehn Prozent Eigenmittel reicht, und dass die Sanierung in jedem Fall über mehrere Etappen gestreckt werden muss.

Das neue Stichwort heißt Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung (RELE). Im Amt für Landwirtschaft, Forsten und Flurneuordnung (ALFF) „Altmark“ bereitet man sich auf den Besuch aus Seehausen offenbar schon vor.