1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Ein besonderes Tagebuch

Ausstellung Ein besonderes Tagebuch

Die Corona-Pandemie sorgt für Ruhe im Atelierhaus Hilmsen. Jetzt ist Zeit zum Renovieren und für neue Ideen.

Von Anke Pelczarski 21.07.2020, 14:26

Hilmsen l Der separate Raum fürs Wäschewaschen ist fertig. Einige Gästezimmer samt sanitären Anlagen erstrahlen in frischem Glanz. Die Werkstatt für Holz und Bildhauerei wird vergrößert. Die 3-D-Drucker bekommen ihren Platz, damit mit ihnen gearbeitet werden kann. Die Küche für die kreativen Besucher wird demnächst erneuert. „Der Bewilligungsbescheid über das Leader-Programm liegt bereits vor“, sagt Hans Molzberger, Vorsitzender des Vereins Atelierhaus Hilmsen.

Die Zeit des Stillstands, bedingt durch die Corona-Pandemie, wird zum Renovieren genutzt. „Damit sich die Künstler und Kunststudenten, die im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder kommen wollen, noch wohler fühlen“, beschreibt er. Denn die Houston Baptist University in Texas (USA), an der Hans Molzberger seit zehn Jahren als Professor unterrichtet, plane weiterhin, dass einige Studenten das Sommersemester in Hilmsen verbringen und hier arbeiten können. Aber auch andere internationale Künstler hätten Lust auf diese besondere Erfahrung, berichtet er.

Eigentlich würden Kreative jetzt in dem Dährer Ortsteil auf Zeit leben und auf Ideensuche sein, um Werke für eine Ausstellung in der Salzwedeler Mönchskirche zu erschaffen. Die Schau soll es dennoch geben. Doch sie wird anders sein, macht Hans Molzberger neugierig. „Als sich abzeichnete, dass keine Besuche möglich sind, hatte ich die Idee zu einer Aktion unter dem Namen ,Tagebuch-Covid 19-Daybook‘“, erzählt der 67-Jährige, der selbst mit Leib und Seele Künstler ist. Also hat er Kollegen angeschrieben, sich künstlerisch mit dem neuartigen Virus auseinanderzusetzen. Sein Wunsch: Neue Kunstwerke zu schaffen, beeinflusst von der Pandemie, den Anstrengungen und der emotionalen Aufgewühltheit der vergangenen Tage und Wochen. Jeder, so die Idee des Vereinsvorsitzenden, solle nicht nur eine Arbeit beisteuern, sondern auch seine Gedanken, die ihn beim Erschaffen bewegt haben.

Über die Resonanz ist Hans Molzberger sehr erfreut: „Etwa 40 Künstler haben mitgemacht.“ Und das in den unterschiedlichsten Kunstformen. Kurt Dyrhaug, Professor an der Lamar Universität Beaumont, und Luke Sides, Professor für Skulptur am Collin College Plano Texas beispielsweise würden per Internet Dateien schicken, die er per 3-D-Drucker quasi zum Leben erwecken werde. Angelika Fleig aus Oebisfelde werde mit einer Glasinstallation dabei sein, Heinrich Herbrügger per Foto. Gespannt sei er auf das Werk der Bildhauerin Susanne Roewer aus Berlin und der Bildhauerin Evelyn Neumann aus dem benachbarten Wendland, aber auch der anderen Deutschen. Die Amerikaner Michael Collins, Rachel Gardner und Sharon Kopriva, die schon in Hilmsen gearbeitet haben, schufen Bilder, die ausgedruckt werden und die Ausstellung bereichern. Es wird noch internationaler: Amita Bhatt aus Indien, Keijiro Suzuki aus Japan und Esther de la Quis aus Ghana/USA steuern ihre künstlerischen Gedanken zur ungewöhnlichen Zeit bei.

Kunstinteressenten dürfen gespannt sein, was sie in der Mönchskirche Salzwedel zu sehen bekommen. Die Ausstellung soll am Donnerstag, 6. August, um 19 Uhr eröffnet werden. „Ob und wie viel Besucher zugelassen werden, das hängt von der aktuellen Situation ab“, beschreibt Hans Molzberger. Geprüft werde, ob ein sogenanntes Zoom-Meeting nach Amerika möglich sei. „Dann ist es dort 10 Uhr morgens. Eine gute Zeit für Künstler, um das Geschehen in Salzwedel live miterleben zu können“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Die Ausstellung kann bis September während der Öffnungszeiten der Mönchskirche besucht werden. Die amerikanischen Künstler freuen sich bereits jetzt darauf, wenn sie wieder in die Altmark reisen dürfen. Einige von ihnen haben diesen Flecken Erde schon richtig lieb gewonnen, andere wollen diese Erfahrung erst machen.