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Austritte Christen in der Altmark halten zur Kirche

Gläubige in den alten Bundesländern treten zuhauf aus der Kirche aus. In der westlichen Altmark ist dieser Trend nicht in dem Maß zu finden.

Von Anke Pelczarski 04.07.2020, 15:07

Salzwedel l 270 000 Mitglieder kehrten im Vorjahr der evangelischen, 216 000 der katholischen Kirche den Rücken: Diese Zahlen sind jetzt veröffentlicht worden und in solcher Höhe noch nicht auftreten. In der Altmark ist solch ein massiver Rückgang nicht zu verzeichnen.

„Von 1995 bis Ende 2019 haben wir pro Jahr ungefähr 2,3 Prozent der Mitglieder verloren, davon 0,7 Prozent durch Austritte, die übrigen durch Tod und Wegzüge“, sagt Salzwedels Superintendent Matthias Heinrich auf Nachfrage der Volksstimme. In diesem Zeitraum sei die Zahl der evangelischen Christen in den 185 Kirchengemeinden von 33 000 auf gut 20 000 Mitglieder gesunken. „Im Vorjahr waren es knapp 200 Austritte“, nennt er eine weitere Zahl. Zum Vergleich: Im Kirchenkreis Stendal hatte es 191 Austritte im Jahr 2019 gegeben, war vom dortigen Superintendenten Michael Kleemann zu erfahren.

„Es ist tragisch um jedes Mitglied, das die Kirche verlässt“, merkt der Superintendent an. Nur selten werde der Grund genannt: Manchmal sei es wegen eines kirchlichen Mitarbeiters, manchmal wegen eines Kirchengesetzes. „Mitarbeiter können wir nicht austauschen, Gesetze nicht ändern“, sagt Matthias Heinrich. Die meisten würden jedoch still gehen. Ein Mittel, wie die Gemeindeglieder gehalten und neue gewonnen werden, sei noch nicht gefunden.

Ob die Corona-Pandemie einen Einfluss auf die Austrittszahlen habe, werde sich erst zum Jahresende zeigen. Die Christen hätten sehr gelitten, weil Veranstaltungen abgesagt worden seien. Gottesdienst-Besucher seien unzufrieden, weil nicht gesungen werden dürfe. Chormitglieder würden darauf hoffen, dass sie ihrem Hobby als „Ausgleich für Leib und Seele“ bald wieder nachgehen können. „Kreative Mitarbeiter haben versucht, ihr Bestes in dieser Zeit der Einschränkungen zu geben“, sagt der Superintendent. So habe es in Apenburg Telefongottesdienste gegeben. „Da muss man erstmal drauf kommen“, lobt er.

Der Rückgang der Gemeindeglieder ziehe weiteren Stellenabbau nach sich. „Die Arbeit wird immer schwieriger, weil die Gebiete größer werden“, betont Matthias Heinrich.

Auch die katholische Kirche kämpft mit der geringer werdenden Zahl der Mitglieder, bestätigte Susanne Sperling, Sprecherin des Bistums Magdeburg. Der Pfarrei St. Laurentius Salzwedel gehörten im Vorjahr 1079 Katholiken an. Es habe 14 Austritte gegeben. Die Pfarrei St. Hildegard Gardelegen zählte 1370 Mitglieder. Acht Austritte seien erfasst. „Die Gründe für die Austritte kennen wir nicht, aber sie sind vielfältig. Sie reichen von bundesweiten Trends und Krisen über finanzielle Sorgen bis hin zu persönlichen Enttäuschungen“, sagte sie. Entgegengewirkt werden solle mit zahlreichen pastoralen Ideen. Hoffnung liege aber auch auf dem Synodalen Weg, einem Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.