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Ehrenbürgerin Gute Vorzeichen für Weyhe-Bibliothek

Der Antrag der Linken zur Umbenennung der Salzwedeler Stadt- und Kreisbibliothek in Helga-Weyhe-Bibliothek findet viel Zuspruch.

Von Alexander Rekow 27.01.2021, 10:08

Salzwedel l Eine Tendenz ist ganz klar zu erkennen: Viele Einwohner würden es begrüßen, der Stadt- und Kreisbibliothek in Salzwedel den Namen der verstorbenen Ehrenbürgerin Helga Weyhe zu geben. Das geht aus Kommentaren in sozialen Netzwerken, aus Leseranrufen in der Redaktion und auch aus einer nichtrepräsentativen Umfrage auf der Internetseite der Volksstimme hervor. „Soll die Stadt- und Kreisbibliothek in Salzwedel künftig den Namen Helga-Weyhe-Bibliothek tragen?“, wurde dort gefragt. 91 Prozent der abgegebenen Stimmen lauteten: Ja. Zum Hintergrund: Die Links-Fraktion im Stadtrat hat den Antrag gestellt, die bislang namenlose Stadt- und Kreisbibliothek Salzwedel in Helga-Weyhe-Bibliothek Salzwedel umzubenennen.

„Schöne Idee, die Bibliothek nach Helga Weyhe zu benennen“, findet beispielsweise die Chefin des Schülerfreizeitzentrums, Heike Krieshammer. Sie habe sich erst kürzlich darüber unterhalten und die Befürchtung geäußert, dass sonst in ein paar Jahren niemand mehr wisse, wer Helga Weye gewesen sei - und das fände sie sehr schade. So aber bliebe die Erinnerung dauerhaft erhalten.

Auf Facebook kommentierte unter anderem Jaqueline Krüger die mögliche Umbenennung: „Unbedingt. Wie lange und mit wieviel Herzblut sie ihren geliebten Bücherladen hatte und geführt hat. Sie sollte nie vergessen werden.“

Die Entscheidung liegt schlussendlich beim Salzwedeler Stadtrat. Die Volksstimme fragte vor den beginnenden Beratungen aber schon einmal nach, wie die Haltung dazu in den Fraktionen, aber auch bei Bürgermeisterin und Landrat aussieht.

Der Antrag müsse erst einmal in die Ausschüsse und den Stadtrat, erklärt Bürgermeisterin Sabine Blümel das Prozedere. Erst nach den entsprechenden Beratungen könne man zum Antrag der Linken etwas sagen. Nur so viel: „Ich persönlich finde die Idee gut.“ Trotzdem wolle sie die Entscheidungsfindung abwarten.

Beim Fraktionsvorsitzenden der CDU, Bernd Kwiatkowski, kommt die Idee gut an. Helga Weyhe sei eine bekannte und anerkannte Person Salzwedels gewesen. „Sie und Bücher, das gehört zusammen.“

Aufgeschlossen der Idee gegenüber zeigt sich auch Wolfgang Kappler von der Fraktion Land bis Stadt: „So wird sie immer in Erinnerung bleiben.“ Aus seiner Sicht passe der Name wunder zu einer Bibliothek.

„Unsere Fraktion steht der Diskussion darüber offen gegenüber“, heißt es diesbezüglich von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Bündnisgrünen, Cathleen Hoffmann. Weye sei schließlich eine „verdiente Bürgerin der Hansestadt“.

„Ich hätte nichts dagegen“, sagt auch Hanns-Michael Kochanowski, Fraktionsvorsitzender der AfD. Schließlich sei sie Ehrenbürgerin und Deutschlands älteste Buchhändlerin gewesen. Außerdem gebe es bisher keinen Namen für die städtische Bibliothek.

Mit dem Gedanken einer Helga-Weyhe-Bibliothek können sich auch die Sozialdemokraten anfreunden. „Sie hat sich über die Stadtgrenzen hinaus einen positiven Ruf erarbeitet“, sagt Fraktionschef Norbert Hundt. Selbst bis nach New York und Irland. „Insofern ist der Vorschlag positiv zu werten.“

„Eine gute Idee“, befindet Nils Krümmel, Vorsitzender der Freien Fraktion. „Es ist dem Haus ein würdiger Name.“ Die Verbindung Helga Weyhe und Bibliothek finde er super. Zudem sage ihm der Vorschlag mehr zu, als der, dem Rathausturmplatz den Namen der Ehrenbürgerin zu geben. Obendrein gefalle ihm der aktuelle Name nicht: „Stadt- und Kreisbibliothek, das klingt nach DDR.“

Es „ist unausschließlich Aufgabengebiet der Stadt Salzwedel als Aufgabenträger“, sagt Landrat Michael Ziche. Trotzdem halte er es für möglich, der Stadt- und Kreisbibliothek den Namen der Ehrenbürgerin zu geben. Zuvor müsse es den Beschluss des Stadtrates im Einvernehmen mit der Familie gehen. Generell stehe er einer Würdigung Helga Weyhes positiv gegenüber.

„Wir haben es in der Volksstimme mitverfolgt. Das ist großartig, wir sind alle sehr berührt“, sagt Helga Weyhes Großnichte Ute Lemm in Namen ihrer Verwandten.

 

 

Selten ist ein Antrag im Stadtrat schon im Vorfeld so einhellig für gut befunden worden wie dieser: „Passt“, „Super“, „Gehört zusammen“, sagen die, die demnächst über einen möglichen neuen Namen der Salzwedeler Bibliothek entscheiden müssen. „Berührend“, sagt die Familie. Aber Moment ... fragen Sie sich nicht auch, was die sagen, die es unmittelbar betrifft? Die Redaktion hat sich das natürlich auch gefragt. Und ja: Natürlich haben auch die Mitarbeiter der Bibliothek eine Meinung zur Umbenennung ihrer Einrichtung. Nur dürfen wir sie nicht veröffentlichen. Bürgermeisterin Sabine Blümel hat das nicht freigegeben. Irgendwie symptomatisch für Salzwedel.   Von Gesine Biermann