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Flüchtlinge Kreis richtet Notunterkunft ein

Die Kollwitz-Sporthalle in Salzwedel wird zu einer Notunterkunft für 120 Asylbewerber umgebaut. Schon im Oktober könnten die ersten Flüchtlinge einziehen.

Von Antje Mewes 21.08.2015, 16:10

Salzwedel l Inzwischen 129 Asylbewerber kommen monatlich in den Altmarkkreis. Die Kreisverwaltung rechnet damit, dass es in diesem Jahr 1000 Menschen werden, die in der Westaltmark Zuflucht suchen, berichtete Freitag Landrat Michael Ziche, anlässlich seiner Halbjahresbilanz. Die Kapazitäten zur Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und Wohnungen reichen nach derzeitigem Stand noch bis Anfang Oktober. Und eins soll es nicht geben: Zelte für Flüchtlinge. „Das findet im Altmarkkreis nicht statt. Schon gar nicht im Hinblick auf den bevorstehenden Herbst und Winter“, betonte der Landrat. Deshalb richtet der Kreis in der stillgelegten Sporthalle der Käthe-Kollwitz eine Notunterkunft ein. 120 Asylbewerber sollen darin Platz finden. Für deren Versorgung mit Mahlzeiten und Getränken werden entsprechende Anbieter engagiert.

Er sehe das Ganze als Notlösung, betonte Ziche: „Wir sind ständig auf der Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten.“ Eine dritte Gemeinschaftsunterkunft für 180 Menschen soll in der Kollwitzschule selbst entstehen (wir berichteten). Allerdings ist sie vor Februar/März 2016 nicht bezugsfähig. Dort sind erhebliche Investitionen erforderlich, die aus vertraglichen Gründen noch nicht begonnen haben, wie der Landrat betonte. Alle Arbeiten, die momentan in dem Gebäude laufen, hätte der Eigentümer ohnehin vorgenommen, auch ohne den geplanten Umbau zur Gemeinschaftsunterkunft. Die Nutzung des Gebäudes für diesen Zweck sei auf zehn Jahre beschränkt. Es gebe eine vertragliche Bindung für die Liegenschaft, dass die Schule bis dahin abgerissen sein muss.

Voraussichtlich am 1. September gibt es eine Informationsveranstaltung für Bewohner des nordwestlichen Stadtgebietes. Sie soll im Raum Salzwedel der Kreisverwaltung stattfinden. Ziche: „Es ist wichtig, dass wir diese Vorgänge transparent machen und die Bevölkerung mitnehmen, denn was man nicht kennt, betrachtet man kritisch.“

Die Aufnahme der Flüchtlinge, die in ihren Heimatländern schlimmes Leid, oft seelische und körperliche Verletzungen erlitten haben, sei eine zutiefst humanitäre Aufgabe, die ein wirtschaftlich erfolgreicher Staat wie Deutschland stemmen müsse und werde, erklärte der Landrat. Deshalb spielten die Kosten für das Einrichten der Notunterkunft in der Kollwitzhalle zunächst eine untergeordnete Rolle. Ziche: „Das haben wir noch gar nicht berechnet.“ Der Kreis bekomme einen Ausgleich vom Land, der zwar nicht die vollen Kosten decke, aber über die Finanzierung und eine Erhöhung der Pauschale pro Asylbewerber auf 1000 Euro im Jahr werde diskutiert.

Er habe in dieser Woche alle Bürgermeister angerufen und um Hilfe bei der Aufnahme von Asylbewerbern gebeten. Vor allem mit den Vertretern von Arendsee, Diesdorf und Klötze soll es Gespräche geben. Für die Unterbringung müsse eine Grundstruktur vorhanden sein – so eine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr, Grund- und Sekundarschule, Einkaufsmöglichkeiten und ärztliche Versorgung. Dass es auch außerhalb der größeren Städte mit der Aufnahme von Asylbewerbern keine Probleme gebe, bewiesen die Beispiele Kalbe und Mieste. In beiden Orten gebe es großes ehrenamtliches Engagement bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen. „Mein Dank geht an alle, die sich dafür einsetzen“, so Ziche.