1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Mit Thema Prinzessin schon abgeschlossen

Karneval Mit Thema Prinzessin schon abgeschlossen

Volker Patzke und Sieglinde Mahlke sind das Prinzenpaar der 64. Saison der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß 54 Dähre.

Von Anke Pelczarski 27.01.2018, 02:00

Dähre l „Mit dem Thema Prinzessin hatte ich eigentlich schon abgeschlossen“, gibt Sieglinde Mahlke zu. Seit Anfang der 1970er Jahre ist die heute 62-jährige Dährerin beim Karneval in ihrem Ort dabei. Sie hat zwei Prinzen, ihrem verstorbenen Mann Dietrich Mahlke (Saison 1981/82) und ihrem späteren Partner Reinhard Pankonien (Saison 2002/03), für das Regentschaftsjahr den Rücken frei gehalten. Doch dann ist sie im Vorjahr gefragt worden, ob sie im Rampenlicht stehen möchte. Und sie hat – nach einigen schlaflosen Nächten – Ja gesagt.

Doch der Reihe nach: Jedes Jahr sind Prinzenbeschaffer auf Werbetour, um einen Neuen zu finden. Eines Abends, es war im Oktober des Vorjahres, stand Jörg Marggraf vor der Tür von Volker Patzke in Eickhorst. „Allein die Ankündigung, dass ich Prinz werden sollte, war aufregend“, gesteht der 54-Jährige. Schließlich bekomme man solch ein Angebot nicht alle Tage. Doch ob er der Richtige sei? Das Gespräch mit seiner Schwester Karin Grunewald, die Prinzessin in der Saison 2002/03 war, habe ihm geholfen, dass die Bedenken bald vom Tisch waren.

„Der Prinzenbeschaffer musste noch etwas zappeln, bis ich mein Ja verkündet habe“, merkt Volker Patzke, der eigentlich aus Beetzendorf stammt und erst ein paar Jahre in Eickhorst lebt, verschmitzt an.

Und dann kam die Frage, ob er sich schon Gedanken über eine Prinzessin gemacht habe. „Spontan habe ich Sieglinde ins Spiel gebracht. Denn sie macht hier so viel. Warum soll sie nicht auch mal Prinzessin sein?“, schildert Volker Patzke. Jörg Marggraf fand diese Wahl gut. Eines Sonnabends klingelte er bei Sieglinde Mahlke. „Als er vor der Tür stand, habe ich ihn gefragt, ob er Klamotten oder andere Utensilien für den Karneval braucht“, erzählt die Dährerin, die sich keinen anderen Grund für den Besuch vorstellen konnte. Doch dann habe er verraten, dass er im Auftrag des Prinzen da sei. „Meine Augen wurden immer größer. Das musste ich erstmal sacken lassen“, sagt Sieglinde Mahlke. Aber neugierige Fragen sprudelten dennoch aus ihr heraus: Wie groß ist der Prinz? Wie sieht er aus? Kenne ich ihn? Jörg Marggraf schwieg, wies mit der Hand in Richtung Waldbad. Doch damit war das Geheimnis noch nicht gelüftet.

Als der Prinzenbeschaffer wieder gegangen war, „lief ich rum wie Falschgeld. Ich hatte mir für den Tag eigentlich so viel vorgenommen“, erzählt die Verkäuferin. Sie rief ihre Tochter Nadine an, weil sie sich unsicher war, wie sie sich entscheiden sollte. „Sie sagte gleich: Mach doch. Und ich habe entgegnet: Da brauche ich auch Unterstützung von der Familie“, sagt Sieglinde Mahlke. Die Tochter sagte Hilfe zu und die künftige Prinzessin Ja.

Die Treffen mit Volker Patzke, der momentan als Haus- und Hofmeister arbeitet, gab es immer in den Abendstunden. Schließlich durfte keiner vor dem 11.11. mitbekommen, wer das neue Prinzenpaar ist. Die Gefahr, sich zu verplappern, sei groß gewesen, gesteht Sieglinde Mahlke. Zumal sie seit vielen Jahren im Programmteil mitmischt, in dem die neuen Majestäten eingeführt werden.

Rasch war ein Cowboy- und Indianerstück entwickelt. Die Idee dazu hatte Volker Patzke. Denn er ist großer Countrymusik-Fan. „Die Frauen haben die ,lahme Musik‘ kritisiert, sich dann aber damit angefreundet, frei nach dem Motto: ,Wenn es das Prinzenpaar so will‘“, schildert sie lächelnd. Mit Lisa Marggraf und Sylvia Wollburg seien noch zwei junge Frauen mit in die Nummer eingebaut worden, die durchaus das Potenzial als Prinzessin gehabt hätten. Sozusagen als Ablenkungsmanöver, sagt Sieglinde Mahlke verschmitzt. Ihr Prinz kam als einer von drei Reitern in den Saal. „Als ich umgezogen war, war der Druck weg. Da fühlte ich mich wie zu Hause“, erinnert sich Volker Patzke, der seit einem Jahr Vereinsmitglied ist. Dann sei es seine Aufgabe gewesen, die neue Lieblichkeit mit dem Lasso zu fangen. Das hatte er am Pfosten geübt. „Aber das lebende Objekt hätte ich nie getroffen. Da war ich froh, dass Sieglinde etwas nachgeholfen hat“, gesteht der Prinz.

Jetzt freuen sich die beiden auf die närrischen Tage im Februar. Die neuen Umhänge werden zum ersten Mal beim karnevalistischen Nachmittag „ausgeführt“. „Es kribbelt in mir, weil ich nicht so aktiv beim Vorbereiten dabei sein kann wie sonst“, gesteht Sieglinde Mahlke. So wisse sie nicht, wie der Wagen des Waldbad-Vereins aussehen wird. Die Frauen hätten sich sonst zum Üben bei ihr getroffen – das werde es diesmal auch nicht geben. „Aber kleine Aufgaben wie das Organisieren des Kuchens durfte ich doch übernehmen“, fügt die Prinzessin lächelnd hinzu.

Die Majestäten der 64. Saison wollen die Zeit genießen. Sie freuen sich auf Überraschungen, die es wohl geben wird. „Ich weiß, dass die Frauen auch was aushecken“, schildert Sieglinde Mahlke. Was dabei herauskommt, darauf sei sie gespannt. „Ich bin auch immer mit dabei gewesen, wenn es galt, andere Prinzenpaare zu erfreuen“, fügt sie hinzu.

Volker Patzke ist schon gespannt auf das Kleid, das die Lieblichkeit im Februar tragen wird. Philipp, der sechsjährige Enkel der Dährerin, durfte beide bestellte Varianten schon bewundern. Er habe sie als gut befunden, verrät die Dährerin, deren Hobbys nicht nur das Waldbad und der Karneval sind, sondern auch die insgesamt drei Enkelkinder.