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Kultur Der alte Club putzt sich raus

Seit Jahrzehnten prägt der Club Hanseat die kulturelle Szene Salzwedels nachhaltig. Nach langer Zeit wird nun der Konzertsaal renoviert.

Von Alexander Rekow 12.08.2020, 01:01

Salzwedel l Säge statt Klampfe, Hammer statt Saxophon, Leiter statt Schlagzeug. Der Saal des Hanseats ist derzeit mehr Baustelle als Konzertbühne. Der Club wird derzeit renoviert.

„Die letzte Renovierung war 1998“, sagt Marian Stütz, Chef des Clubs. Nun, im Jahr 2020, bekommt der Club mit seinem einst charmant-punkrockigem Antlitz einen gut aussehenden Anzug verpasst. Das Parkett strahlt, der Tresen wirkt modern und zeitgemäß, die Kühlanlage ist neu – der Arbeitsplatz des Tontechnikers ebenfalls. Und: Die sogenannte „Pöbel-Ecke“ (versierte Hansa-Gänger kennen sie) hat die alten Fliesen in der Stammecke aus dem Tresenbereich bekommen. Ein Hauch Vergangenheit trifft auf Moderne.

„Es ist schlicht, einfach und geschmacklos“, fasst es Stütz trocken mit einem Grinsen zusammen. Auch er muss sich an den neuen Schick erst gewöhnen – das bringen die vielen Jahre in dem Club wohl mit sich. Für die Nostalgiker unter den Hansa-Gängern hat Marian Stütz ein Stück Geschichte entstaubt. „Das alte Jugendclub-Schild werden viele Salzwedeler noch kennen“, meint der Hansa-Chef. Nun wird der Leuchtreklame aus DDR-Zeiten wieder Leben eingehaucht. Doch nicht mehr an der Außenfassade. „Das kommt über den Tresen im Saal“, verrät er. Fortan soll es den Konzertgängern den Weg zum oberen Tresen weisen.

Die Geschichte des Hanseats reicht weit zurück. „Aus der ehemaligen Speisegaststätte Hanseat wurde Ende der 1970er Jahre der Jugendclub Hanseat“, weiß Stadtarchivar Steffen Langusch zu berichten. Er hat in seinen Unterlagen auch den musikalischen Startschuss gefunden. Am 6. Oktober 1979 um 20 Uhr spielte die Berliner DDR-Country-Band Hufnagel an zwei Abenden in Folge auf.

Derzeit durchlebt der Traditionsklub eine seiner wohl schwersten Prüfungen: die Corona-Pandemie. Mit dem Lockdown wurden das Mischpult ausgeschaltet, die Zapfhähne stillgelegt und die Boxen zum Schweigen verdammt. Das sei nicht einfach, sagt Stütz, doch es sei wie es sei. „Wie man sieht, ist Corona noch immer ansteckend.“ USA, Brasilien, Europa: Das Virus sei noch existent und damit ansteckend. Auch wenn man sich fast wieder normal bewegen könne, sei es noch nicht ausgestanden.

Trotzdem, der Hansa-Chef schaut in die Zukunft. Wenn es möglich ist, will er am 17. September seine Türen wieder für Gäste öffnen. „Da würden wir gern wieder anfangen.“ Einen Tag später ist ein Reisevortrag bei ihm angesetzt. Guido Lange soll an dem Abend über seine Erfahrung sprechen. Er war 2000 Kilometer an der Ostsee entlang gelaufen und hat darüber publiziert. „Abenteuer Baltikum“ heißt sein Buch.

Trezoulé soll am 19. September die Bühne im Hansa erklimmen. „Das ist mit der Weltmusikerin Cathrin Pfeifer“, freut sich der Hansa-Chef. Jazz hingegen erwartet die Salzwedeler am 26. September.

Und dann, am 3. Oktober, soll es endlich mit Keimzeit klappen – im dritten Anlauf. Sowohl Ende März als auch Mitte Juli musste Marian Stütz die von vielen Altmärker sehnlichst erwartete Veranstaltung verschieben.

Vor all dem stehe aber weiterhin ein großes Fragezeichen. Noch bis zum 16. September müssen Clubs und Discotheken geschlossen bleiben. Ob und wie es dann ab dem 17. September weiter geht, wie viele Besucher in das Hanseat kommen dürfen und unter welchen Auflagen: All das muss Marian Stütz nun erstmal in Erfahrung bringen. Ähnlich wie die Aussagen zum Salzwedeler Kultursommer oder zum Kulturhaus der Stadt: „Gewisse Sachen sind mit einer Begrenzung wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt der Veranstalter. Wenn er Summe X für einen Künstler bezahlt und nur eine Handvoll in den Club darf, sei dies nicht zu finanzieren. Erst recht nicht mit Blick auf Ton- und Lichttechniker sowie Personal an der Bar und Security. Abgesehen davon würden auch Künstler ihre Auftritte platzen lassen. „Wenn überall die Auftritte abgesagt werden, kommt keiner für einen Auftritt nach Salzwedel.“

Wenn das Hanseat keine großen Konzerte anbieten darf, will Stütz sich überlegen, wie er kleine Veranstaltungen bei sich umsetzen kann. „Das muss man alles noch sehen, noch ist ja nichts spruchreif.“

Fest aber steht: Das Hansa ist fit für die Zukunft. Nun müssen nur noch die Salzwedeler ihren alten Traditionsklub wieder mit Leben füllen (dürfen).