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Pandemie Aus dem Museum ins Corona-Büro

Die hohe Zahl der Corona-Neuinfektionen hält die Mitarbeiter im Gesundheitsamt Salzwedel und in der Kreisverwaltung in Atem.

Von Antje Mewes 11.11.2020, 00:01

Salzwedel l Statt Ausstellungen vorzubereiten oder wissenschaftliche Arbeit zu leisten, heißt es für die Mitarbeiter der Kreismuseen seit Kurzem am Telefon besorgte Bürger zu beruhigen, sie über eine Quarantäne zu informieren oder sie in dieser Zeit zu begleiten und Fragen zu beantworten. „Viele Menschen sind sehr besorgt, die Telefone laufen heiß“, sagt die zuständige Dezernentin Kathrin Rösel. Da bleibe es oft nicht bei einem Fünf-Minuten-Gespräch. Hinzu kommt ein enormer Aufwand beim Nachverfolgen von Kontaktpersonen oder beim Übermitteln von Daten. „Wir erleben einen sehr dynamischen Prozess und eine große Herausforderung für die Personalplanung“, betont sie.

Die Pandemie-Eindämmung sei inzwischen eine Aufgabe der gesamten Verwaltung und beschränke sich schon lange nicht mehr nur auf das Gesundheitsamt. Nun soll auch technisch aufgerüstet werden. Mit Headsets und Computer für die Mitarbeiter am Bürgertelefon und im Quarantäne-Management. Aber wie läuft eigentlich die Verwaltungsmaschinerie? Die Volksstimme fragte bei der Dezernentin nach.

Befunde der Tests gelangen per Fax von den jeweils beauftragten Laboren ins Gesundheitsamt. Dort werden sie in positiv und negativ sortiert. Eine Sachbearbeiterin nimmt dann Kontakt zu den Getesteten auf, wobei die positiven Fälle Vorrang haben und unverzüglich informiert werden. Der Betroffene wird dann gefragt, wo er sich angesteckt haben könnte und wird um eine Liste mit Kontaktpersonen ersten Grades gebeten, nach Möglichkeit 14 Tage zurück reichend. Die Anzahl reicht im Schnitt von zehn Leuten bis zu Schulklassen.

Anders als vor dem rasanten Anstieg der Fallzahlen werden nicht mehr alle Kontaktpersonen ersten Grades getestet, sondern nur Menschen, die in sensiblen Bereichen wie beispielsweise Pflegeheimen, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuseren arbeiten oder Symptome haben. Damit soll eine Überlastung der Laborkapazitäten vermieden werden. Die Quarantänezeit beträgt 14 Tage. Positiv Getestete müssen sich sofort isolieren und sollten sich zu Hause ebenfalls von Familienmitgliedern und Mitbewohnern so gut es möglich ist strikt fernhalten.

Bei Kontaktpersonen wird individuell entschieden, wie lange sie in Quarantäne bleiben müssen, je nachdem, wann sie zuletzt mit dem Infizierten in Berührung gekommen sind. Während der Quarantäne halten Mitarbeiter der Verwaltung regelmäßig telefonischen Kontakt zu den Isolierten, um zu fragen, wie es ihnen geht und um zu erfahren, ob sie sich an die Regeln halten. Sollten sie mehrmals nicht zu erreichen sein, kontrollieren Mitarbeiter der Ordnungsämter oder die Polizei, ob sie zu Hause sind. Aufgrund der Vermischung sogenannter Kohorten oder übergreifenden Unterrichts von infizierten Lehrkräften mussten Schüler und Personal ganzer Grundschulen in Quarantäne.

Bisher haben sich im Altmarkkreis nur sehr wenige Bürger beim Gesundheitsamt gemeldet, die von der Corona-App auf ihrem Handy gewarnt wurden. Sie werden dann getestet. Zur Nachverfolgung der Kontakte ist die App aufgrund des Datenschutzes nicht geeignet.

Der Kreis hat beispielsweise die Schüler der evangelischen Grundschule Salzwedel mit Schnelltests untersuchen lassen. Die meisten Ergebnisse, die positiv oder unklar waren, hätten sich als negativ herausgestellt. Sicherer seien die klassischen PCR (Polymerase Chain Reaction)-Tests.

Von Hotspots wird gesprochen, wenn mindestens sechs Menschen in einer Einrichtung positiv getestet sind. Bisher war das nur in Kalbe der Fall.