1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Zwei Filialen vor dem Aus

Genossenschaftsbank Zwei Filialen vor dem Aus

Anhaltende Niedrigzinsen und zwei aufeinander folgende Dürrejahre haben bei der VR Plus Altmark-Wendland Spuren hinterlassen.

Von Gesine Biermann 14.02.2020, 12:30

Lüchow l „Wir sind persönlich für Sie da: In unserem Standort freuen wir uns über Ihren Besuch.“ Mit diesen freundlichen Worten werden die Kunden der Bankfilialen in Werben und Lückstedt von VR Plus Altmark-Wendland auf der Homepage der Bank begrüßt. Noch.

Ende März wird sich das ändern. Ab Freitag werden die Briefe an die Kunden verschickt, in denen sie über die Aufgabe ihres Bankstandortes informiert werden. Wer für seine Bankgeschäfte einen Ansprechpartner oder Geld braucht, findet den künftig in Werben und Lück­stedt nicht mehr und muss dafür nach Arendsee, Osterburg oder Seehausen fahren. Oder wahlweise auch in eine andere Filiale der Bank in der Altmark oder im Wendland. In den Infobriefen werde zwar ersteinmal eine nahe Filiale vorgeschlagen, die künftig für die Kunden da sein soll, aber „der Kontostandort ist generell frei wählbar“, versichert Vorstand Torsten Dallmann im Gespräch auf Nachfrage der Volksstimme am Donnerstag. Heißt: „Wer zum Beispiel in Salzwedel arbeitet, kann auch dort sein Konto haben“, betont Dallmann.

Die Gründe für die Schließung der beiden Filialen – dazu kommen weitere fünf im Wendland – erläutern die Vorstandsvorsitzende Grit Worsch und ihre Vorstandskollegen in einer Pressekonferenz im Hauptsitz der Bank in Lüchow: „Niedrig- und sogar Negativzinsen, viele Gesetzesänderungen und dann gleich zwei Dürrejahre hintereinander“ hätten die Bank vor große Herausforderungen gestellt, so Worsch. Das seien schwierige Rahmenbedingungen für eine Bank im landwirtschaftlich geprägten Geschäft. „Landwirte sind nun mal unser Hauptklientel.“ Um auch künftig wirtschaftlich arbeiten zu können, sei ein Wirtschaftlichkeitsprogramm für 2020 aufgestellt und in diesem Rahmen alle Strukturen und Kosten auf den Prüfstand gestellt worden.

Und eben auch die Filialen wurden in diesem Rahmen genauer untersucht, die ein hoher Kostenfaktor für Banken sind. „Dabei mussten wir feststellen, dass sich das Kundenverhalten und auch die Zahl der Filialbesuche massiv verändert haben“, erläutert Worsch. Immer mehr Kunden nutzten mittlerweile die Internet- und Digitalleistungen der Bank. Banking von zu Hause also, und sogar von unterwegs. Nur wenige Kunden machen ihre Bankgeschäfte noch persönlich.

So lange wie möglich seien die Filialen aufrecht erhalten worden, teilweise auch schon mit deutlich verringerten Öffnungszeiten. „In Werben ist die Filiale zum Beispiel aktuell nur noch an zwei halben Tagen in der Woche geöffnet, also insgesamt nur einen Tag“, rechnet die Vorstandschefin vor.

Seit geraumer Zeit sei aber selbst das unter den veränderten Rahmenbedingungen nicht mehr kostendeckend möglich. Der Entschluss sei der Bank nicht leicht gefallen, aber die Sparmaßnahmen seien notwendig, um den genossenschaftlichen Auftrag, verantwortungsvoll mit dem Geld der Kunden umzugehen und zu wirtschaften, weiterhin zu erfüllen.

Das Geschäftsmodell soll in den Regionen so viele Leistungen wie möglich erhalten, heißt es dazu in der schriftlichen Erklärung der Bank. Sprich: Die geschlossenen Filialen helfen, die anderen weiterhin öffnen zu können.

So will die Bank künftig Wachstumsstandorte in Salzwedel, Arendsee, Seehausen und Osterburg stärken. In Salzwedel bleibt neben dem Standort in der Altmarkpassage auch die SB Filiale an der Neuperver Straße bestehen. Zum einen gehöre der Bank die Immobilie, „aber sie wird auch gut frequentiert“, betont Grit Worsch.

Und auch die Filiale in Goldbeck bleibt, als sogenannter Haltestandort. Bank und Agrarmarkt sind dort zusammengelegt.

Ganz wichtig sei auch: „Wir werden Verantwortung für die Mitarbeiter und ihre Familien übernehmen und trauen uns die geplanten Veränderungen ohne betriebsbedingte Kündigungen zu.“ Die Mitarbeiter aus den zu schließenden Filialen werden in andere Filialen wechseln, beziehungsweise arbeiten ohnehin schon an den anderen Tagen dort, wenn sie nicht in den Kleinstfilialen für die Kunden da sind.

Wichtig sei es der VR PLUS nämlich auch, „dass die vertrauten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Kunden bestmöglich erhalten bleiben“.

Zudem soll es ab diesem Jahr nach und nach an den Kassen der VR PLUS Tankstellen und Märkte die Möglichkeit für Kunden geben, sich Bargeld auszahlen zu lassen, sodass die Bargeldversorgung weiterhin gewährleistet sei.

Neben ihren Bankfilialen unterhält die VR Plus Altmark-Wendland in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg Vorpommern schließlich auch noch zahlreiche Landwirtschaftliche Einrichtungen wie Tankstellen, Verkaufsstellen für Futtermittel, Dünger und landwirtschaftlichen Bedarf.