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Neuer Rettungsdienst Wechsel erfolgt Punkt 0 Uhr

In der Neujahrsnacht gibt es einen Wechsel: Ab 0 Uhr übernehmen die Mitarbeiter der Johanniter-Unfallhilfe in Schönebeck den Rettungsdienst.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 30.12.2015, 16:57

Schönebeck l Nun steht es fest. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist ab dem 1. Januar nicht mehr für den Rettungsdienst im Altkreis Schönebeck (Salzlandkreis) zuständig. Damit geht eine 20-jährige Ära zu Ende.

Hintergrund ist, dass der Salzlandkreis im Juli die Konzessionen für das gesamte Kreisgebiet neu vergeben hat. Dabei hat das DRK im Altkreis Schönebeck gegenüber seinem Mitbewerber, der Johanniter-Unfall-Hilfe, den Kürzeren gezogen - und geklagt. Eine erste Entscheidung ist jetzt gefallen. Das Verwaltungsgericht hat den sogenannten Eilantrag des Kreisverbandes abgelehnt. Damit wird der Wechsel vom Roten Kreuz zu den Johannitern nicht aufgeschoben.

Das bedeutet für die heutige Nacht: Bis 24 Uhr übernehmen die DRK-Leute diese hoheitliche Aufgabe. Ab 0 Uhr und einer formellen Sekunde sind die Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe für den Rettungsdienst zuständig.

Die bis dato beim DRK verbliebenen Mitarbeiter - einige haben das sprichwörtlich sinkende Schiff bereits vorher verlassen - haben davon am 23. Dezember erfahren. Einige hatten sich bereits bei anderen Unternehmen beworben. Unter anderem sind 12 Rot-Kreuzler zur Konkurrenz, den Johannitern, gewechselt. Das bestätigt Dr. Martina von Witten, Mitglied des Regionalvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe. Auf Volksstimme-Nachfrage teilt sie weiter mit, dass ihr Verband auf den bevorstehenden Wechsel vorbereitet sei. „Alle 24 Stellen sind besetzt“, sagt sie. Sowohl intern habe es Umbesetzungen gegeben, als auch Johanniter-Fremde haben eine Stelle erhalten. Die neue Wache der Johanniter befindet sich in Felgeleben. Zur Ausstattung gehören vier Fahrzeuge plus ein Reservefahrzeug.

Derweil die Johanniter also zufrieden in das neue Jahr starten können, ist die Stimmung beim Deutschen Roten Kreuz eher getrübt. „Mit dem Wegfall der Genehmigung im Rettungsdienst fallen die dortigen Arbeitsplätze weg“, sagt Guido Jurczyk, Geschäftsführer des DRK. Bislang sei es gelungen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. „Dies liegt zum einen daran, dass wir ab 1. Februar 2016 den Fahrdienst des ärztlichen Bereitschaftsdienstes im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt in unserer Region übernehmen“, führt der Geschäftsführer aus. Und zum anderen wechseln Kollegen zu anderen Arbeitgebern. Sie sollen Volksstimme-Informationen nach am gestrigen 30. Dezember Aufhebungsverträge erhalten haben. Auch wenn in diesen Schreiben keine Rückkehrklausel zurück zum DRK vorhanden sein soll, so will Guido Jurczyk noch nicht ganz aufgeben.

Er ist nach wie vor der Meinung, „dass es sich hier nicht um ein transparentes, faires und diskriminierungsfreies Auswahlverfahren gehandelt hat“. Deshalb hatte der Verband auf Akteneinsicht geklagt. Das Verfahren läuft noch.

Dem sieht Reingard Stephan, zuständige Fachbereichsleiterin beim Salzlandkreis, gelassen entgegen. Sie betont, dass das reguläre Vergabeverfahren den Vorschriften entsprechend abgelaufen sei. Und wie sieht es mit Kritik aus? Zum Beispiel, dass der Zeitraum zwischen Vergabeverfahren im Sommer und Konzessionsbeginn 1. Januar 2016 zu kurz gewählt sei. Hätte man mögliche Klageverfahren nicht zeitlich einrechnen können? Nein, sagt Reingard Stephan. In einem solchen regulären Verfahren seien individuelle Zeiträume nicht zu bedenken. In dem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass insgesamt 13 Bereiche im Sommer vergeben worden. In zehn der 13 Fällen habe es Mitbewerber gegeben. „Doch nur das DRK in Schönebeck hat Rechtsmittel eingelegt“, sagt sie.

Was heißt das nun für den Kreisverband in Schönebeck? „Wie wir mit der vorhandenen Technik und den Gebäuden verfahren, werden wir zu gegebener Zeit festlegen“, sagt Guido Jurczyk. Vor etwa sechs Jahren hätte der Verlust der Rettungsdienstgenehmigung wahrscheinlich das Aus des Kreisverbandes bedeutet. Seitdem sei es aber gelungen, auch die anderen Aufgabenfelder im Ehren- und im Hauptamt auf- und auszubauen und neue in Angriff zu nehmen. Als Beispiel nennt er das Demenzservicezentrum, in dem das DRK zwei Wohngemeinschaften betreut und eine Tagespflege betreibt.