Neuigkeiten „bimmeln“

Glinde l Es werden sich nur noch die alten Glinder an Emmi Kräuter erinnern, die mit ihrer Handglocke durchs Dorf lief und ohne Rücksicht auf richtige Aussprache und Satzbau im öffentlichen Auftrag die neuesten Nachrichten verbreitete.

So geschah es zum Beispiel, dass sie einmal den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche „ausbimmelte“. Emmi rief mit lauter Stimme, dass schleunigst alle Ställe „fissiert“ werden müssten. Die meisten Bauern verstanden aber, dass bald ein paar Offizielle kommen werden, um ihre Höfe inspizieren.

Bis in die 1960er Jahre gab es die sogenannte Bimmelfrau (oder -mann) in den Dörfern. In Glinde erinnert man sich auch an Mutter Müller, die mit der Glocke durchs Dorf marschierte, um Gemeindenachrichten auszurufen. Zuweilen hatte auch sie ein Problem mit neumodischen Dingen, die ihr schwer über die Zunge gingen. Als Juste Puder, der mit Brennstoffen handelte, eine Fuhre Anthrazit bekommen hatte, schien ihr der Begriff kaum aussprechbar. Mutter Müller umschiffte das Wort Anthrazit geschickt, das der verstorbene Heimatdichter Walter Schüler so kommentierte: „ ... Da kann jeder sich was holen! Das ist was Ähnliches wie Kohlen! Jedenfalls is es was jutes – denn brennen dut es!“

In größeren Orten wie in Barby gab es den „Stadtfunk“. In der Stadt waren mehrere Lautsprecher angebracht, die amtliche Informationen meist zur festgesetzten Zeit verkündeten. Das Mikrofon stand im Rathaus, wo der Text gesprochen wurde. „Achtung, Achtung! Hier spricht der Stadtfunk“, begann die Übertragung, begleitet von einer markigen Fanfare.

Heute übernehmen Zeitungen und elektronische Medien wichtige Bekanntmachungen. Ausnahmen, die an die Nachkriegszeit erinnern, gab es aber auch 2002 und 2013, als ex­treme Hochwasser besondere Maßnahmen erforderten.