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Cokturhof Wohnraum statt Tourismus?

Anders als geplant, wird es auf dem Areal des Schönebecker Cokturhofs coronabedingt so schnell keine Gastonomie und kein Hotel geben.

Von Bianca Oldekamp 08.09.2020, 01:01

Schönebeck l Der Kaufvertrag für den Gebäudekomplex auf dem Cokturhof-Areal war schon unter Dach und Fach. Doch dann kam Corona. Der Verkauf des geplanten Gebäudeteils, in dem eine Gastronomie im Erdgeschoss, ein Hotel im Obergeschoss und Penthaus-Wohnungen im Dachgeschoss entstehen sollten, geplatzt, der Vertrag wurde in beidseitigem Einverständnis rückabgewickelt.

„Es bringt ja nichts, wenn ein Investor an Bord ist und dann coronabedingt doch nicht zahlen kann“, sagt Anke Wegehaupt im September 2020. Sie ist Architektin und neben Vater Jürgen Wegehaupt, Mutter Andrea Wegehaupt und Schwester Katja Wegehaupt Teil der Geschäftsführung der Wegehaupt-Gruppe, die aus den Bereichen Architektur, Immobilien und Haustechnik besteht.

Wegehaupts selber sind mittlerweile aber von Eggersdorf nach Schönebeck umgezogen – was die Büroräume der Unternehmensgruppe angeht. Seit Ende November befinden sich die Büroräume aller drei Bereiche im hinteren Gebäudeteil des roten Backsteingebäudes auf dem Cokturhof-Areal direkt an der Salinekanal. Auf dem gesamte Cokturhof-Areal war bis zur Kreisgebietsreform im Jahr 2007, als der Salzlandkreis aus den Altkreisen Aschersleben, Bernburg, Schönebeck und Staßfurt hervorging, Sitz der Verwaltung des damaligen Landkreises Schönebeck.

Innerhalb von nur drei Monaten hat das Unternehmen seine heutigen Büroräume grundhaft saniert, alle drei Etagen ausgebaut, um alle drei Firmen unterzubringen. „Das war schon sehr stressig“, erinnert sich Anke Wegehaupt zurück, ist heute aber froh, dass der Umzug geschafft ist.

Ob das Unternehmen aber tatsächlich in diesen Räumen bleibt, steht noch nicht sicher fest. Denn was den Verkauf des vorderen Gebäudeteils mit geplanter Gastronomie und Hotel angeht, sei man mittlerweile so weit, dass das Unternehmen auch seinen Bereich mit verkaufen würde, wenn ein Käufer das Gebäude nur als ganzes kaufen wollen würde.

Um das von den Wegehaupts bereits vollkommen fertig geplante Gebäude sozusagen an den Mann zu bringen, haben einige Mitarbeiter der Firma ganze Arbeit geleistet, damit potenzielle Käufer ganz genau vor Augen geführt bekommen, wie die Planungen der Architekten im Detail aussehen. Innerhalb von sechs Wochen sind aufwendige 3D-Videoanimation von dem Komplex entstanden, die auf der Firmenhomepage einzusehen sind. Immerhin beträgt der Wert der Planungen seitens der Wegehaupt-Gruppe rund 150.000 Euro.

„Eigentlich entwickelt sich der Elbbereich gerade sehr schön. Corona kam da für uns zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, findet Anke Wegehaupt. Interessenten für den Bereich würden sich zwar regelmäßig melden, doch daraus geworden sei bislang nichts. Die Familie könne sich sogar vorstellen, einer Hotelkette den Zuschlag zu erteilen. „Dann müssen wir eben von unserer Wunschvorstellung abweichen“, sagt Anke Wegehaupt.

Einfacher wäre es in der aktuellen Situation für die Wegehaupts, wenn sie in dem gesamten vorderen Gebäudeteil Wohnungen einrichten könnten. Dann wäre ein Verkauf nicht mehr nötig. Der Bebauungsplan, der seitens der Stadt für das Gelände einst festgelegt wurde, sieht aber eben auch die touristische Nutzung dieses vor.

„Und mit Gastronomie und Hotelerie kennen wir uns einfach nicht aus“, gesteht Anke Wegehaupt. Doch: „Wir wollen in einem Gespräch mit der Stadt erfragen, ob es Möglichkeiten gibt, den Bebauungsplan maßgeblich zu ändern, sodass vielleicht doch nur Wohnungen entstehen und wir den Ausbau entsprechend doch selbst in die Hand nehmen können“, erklärt Jürgen Wegehaupt. Fest steht: „Wir können das Gebäude nicht noch ein Jahr stehen lassen.“

In dem Gebäude nahe des Backsteinbaus sollen unverändert rund 20 Wohnungen entstehen. Was deren Planung angeht, wird sich die Fertigstellung aber verzögern. Anke Wegehaupt hatte bislang einfach keine Zeit gefunden, das Gebäude architektonisch in Angriff zu nehmen. Auf dem Cokturhof-Gelände gibt es zudem zwei Grundstücke mit Fachwerkbauten. Beide sind verkauft, werden saniert, sodass zwei Einfamilienhäuser entstehen.

Immerhin: Schon lange vor Corona stand fest, dass Wegehaupts auf dem Areal nicht lang allein bleiben werden. Denn ein Finanzdienstleister mit Hauptsitz in Braunschweig hat die Räumlichkeiten der ehemaligen Zulassungsstelle des Altkreises Schönebeck im Oktober 2019 gekauft, plant hier ein Schulungszentrum einzurichten. „Das ist durch Corona zwar auch etwas ins stocken geraten, aber das Unternehmen hält an den Plänen fest“, berichtet Anke Wegehaupt.

Das Konzept in dem Gebäude an der Barbyer Straße einen Bioladen oder eine Biokita einzurichten, besteht weiterhin. Ein Investor hat sich aber noch nicht gefunden. Genau wie der vordere Teil des Backsteinbaus steht es weiter zum Verkauf.