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Coronavirus Stau beim Drive-In-Test in Schönebeck

Schon am ersten Tag haben 75 Personen das Drive-In-Testzentrum in Schönebeck genutzt.

Von Paul Schulz 17.03.2020, 08:00

Schönebeck l Schon morgens stehen die Autos auf dem Parkplatz an der Bölzigstraße in Schönebeck Stoßstange an Stoßstange. Zahlreiche Personen wollen auf Nummer sicher gehen und sich auf den neuartigen Corona-Virus testen lassen. Dafür steht ihnen hier nämlich seit Montag das „Drive-In-Testzentrum“ des Hausarztteams Schönebeck zur Verfügung.

Auch eine Familie aus Calbe steht mit ihrem Wagen in der Schlange. „Unser Kind zeigt die typischen Anzeichen. Der Kleine hatte Fieber und hustet. Außerdem hatten wir Kontakt mit jemanden, der Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatte“, erklärt der Vater des Drei-Jährigen. Aus diesem Grund wollen Vater, Mutter und der Sohn den Test machen. Vorsichtshalber werden sie auch die Großeltern fürs Erste nicht besuchen, um diese – sollte der Corona-Test positiv ausfallen – nicht anzustecken.

Der Test beim Drive-In läuft wie folgt ab: Sobald die Patienten an der Reihe sind, fahren sie mit ihrem Auto neben das Wohnmobil des Hausarztteams. Dort befindet sich, ähnlich wie bei Drive-In-Schaltern von Fastfoodketten, eine Sprechanlage. Über diese kommunizieren die Patienten mit Arzt Robin John, der mit seinem Team im Inneren des Wohnmobils arbeitet. John befragt die Autofahrer nach Symptomen und lässt sich die Telefonnummer geben. Anschließend bringt ein Mitarbeiter des Hausarztes eine Anleitung und die Wattestäbchen für den Rachenabstrich nach draußen und legt diese in einen Kasten. Die Patienten fahren vor und nehmen Anleitung und Zubehör aus dem Kasten. Anschließend führen sie den Rachen- und Nasenabstrich selbst durch.

Auch die Calbenser Familie ist nach rund zwei Stunden an der Reihe. Der kleine Junge weint, als die Mutter mit dem Wattestäbchen einen Abstrich machen will. „Da müssen wir jetzt durch, sonst standen wir hier ganz umsonst. Du kriegst danach auch Schokolade“, versucht der Vater den Jungen zu trösten. Kurze Zeit und ein paar Tränen später haben alle drei den Test hinter sich gebracht. Die Wattestäbchen werden verpackt und mit einer persönlichen Identifikationsnummer versehen. Dann rollt der Wagen zur letzten Station vor, wo die Teststäbchen in einem Beutel gesammelt werden.

Diese werden zur Untersuchung in ein Labor nach Magdeburg gebracht. Nach rund 48 Stunden liegt dann das Ergebnis vor. Dieses können die Patienten über eine Website und mit ihrer persönlichen Identifikationsnummer einsehen. „Patienten, bei denen der Corona-Virus festgestell wird, rufen wir an, damit sie es so schnell wie möglich wissen“, sagt Robin John.

Der Arzt aus Schönebeck hat übrigens nicht damit gerechnet, dass gleich am ersten Tag so viele Menschen den Test durchführen wollen. Insgesamt haben gestern 75 Personen den Drive-In aufgesucht. Aus diesem Grund betont John: „Der Test ist nur für Personen, die die typischen Erkältungsanzeichen aufweisen und Kontakt mit einem bestätigten Corona-Infizierten hatten beziehungsweise aus einem Risikogebiet kommen. Außerdem soll in jedem Fall vorher der Hausarzt einbezogen werden.“ Man müsse Ressourcen schonen, sagt John und erinnert daran, dass im Labor nur etwa 700 Proben pro Tag untersucht werden können. Es müsse längst nicht jeder den Test absolvieren, unterstreicht der Arzt.

Neben dem Drive-In-Testzentrum in Schönebeck nimmt am Dienstag auch in Roschwitz bei Bernburg auf dem Gelände des Gesundheitsamtes ein Testzentrum den Betrieb auf. In der dortigen Turnhalle können sich Bürger, nachdem ein Hausarzt oder die Ärzte-Hotline eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen hat, testen lassen. Das Testzentrum ist wochentags von 15 bis 18 Uhr besetzt.