Schützengilde Millimeter entscheiden über Barbys neuen Schützenkönig
Neuer Schützenkönig der Barbyer Herzog-Heinrich-Gilde ist Frank Buro. Zweiter wurde Sven Lipke, dritter Albrecht Laube. Die Differenz vom Sieger zum Vize musste ausgemessen werden: Nur drei Millimeter lagen zwischen den Treffern auf der Scheibe.

Barby - Manchmal sind es die kleinen Details, die uns neugierig werden lassen. Einer der Schützen hatte auf der Rückseite seines Dreispitz’ einen Holzlöffel befestigt. Wie ein Schütze sagte, entstamme dies einem Brauch der französischen Armee: Vor dem Gefecht hätten die Soldaten ihre Löffel abgeben müssen, weil die Schöpfgeräte damals so wertvoll gewesen seien. Eine originelle Geschichte, die aber vermutlich nicht stimmt.

Im Mittelalter hatte jeder Mensch einen eigenen Löffel, der am Wandbrett seinen besonderen Platz fand. Wer den Löffel daran aufhängte, hatte seine Mahlzeit beendet oder schloss sich aus der Tischgemeinschaft dauerhaft aus.
Doch das nur am Rande.
Am diesjährigen Königsschießen nahmen 27 Gildemitglieder teil, von denen fünf ins Stechen kamen.
Spätestens an dieser Stelle war ein stabiles Nervenkostüm gefragt, weil der Druck, gewinnen zu wollen, stieg. Ein mentaler Prozess, den man auch von anderen Sportarten her kennt.

Ins Vorderlader-Finale kamen Albrecht Laube, Frank Buro, Ronald Brabant, Otto Bleich und Sven Lipke. Am Ende setzte sich der Barbyer Frank Buro durch, der 2018 schon mal diese Würde errang. Kurz nach dem Sieg verschwand seine Tochter, die nach zehn Minuten wieder ran war. „Die war zu Hause und hat Geld geholt, damit ich einen ausgeben kann“, grinste der frisch gebackene König.
Wenn der Außenstehende gerne kolportiert, dass ein Schützenkönig „reich sein muss“, stellt Gründungsmitglied Jochen Küstermann klar: „Der König gibt auf dem Schützenplatz eine Runde Bier und am anderen Morgen ein Schützenfrühstück aus!“ Eine dreistellige Summe, für die man nicht den „Bausparvertrag kündigen muss“.
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Gildechef Frank Hilfert ging auf die Historie der 1991 reorganisierten Gemeinschaft ein: „Zunächst möchte ich feststellen, dass wir in Zeiten, wo Mord und Totschlag auf der Welt herrschen, nicht angetreten sind, um Militarismus oder sogar Krieg zu verherrlichen.“ Der Verein bringe vielmehr Menschen zusammen und leiste damit einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in der Region.
„Außerdem ist die Schützengilde Herzog Heinrich zu Barby auch angetreten, um Brauchtum und Tradition zu pflegen. Dies konnten wir in diesem Jahr bei der 1200-Jahrfeier in Walternienburg und der 800-Jahrfeier in Schönebeck zeigen. Dass es eindrucksvoll war, bestätigten uns die Zuschauer des Festumzuges mit Jubel und Beifall“, so Hilfert weiter.
Besondere Uniformen
Die Barbyer Gilde hat eine lange Tradition. Mit der Gründung 1699 ist sie einer der ältesten Schützenvereine im Landkreis. Bei der Reorganisation im Jahre 1991 machten sich Hauptinitiator Günter Zenker und einige Gleichgesinnte Gedanken, wie diese Tradition in der Gestaltung der Kleidung umgesetzt werden könne. „Das Ergebnis sind die Uniformen, die sich doch erheblich von denen anderer Schützenvereine abheben“, stellte Frank Hilfert fest.
Die Uniformen spiegeln die Mode des Rokoko zwischen 1630 und 1680 wieder. Besonderes Merkmal ist dabei der Dreispitz. Einer der berühmtesten Täger seiner Zeit war Friedrich der Große, der Alte Fritz. „Der soll aus dem spanischen Militärhut, welcher zylinderförmig mit breiter, runder Krempe war, entstanden sein. Aus Gründen der Zweckmäßigkeit klappten die Soldaten zunächst eine Seite der Krempe und später auch noch die andern beiden nach oben“, erklärte Frank Hilfert.