Matthias Eisenberg Ohne Schuhe und mit hoher Intensität
Matthias Eisenberg ist ein Garant für ein volles Gotteshaus. Am Sonnabend spielte er zum Pretziener Musiksommer in St. Thomas.
Pretzien l Links und rechts neben der Orgel standen zum Künstler - in gebührendem Abstand - Stühle, ebenso neben dem Taufbecken, ja sogar um den Altar herum. Jeglicher Platz, den die St.-Thomas-Kirche Pretzien bietet, ist am Sonnabend genutzt worden, um dem Besucheransturm gerecht zu werden. Einige saßen sogar auf Treppenstufen.
Egal, wo jeder einen Platz gefunden hatte, sie alle genossen sichtlich das Konzert, das Matthias Eisenberg ihnen auf der Orgel gab. Mit dem letzten Glockenschlag zur vollen Stunde stimmte er kraftvoll „Fantasia & Fuga in g“ von Johann Sebastian Bach an.
In der dritten Veranstaltung im Rahmen des 42. Pretziener Musiksommers widmete der Straupitzer sich den Werken von Johann Sebastian Bach und Max Reger. Sein Konzert stand unter dem Titel „Bach - Anfang und Ende aller Musik“. Mal kamen die Töne energisch und intensiv daher, mal verspielt und romantisch. Und wer Matthias Eisenberg kennt, weiß: Sein Orgelspiel ist nicht nur hörens-, sondern auch sehenswert. Denn er spielt immer ohne Schuhe. Sobald er an der Orgel Platz nimmt, schlüpft er aus diesen heraus und lässt sie dafür stehen. Dann kann das Konzert beginnen ...
Rüdiger Meussling begrüßte in einer Pause die Konzertbesucher. „Ich bin nicht nur der Altpastor, sondern der Uraltpastor hier“, sagte er und erntete Schmunzeln. Er freue sich, den Organisten wieder in Pret-zien zu haben. „Ein langjähriger Freund“, wie Meussling betonte. Er habe nicht nachgezählt, aber 30 Mal sei Eisenberg bestimmt schon dort gewesen.
Und Meussling begrüßte Horst Rehberger, „den Vater der Straße der Romanik“. 1990 bis 1994 war der FDP-Politiker Landes-Wirtschaftsminister. Zu dieser Zeit habe Rüdiger Meussling ihm den Kostenvoranschlag für den Neubau der Pretziener Orgel in die Hand gedrückt. „Im Rahmen der Wirtschaftsförderung war mir klar, dass die Orgel unabdingbar ist, allein schon für den Pretziener Musiksommer, der ja auch viele Begeisterte aus dem Umland anzieht“, erzählte Rehberger dann auch selbst. Also wurde er mit dem Anliegen im Bundes-Wirtschaftsministerium vorstellig. Der Minister habe ihn ungläubig angeschaut, als er Geld für eine Orgel wollte. „Ich fragte: Wollen Sie etwa nicht in den Himmel kommen? Er sagte: Ja, aber nicht so ...“, berichtete Rehberger schmunzelnd von einst.
Also rief er Wolfgang Böhmer an, damals Landes-Finanzminister, und bat um Mittel für den Orgelneubau ... und bekam sie auch. Eine gute Investition. Mittlerweile hätten schon Musiker aus über 40 Ländern in der Kirche gastiert, betont Rüdiger Meussling.