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Prüfung in Gnadau Bellende Hummeln und Rabauken

Der Schäferhundverein, Ortsgruppe Gnadau, hat zur jährlichen Schutzhundprüfung eingeladen.

Von Thomas Linßner 22.11.2017, 00:01

Gnadau l In die Rolle eines Bösewichts schlüpft Felix Köbe bei der Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde, wenn er den Hunden seinen gepolsterten Arm präsentiert. Und in den die zornigen Tiere mit großer Hingabe hineinbeißen. Dabei fuchtelt der Magdeburger mit einer Gummirute herum, die auf Laien wie eine Schlagwaffe wirkt. Was sie aber nur sekundär ist, weil nicht wirklich geprügelt wird.

Vereinsvorsitzender Roland Franke erklärt: „Die Hunde sind auf den Beißarm, nicht auf den Menschen fixiert. Die würden auch auf den leeren Arm gehen, wenn er auf dem Rasen läge.“ Franke spricht vom Beutetrieb. Dabei sei es nicht immer einfach, dem Hund Gehorsam zu vermitteln, weil bei dem vor lauter Leidenschaft die „Sicherungen durchzubrennen drohen“, wenn Beute ins Spiel kommt. Und eben Disziplin sei die Kunst der Prüfung, die Mensch und Tier alle Jahre wieder in Gnadau absolvieren.

Zu Beginn muss der Hund den Helfer in einem Versteck aufspüren. Bleibt der Mann ruhig stehen, wird er nur „verbellt“. Sobald der Helfer jedoch flieht, muss der Hund ihn verfolgen und auf den Beißarm gehen. „Mindestens nach dem dritten Kommando des Hundeführers muss er loslassen“, erklärt Franke die Prüfungsvorschrift. Und genau das ist der Punkt: Es ist mental sehr schwer für ein „Raubtier“, die Beute aus den Zähnen zu entlassen, auch wenn sie in diesem Fall nicht sonderlich schmeckt.

Um die nötigen Befehle, aber auch das Verbellen und andere Fähigkeiten zu erlernen, ist immer wieder Training nötig, damit dem Hund dieser Trieb nicht abhanden kommt. Zehn „Prüflinge“, überwiegend Schäferhunde, sind angetreten, die meisten bestehen die Prüfungen.

Roland Franke zeigt stolz auf eine Neuerung des Gnadauer Hundeplatzes: Versteck-Aufsteller und eine Flutlichtanlage. Letztere ermöglicht die Ausbildung nun auch an trüben Herbst- und Wintertagen. Freilich hat die Ortsgruppe in ihrer „Wallachei“ keinen Stromanschluss. „Das machen wir mit einem Notstromaggregat“, deutet Franke in Richtung des Vereinshauses.

Richtig abgeräumt hat die Schönebeckerin Ingeborg Lauth, die mit ihrer Hündin Exe vom Campus 276 von 300 Punkten erreicht. Sie darf sich nun Doppel-Pokalsiegerin nennen. Erstens bekam sie den Wanderpokal, zweitens per Losentscheid den Hans-Gerhard-Franke-Gedächtnispokal, der an den 2006 verstorbenen Begründer der Gemeinschaft erinnert.

Der formschöne Wanderpokal, dessen Plattform ein silberner Schäferhund ziert, ist etwas Besonderes. „Er wurde bereits 56 Mal verliehen“, zählt Franke die einzelnen Namen. Was nicht bedeutet, das er 56 Jahre alt ist, weil Prüfungen früher zweimal im Jahr stattfanden. Dennoch kann sich der Vereinschef nicht daran erinnern, wann der Silberhund zum ersten Mal verliehen wurde. Auf alle Fälle zu Zeiten seines Vaters Hans-Gerhard, der die Gemeinschaft gründete. Am 15. Februar 1964 wurde die Sektion Gebrauchshunde Gnadau ins Leben gerufen.

Bemerkung am Rande: Die Namen der gut erzogenen Rassehunde klingen ziemlich adelig und/oder (Verzeihung ...) lustig. Man trifft Hummel vom Hexenkeller, Exe vom Campus, Colt vom Helmetal oder … Flicka vom Rabaukenhof. Letzterer gehört Luisa Lieblich aus Pömmelte, die mit ihren zehn Jahren die Jüngste im Verein ist. Die Hündin Flicka könnte auch „von der Wachsfabrik“ heißen, weil da ihr Zwinger steht.

Aber mal ehrlich: Rabaukenhof klingt doch viel schöner.