Gesundheit Wie ein Schönebecker Arzt die Krankschreibung per Telefon bewertet
Die Erkältungssaison hat begonnen und damit füllen sich die Wartezimmer der Hausärzte wieder. Seit gestern ist es wieder möglich, sich telefonisch krankzumelden.

Schönebeck - Überfüllte Vorzimmer und lange Wartezeiten. Wer wegen einer Erkältung oder Grippe zum Hausarzt muss, sollte immer etwas Zeit einplanen. Insbesondere in der kalten Jahreszeit steigen die Infektionszahlen wieder an. Viele Hausärzte wünschen sich deshalb Entlastungen. Und die kann unter anderem durch die telefonische Krankschreibung erfolgen. Seit gestern ist das System wieder möglich – und zwar dauerhaft.
Während Pandemie bewährt
Eingeführt wurde die Krankschreibung via Telefon während der Corona-Pandemie, um Infektionen weitestgehend einzudämmen. „In den letzten zwei bis drei Wochen hat sich die Infektwelle intensiviert, mit einem deutlichen Anstieg an oberen Atemwegsinfekten. Diese werden hauptsächlich durch Covid-19, aber auch durch andere Erreger verursacht. Unsere Praxis hat eine signifikante Zunahme dieser Fälle beobachtet“, macht Robin John vom Hausärzteteam-Schönebeck. Neben diesen Erkrankungen bietet sich die Sprechstunde am Telefon auch noch für akute Durchfallerkrankungen oder Befundbesprechungen an. Bei langanhaltenden oder komplexen Krankheitsbildern, die eine eingehendere Untersuchung oder Behandlung erfordern, stoße dies jedoch an seine Grenzen.
Bis zum 1. April dieses Jahres war es noch möglich, sich telefonisch krankschreiben zu lassen. Der Schein konnte allerdings nur bei leichten Atemwegserkrankungen ausgestellt werden. Seit April ist die Vorstellung beim Hausarzt aber wieder zwingend notwendig.
„Die telefonische Krankschreibung minimiert physische Kontakte in den Praxen, was wiederum die Infektionsgefahr reduziert – ein wesentlicher Vorteil, insbesondere für chronisch Kranke“, nennt der Mediziner Vorteile. Allerdings, schränkt er ein, binde die telefonische Behandlung signifikant unsere Zeit und Ressourcen in der Sprechstunde, wobei derzeit keine adäquate Vergütung gewährleistet ist. Greifen soll die Regelung noch am gleichen Tag beziehungsweise zum darauffolgenden Freitag.
Elektronische Übermittlung
Das Hausarztteam-Schönebeck nutzt seit einiger Zeit elektronische Hilfsmittel wie die Videosprechstunde. Diese sind auch weiterhin über die Webseite verfügbar und erfreuen sich laut Robin John großer Beliebtheit. „Obwohl die telefonische Feststellung der Arbeitsunfähigkeit eine Erleichterung darstellt, sehen wir in der Videosprechstunde eine fortschrittlichere und effektivere Möglichkeit, unsere Patienten zu betreuen“, führt der Mediziner aus.
Während der Behandlung können Ärzte ein elektronisches Rezept ausstellen, welches die Patienten mit ihrer Chipkarte in der Apotheke das Rezept einlösen können. Dies gelte laut Robin John aber nur für verschreibungspflichtige Medikamente. „Typische Erkältungsmittel, die nicht verschreibungspflichtig sind, können nicht über das elektronische Rezept verordnet werden. In jedem Fall muss die Krankenversichertenkarte in dem Quartal in der Praxis eingelesen werden“, schränkt der Mediziner ein.
„Als Hausärzte standen wir schon vor dieser Infektwelle unter einer hohen Arbeitsbelastung“, fügt Robin John hinzu und verweist auf die zusätzliche Zeit und Ressourcen, die dafür notwendig sind. Eine wirkliche Entlastung der Hausarztpraxen scheint auf diesem Wege nicht erreicht zu werden.