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Bergsenkung Autobahn-Brücke sackt planmäßig ab

Um 1,70 Meter ist die A-36-Brücke im Bergsenkungsgebiet bei Ilberstedt seit ihrem Bau vor neun Jahren abgesackt.

21.01.2020, 05:00

Ilberstedt/Halberstadt l Vier Meter höher als erforderlich betrug die lichte Höhe der Brücke, als deren Stahl-Überbauten zur Vollendung am 9. und 10. Mai 2011 über die Bahngleise geschoben wurden. Derweil ist das Gelände über dem Salzabbaugebiet von Esco Bernburg nach wie vor in Bewegung.

Doch der Regionalbereichsleiter der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt kann Entwarnung geben. Michael Schanz: „Derzeitig liegen die Verformungen an den Bauwerkslagern und den Fahrbahnübergängen sowie die Verkippungen und Verwindungen von Unterbauten und Überbau noch im zulässigen Bereich.“

Die für die messtechnische Überwachung des Bauwerks definierten Warn- und Schwellwerte, deren Überschreitung die Vorbereitung von Ausgleichsmaßnahmen zur Folge hätte, seien noch nicht erreicht. Schanz weiter: „Die mittleren Absolutsenkungen seit Fertigstellung in den Bauwerks-Achsen 10 (Richtung Wernigerode) und 20 (Richtung A14-Kreuz Bernburg) betragen derzeit etwa 1,70 Meter beziehungsweise 1,20 Meter.“

Dass sich das Brückenbauwerk in einem bergbaulich bedingten Senkungsgebiet befinde, war natürlich von Anbeginn der Planungen klar. „Dementsprechend waren bei der Planung und beim Bau die eintretenden prognostizierten Bergsenkungen zu berücksichtigen“, erklärt der Regionalbereichsleiter. „Für das Brückenbauwerk über die Anlagen der Deutschen Bahn ergaben sich aus den Senkungen resultierende Setzungsunterschiede zwischen den Widerlagern sowie Verkippungen und Schiefstellungen.“

Schanz unterstreicht: „Hinsichtlich der zu erwartenden zunehmenden Bewegungen, welche bis in das Jahr 2100 prognostiziert sind, wurde das Bauwerk entsprechend robust konstruiert und ausgeführt.“

Die Auswirkungen der Baugrundverformungen auf das Brückenbauwerk würden kontinuierlich, bis zu vier Mal im Jahr, messtechnisch überwacht und ausgewertet, so Schanz. Damit könne man frühzeitig bei zu groß werdenden Verformungen durch bauliche Ausgleichsmaßnahmen am Bauwerk entgegenwirken.

Als Ausgleichmaßnahmen kämen dabei zum Beispiel die Neuausrichtung von Bauwerkslagern und Fahrbahnübergängen sowie das Zurücksetzen von Überbauverwindungen in Betracht.

Wie der damals für die „Hochzeit“ zuständige Bauleiter Thomas Kühn von Schachtbau Nordhausen vor neun Jahren erklärte – „Hochzeit“ feiert eine Brücke, wenn sie die Widerlager erreicht – seien solche Fachwerkstahlkonstruktionen „sehr steif“ und könnten eventuelle Senkungen problemlos aufnehmen.

Eines der beiden Fachwerke vom „Blauen Wunder“ bei Ilberstedt wiegt immerhin 800 Tonnen. Die gesamte Brücke kostete vor neun Jahren zwölf Millionen Euro.

Mit den Bergbaufolgen am nördlichen Rand von Ilberstedt hat sich derweil auch die Gemeinde Ilberstedt weitgehend arrangiert. „Laut Prognose senkt sich das Gebiet noch etwa 15 Jahre“, weiß Bürgermeister Lothar Jänsch. Die Senkungen würden nicht schneller vonstatten gehen, „aber auch nicht langsamer“. Das merke die Gemeinde auch an ihren Straßen. Man sei aber mit Esco in Verbindung, ziehe jährlich Bilanz.

„Wir müssen damit leben“, meint Jänsch, der Salzbergwerk-Betreiber sei „ziemlich kulant“, was die Beteiligung an Reparaturen von betroffenen Gebäuden betrifft.

„Bei einigen Immobilien hätten wir uns schon Entschädigungen gewünscht, aber damit sind wir nicht weit gekommen“, berichtet der Bürgermeister. Manche Anlieger würden anhaltend mit Dauerbaustellen kämpfen und hätten darunter stark zu leiden.

Andererseits gehe es im ausgewiesenen Wohngebiet von Ilberstedt nach einer gewissen Durststrecke weiter mit dem Eigenheimbau. Seit dem vergangenen Jahr würden wieder zwei neue Häuser entstehen. Natürlich mit entsprechenden Auflagen.

Großes Aufatmen dürfte stattgefunden haben, als der Fördermittelbescheid für ein neues Ilberstedter Kita-Gebäude bei der Verbandsgemeinde Saale-Wipper auf dem Tisch lag.

Die Kindertagesstättte „Pusteblume“ befindet sich momentan in der von Senkungen betroffenen Breiten Straße. Der neue Kita-Standort wird sich auf dem ehemaligen LPG-Gelände, der sogenannten „Domäne“ befinden.