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Ruinen-Viertel Staßfurter Anwohner kämpft weiter

Mit gezielten Fragen forderte ein feuergeplagter Anwohner der Industriestraße in Staßfurt im Stadtrat Hilfe ein.

16.09.2019, 23:01

Staßfurt l Nachdem er drei Jahre lang auf die gefährlichen Brandruinen in seiner direkten Nachbarschaft aufmerksam gemacht, unzähligen Schriftverkehr mit den Behörden hinter sich und zuvor auch den Sicherheitsbeirat zu Gast hatte, ging Rainer Wagner noch einen Schritt weiter. Am Donnerstag sprach er im Stadtrat vor und verdeutlichte sein Anliegen nochmal in aller Öffentlichkeit.

Der Senior hatte Fragen vorbereitet, steuerte beherzt mit seinen Notizen das Mikrofon im großen Saal an und übergab seine Recherchen dem Podium. Zuerst sprach er natürlich der freiwilligen Feuerwehr seine „Bewunderung dafür aus, was sie bei den vielen Einsätzen in meiner Nachbarschaft für mich persönlich geleistet haben.“ Unzählige Brände, oft Brandstiftung, hatten die Kameraden in letzter Zeit in den Industriebrachen gelöscht.

Anwohner Rainer Wagner wollte von Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) im Stadtrat noch einmal hören: Wann werden die gefährlichen Ruinen beseitigt? Wie wird sich die Stadt für die Anwohner einsetzen? Hat man die Insolvenzverwalter der Brachen um Einverständnis für Abrisse gebeten?

Noch mal drei Fragen stellte Rainer Wagner den Stadträten, die auch Stellung beziehen sollten (Auszüge der Antworten unten). Welche Meinung haben die Fraktionen zum Thema? Reicht die Arbeit der Stadt aus? Können sich gesundheitsschädliche Stoffe durch die Brände verteilen? Er habe bis dato nur Antworten von FDP, CDU und UBvS erhalten, nachdem er sich an alle Fraktionen gewandt hatte.

Stadtratsvorsitzender Peter Rotter (CDU) schlug vor, diese Fragen nicht direkt im Stadtrat zu beantworten. Sie seien zu komplex, es sei besser schriftlich im Nachhinein. Auch hier blieb Rainer Wagner unnachgiebig: „Damit bin ich nicht einverstanden! Das Thema liegt im öffentlichen Interesse. Die Menschen haben Angst aufgrund der vielen Brände“, rief er von seinem Zuschauerplatz dazwischen.

Und so bekam er seine Antworten, „live und in Farbe“. Oberbürgermeister Wagner erklärte, das Entschärfen der Gefahren in dem ehemaligen Industriegebiet habe „Priorität“, aber es gebe eben „Rahmenbedingungen“. Die Stadt könne die Brachen nicht einfach kaufen, es liegen oft Schulden auf ihnen. Ebenso wenig könne die Stadt einfach die Dächer der Ruinen entfernen lassen, denn wer zuletzt an einem Gebäude Hand anlege, hafte für alle kommenden Vorfälle. Dennoch wird der Salzlandkreis demnächst einen Sicherheitszaun aufbauen und ein Haufen Autoreifen soll beräumt werden. Mit den Stadtwerken sei man im Gespräch, ob die Brachflächen für Photovoltaik genutzt werden könnten.

Ein weiterer Anwohner sprach im Stadtrat für die zehn Familien in den Doppelhäusern Richtung Bahngleise. Man habe Angst, dass die ehemalige Berufsschule bald brenne, dann brauche es einen Evakuierungsplan. Keine einzige Straßenlaterne brenne vor Ort noch. Ratten lebten in den Brachen. Die Stadt solle endlich ein Konzept entwickeln, um das Gebiet mit Fördermitteln auf Vordermann zu bringen.