Leben und Gesellschaft Der Weg eines Löderburger Ehrenamtlers zum OB in Aschersleben
Steffen Amme (46) ist in Löderburg aufgewachsen, seit 2022 Oberbürgermeister in Aschersleben. Wie der dreifache Familienvater dazu kam, was ihn täglich antreibt.

Löderburg/Aschersleben. - Steffen Amme hat sich schon immer für seine Mitmenschen engagiert. Das begann in seinem Heimatort Löderburg in ganz jungen Jahren als Kaninchenzüchter. Dann in seiner Wahlheimat Wilsleben spannte er sich vor den Kirchförderverein, welcher das dortige Gotteshaus zusammen mit dem Gemeindekirchenrat nicht nur erhielt, sondern zu einem Kulturzentrum entwickelte.
Gestalten für ein liebenswertes und lebenswertes Wohnumfeld seiner Mitmenschen
In diesem Aschersleber Ortsteil wurde der 37-Jährige 2014 Ortsbürgermeister. Er war Stadtrat für die Wählerinitiative Die Aschersleber Bürger (WIDAB) – bis ihn die Einwohner der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts 2022 zu ihrem Oberbürgermeister wählten. Der heute 46-Jährige bezeichnet es als „logische Konsequenz, diesen Schritt zu gehen". In der Stichwahl hatte sich der Diplom-Biologe und langjährige Leiter des Grünen Labors vom IPK Gatersleben gegen den Einzelbewerber Martin Lampadius durchgesetzt.
Was treibt Steffen Amme an, sich politisch zu engagieren? „Man möchte gestalten, für seine Mitbürger ein liebenswertes und lebenswertes Umfeld schaffen, egal ob im Dorf oder in der Stadt", erklärt der nun hauptamtliche Lokalpolitiker. „Auch wenn die Gestaltungsspielräume kleiner werden und die Herausforderungen größer."
Den Ehrgeiz hat er weiterhin auch als Profi, etwas Positives zu bewirken. Gern nennt er als gelungenes Beispiel das energieautarke Wohnen, das die Stadt in Zusammenarbeit mit der Aschersleber Gebäudewirtschaft mit einer „alten DDR-Platte" auf den Weg gebracht hat. „Die Mieter zahlen keine Nebenkosten. Das hat Strahlkraft. Das bringt Zuzug für Aschersleben." Ziel sei gewesen, 50 Prozent der neuen Mieter von auswärts zu gewinnen. Das wurde erreicht. „In den letzten drei Jahren ist die Einwohnerzahl auch stabil bei 26.800 bis 26.900 geblieben. Wir haben den Abwärtstrend gestoppt", so der OB stolz. Und er ist dabei dankbar auch für die Vorarbeit seines Vorgängers Andreas Michelmann, ebenfalls WIDAB.
Bei über 100 Vereinen muss ein OB Neutralität wahren
Trotz aller Sparmaßnahmen – auch Aschersleben unterliegt der Haushaltskonsolidierung – enthält der 60-Millionen-Euro-Haushalt Investitionen. Steffen Amme ist dem Stadtrat dankbar, dass das Zahlenwerk 2024 wieder zum Ende des Vorjahres beschlossen wurde und denkt an das neu zu bauende Feuerwehrhaus im Ortsteil Freckleben. Auch eine Brücke in Klein Schierstedt ist geplant, Straßenbaumaßnahmen und die Modernisierung des Feuerwehrfuhrparks sind es ebenfalls.
Seine Vorreiterrollen in verschiedenen Vereinen wie bei den Kleintierzüchtern Winningen, im Kirchförderverein Wilsleben oder im Verschönerungsverein Aschersleben hat Amme zurückschrauben müssen. Einerseits um als OB in einer Stadt mit über 100 Vereinen Neutralität zu wahren, anderseits auch aus Zeitgründen. In Sitzungswochen dauern Arbeitstage schonmal von 7 bis 22 Uhr. Dazu kommen Verpflichtungen mit Wochenendterminen. Aber auch sonst weiß er um die Verantwortung: „Sobald man die Wohnung verlässt, befindet man sich im Dienst. Wege in die Innenstadt dauern auch meist länger als geplant." Das klingt nicht nach Beschwerde. Steffen Amme versteht das als Bürgernähe. Und er ist sich bewusst, dass das alles nicht ohne Rückhalt der Familie geht. Von Anfang an sei die berufliche Tätigkeit mit ihr abgesprochen gewesen.
Dafür ist er sehr dankbar, und da wird umso mehr die knappe Freizeit mit Frau und drei schulpflichtigen Kindern möglichst in der Natur verbracht. Auch mit einem Buch oder beim Gemüseanbau im eigenen Garten versucht der OB den Kopf freizubekommen.
Mit Menschen umgehen können
Was muss man grundlegend mitbringen als „Meister der Bürger"? „Man muss positiv verrückt den Job annehmen und mit Menschen umgehen können. Und es muss einem Spaß machen." Man müsse sich auch mal streiten können im Stadtrat – aber im Interesse der Sache, unterstreicht Amme und hofft, dass das auch nach der nächsten Wahl so bleibt. Und er denkt unter anderem wieder an die Herausforderungen, die noch kommen, wie zum Beispiel die kommunale Wärmeplanung.
Wenn sich Steffen Amme mit Amtskollegen austauscht, unter anderem beim Städte- und Gemeindebund, sei meist die Kommunalfinanzierung Thema. Aktuell hat er die Erfahrung der Schönebecker beim Breitbandausbau mit dem örtlichen Versorger im Blick. Etwas persönlicher sind die Beziehungen natürlich zum Staßfurter Bürgermeister, der auch aus Löderburg stammt. Amme hatte René Zoks Mutter als Biolehrerin.
Zok ist derweil auch daran interessiert, was in der Nachbarschaft und auch in Aschersleben passiert. Das respektvolle und kooperative Miteinander zu diesen Amtskollegen aufrechtzuerhalten, sei ihm wichtig, sagt Zok. Die Gesellschaft brauche allgemein engagierte Protagonisten, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, insbesondere auf lokaler Ebene.