Barbyer Pfarrerin Christina Weigel und das kirchliche Programm der Landesgartenschau in Aschersleben Die Besucher in ihrer Stimmung abholen
Pfarrerin Christina Weigel ist für den Kirchengarten und das kirchliche Programm der Landesgartenschau in Aschersleben verantwortlich. Eine Aufgabe, die die Barbyerin mit Stolz erfüllt.
Aschersleben. Im nördlichen Teil des Stadtparks, rund um das sanierte und denkmalgeschützte Gärtnerhaus, befindet sich auf 600 Quadratmetern der Kirchengarten. Christina Weigel hat maßgeblichen Anteil an dessen Konzeption. Die 39-Jährige ist bis zum Ende der Gartenschau auch für die tägliche Koordination zuständig. Denn an allen 170 Tagen der Laga finden hier Veranstaltungen statt. Träger ist der Evangelische Kirchenkreis Egeln, der von mehreren Partnern unterstützt wird.
Christina Weigel ist glücklich mit ihrem Arbeitsplatz. Woran nicht zuletzt die tägliche Begegnung mit vielen Menschen einen Anteil hat, egal ob sie Christen oder Atheisten sind. "Es ist wunderbar, was aus dem verkommenden Stadtpark geworden ist", sagt sie. Auch das ehemalige Gärtnerhaus war mehr Ruine als Repräsentationsobjekt, als sie zum ersten Mal das Gelände betrat.
Im Kirchengarten haben auch alte Obst-, Gemüse- und Getreidearten einen Platz gefunden. "Er soll an die kulturellen Leistungen in mittelalterlichen Klostergärten oder evangelischen Landpfarrgärten erinnern", erklärt Christina Weigel. Unweit davon werden im Haus ökologisch-faire Produkte aus der Dritten Welt gehandelt.
Der Kirchengarten im Stadtpark liegt an einem zentralen und "sehr sinnlichen Platz", sagt Christina Weigel. Unweit von ihr steht der "Aschersleber Globus". Die drei Tonnen schwere Plastik ist das Herzstück des Parks und zeigt das mittels Satelliten vermessene Bild der Erde. Kaum ein Gartenschaubesucher lässt ihn aus. Wer dort hinwill, muss am Kirchengarten vorbei. Ist das ein Vorteil, um die Schwellenangst zur Kirche abzubauen?
"Sicherlich. Wir beobachten immer wieder, wie die Leute hinter der Hecke stehen bleiben, wenn bei uns was läuft, sich aber nicht rein trauen", gesteht Christina Weigel. "Wir müssen sie in dieser Stimmung abholen", sieht sie als Auftrag an. Soll heißen: Wer keinen inneren Zugang zur Kirche hat, oftmals auch noch nie eine von innen sah, darf nicht überfordert werden. "Wir müssen behutsam auf solche Besucher zugehen", ist Weigel überzeugt. Weil die Gottesdienste Open-Air stattfinden, seien allzu "orthodoxe" Formen oder "langweilige Andachten" unangebracht. Wenn ein Pfarrer lautstark "Aus tiefster Not schrei ich zu dir" über die Hecke singt, "erschrecke" das atheistisch geprägte Besucher eher, als das es sie neugierig mache.
Christina Weigel möchte die praktischen Erfahrungen während ihrer Arbeit im Kirchengarten nicht missen. "Eigentlich müsste jedem Pfarrer mal eine Woche Gartenschau verordnet werden", lächelt sie.