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E-Mobilität Liegt in Staßfurt genug Strom an für die Stromer?

Sind Staßfurt und die Stadtwerke gewappnet für den Trend der E-Fahrzeuge? Falk Rockmann sprach mit Stadtwerke-Geschäftsführer Eugen Keller.

Aktualisiert: 04.08.2021, 16:39
In Staßfurt gibt es mittlerweile fünf Schnellladesäulen.
In Staßfurt gibt es mittlerweile fünf Schnellladesäulen. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Falk Rockmann

Volksstimme: Wie viele Ladesäulen hat Staßfurt mittlerweile?

Eugen Keller: Derzeit sind an das Stromnetz der Stadtwerke Staßfurt fünf Schnellladesäulen angeschlossen, an denen mit Gleichstrom geladen werden kann. Vier werden von uns betrieben: jeweils zwei auf dem Rasthof Brumby und Neumarkt in Staßfurt. Eine fremdbetriebene steht am Hellweg-Baumarkt. Weitere Schnellladesäulen sind im E-Mobilitätskonzept in Planung. Außerdem liegen uns Anmeldungen über 35 Wallboxen, also für das private Laden vor, die teilweise bereits errichtet sind. Davon allein fünf am Stadtwerke-Standort. Perspektivisch zeigen Studien, dass künftig wie folgt geladen wird: zu Hause, am Arbeitsplatz und an so genannten „Points of Pinterest“ also Einkaufs- und Wellnesszentren, Hotels zum Beispiel.

Wie viele Ladesäulen würde unser Stromnetz momentan verkraften?

Es gibt für den Anschluss von Ladeinfrastruktur derzeit keine Engpässe. Da wir steigende Installationszahlen bei E-Ladepunkten beobachten, planen und realisieren wir bereits jetzt Investitionen in die Verstärkung und den Ausbau des Stromnetzes, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Perspektivisch ist davon auszugehen, dass die Elektrifizierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektoren zunimmt, insbesondere des Mobilitäts- und Wärmesektors. Vor diesem Hintergrund lässt das Wirtschaftsministerium die Stromverbrauchsprognose für Deutschland für das Jahr 2030 aktualisieren. Vorläufigen Erkenntnissen zu Folge wird 2030 etwa 20 Prozent mehr Strom verbraucht als 2020 (https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/altmaier-erhoeht-prognose-fuer-strombedarf-e-autos-und-waermepumpen-lassen-den-strom-knapp-werden/27418986.html)

Wann muss in ein neues Stromnetz investiert werden, wenn absehbar mehr E-Autos gleichzeitig geladen werden?

Wir haben mit den Investitionen bereits 2015/2016 begonnen. Mit dem neuen Umspannwerk Förderstedt wurde ein Grundstein für zukünftige Leistungsbedarfe gelegt. Bei der Erschließung neuer Wohngebiete berücksichtigen wir neben dem Bedarf der Eigenerzeugung auch die künftige Entwicklung bei der Ladeinfrastruktur. Neben dem Ausbau der Netze stehen dann auch noch weitere flexible Werkzeuge zur Verfügung. Als Beispiel wären hier regelbare Ortsnetz-Transformatoren zu nennen. Außerdem ist es auch denkbar, dass zukünftig die Wallboxen vom Netzbetreiber/Stromanbieter gesteuert werden könnten. Dadurch wird mit zunehmender Digitalisierung mehr Intelligenz in Stromnetzen erreicht, was zur Stabilität beiträgt. Unsere Stadtwerke bieten Wallboxen übrigens als Komplettpaket an. Durch das Förderprogramm 440 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist das für alle Kunden sehr attraktiv, weil der Staat mit 900 Euro die Wallbox und deren Errichtung fördert. Dies berücksichtigt, kostet die Errichtung und Inbetriebnahme der qualitativen und sicheren Wallbox bei den Stadtwerken 450 Euro. Das Programm ist sehr beliebt. Die Bundesregierung stockte es um 300 Millionen Euro auf, weil das initiale Fördervolumen von 500 Millionen Euro innerhalb weniger Monate durch E-Automobilisten beansprucht wurde.

Gibt es Prognosen, wie viele E-Fahrzeuge in zehn Jahren auf hiesigen Straßen, also auch auf dem „flachen Land“ unterwegs sind?

Für Deutschland wird in Prognosen davon ausgegangen, dass im Jahr 2030 rund 14 Millionen E-Fahrzeuge (inklusive Hybrid) unterwegs sein werden. Rechnerisch würde das für Sachsen-Anhalt etwa 340000 bedeuten, für den Salzlandkreis rund 35000 und für Staßfurt in etwa 4000 E-Fahrzeuge. Es ist naheliegend, dass die individuelle, elektro-basierte Mobilität „auf dem Land“ stärker ausgeprägt sein wird – in Städten ersetzen E-Fahrrad oder E-Lastenrad das Auto. Laut Bericht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. gibt es im Salzlandkreis noch Aufholbedarf (17. Juni 2021, https:// www.gdv.de/de/themen/positionen-magazin/deutschland-laedt-auf-68196). Der Trend ist aber erkennbar und wird sich fortsetzen.

Am Hellweg-Baumarkt in Staßfurt wurde jetzt eine weitere Ultraschnell-Ladestation des Energieversorgers EnbW für Stromer in Betrieb genommen. Die zwei Ladepunkte versprechen eine Leistung bis 300 Kilowatt. Je nach Fahrzeugtyp dauere der Ladevorgang nur fünf Minuten für eine 100-Kilometer-Reichweite, hebt Marktleiter Sven Mühlenberg hervor.
Am Hellweg-Baumarkt in Staßfurt wurde jetzt eine weitere Ultraschnell-Ladestation des Energieversorgers EnbW für Stromer in Betrieb genommen. Die zwei Ladepunkte versprechen eine Leistung bis 300 Kilowatt. Je nach Fahrzeugtyp dauere der Ladevorgang nur fünf Minuten für eine 100-Kilometer-Reichweite, hebt Marktleiter Sven Mühlenberg hervor.
Foto: Sven Mühlenberg