Theater Ein komischer Abend

Der Sprachwitz und die Komik von Heinz Erhardt lebten bei einem Theaterabend mit Musik in Stendal wieder auf.

Von Claudia Klupsch 05.12.2016, 23:01

Stendal l Man deklamiere feine Wortakrobatik und Poesie, füge Pop- und Folkmusik hinzu und fertig ist ein unterhaltsamer Abend im Theater der Altmark. So geschehen am Sonnabend. Rollenverteilung: Texte: TdA-Intendant Alexander Netschajew und Schauspieler Carsten Faseler. Musik: Nobody Knows.

„Oh, wär´ ich der Kästner Erich!“ ist das Programm überschrieben. Eine Hommage an den Komiker Heinz Erhardt soll der Abend sein. Für jenen Witzchen- und Possenreißer der Nachkriegsjahre war Kästner ein Vorbild, wie er im titelgebenden Gedicht vermerkte. Mit Christian Morgenstern, Ringelnatz und anderen nennt er weitere Lieblingsdichter.

Netschajew und Faseler stricken aus der Sprachkunst von Ehrhardt und Dichtern ein lebendiges Textprogramm. Allein die Auswahl der Reime und Zeilen ist zum Zungeschnalzen.

Netschajew führt gekonnt durch den Abend, hat Spaß an Erhardts Humor und verrückten Wortspielereien. Jede Pointe sitzt. „Lasst uns den Abend genießen, Genossen - ähmm, da war jetzt ´was falsch - … genossen wir doch so selten...“. Netschajew versucht nicht, Stimme und Tappsigkeit Erhardts zu imitieren. Dafür ist Carsten Faseler zuständig. Dem jungen Schauspieler gelingt es trefflich, Erhardt auf der Bühne aufleben zu lassen. Er zieht die Rolle aber nicht den Abend über durch, liest später die Zeilen Erhardts, ohne in ihn zu schlüpfen. „Der Einsame“ „Zeus“ und „Das Fenster“ wirken auch so, „Was wäre der Apfel ohne sine“ sowieso.

Musikalische „Zwischenstücke“ liefern Nobody Knows. Verbindung zum Titel oder gar Inhalt des Programms ist nicht auszumachen. Stehen im Textteil Erhardt und Freunde im Mittelpunkt, sind es bei Nobody Knows: Nobody Knows. Sie ziehen ein Konzert durch, beglücken die Fans im Saal mit ihren typischen Folkklängen und gecoverten Pop-Songs. Frontmann Max Heckel gibt den frechen Entertainer; mancher Spruch ging allerdings das Niveau verloren.

Albern kann die Band auch, Sticks des Drummers fliegen und Beifall für den Schneetanz wird gefordert. Schülerband-Gehabe und nerviges Papa-Gesabbel dürften gern weniger sein. „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ – rockig-flockig vorgetragen – kommt bestens an, ebenso wie trauriger Folk oder kritische Töne zur politisch korrekten Sprache. „Moskau“ ist dann doch streitbar.

Netschajew und Faseler machen ihre Sache durchgehend gut und wohltuend professionell. Erhardts Version vom „Erlkönig“ sorgt für Amüsement, auch Kästners Hühner und Morgensterns Esel treten zum Vergnügen der Zuhörer auf. Ringelnatz` Fußballwahn schlägt diktatorische Kapriolen. Zwischen Dichterzeilen ertönen auch immer wieder Erhardtsche Kalauer, die die Zuhörer mit Lacher und Beifall quittieren.

Am Ende ist das Publikum zufrieden und hat dreieinhalb Stunden Sitzfleisch strapaziert. Die Kombi aus Bandkonzert und Schauspielkunst ist durchaus eine Variante. Konzert geht von Natur aus einzeln, Ehrhardt-Abend aber auch. Die beiden Schauspieler könnten dabei nur gewinnen.