Der mysteriöse Otto Richter betrieb eine Brauerei auf dem Hinterhof

Stendal l "Wer war Otto Richter?", fragten wir in einem Beitrag vom vorigen Freitag. Aufgeworfen worden war die Frage nach dem Fund einer Flasche in Tangerhütte, die die Prägung "Otto Richter Brauerei Stendal" aufwies. Zwar können wir nicht sagen, wer nun dieser Otto Richter war, aber dass es die Brauerei tatsächlich gab, steht fest. Das haben Recherchen im Stadtarchiv ergeben.

Ein Hinweis über eine solche Brauerei im Hinterhof findet sich in der Bauakte des Grundstücks Breite Straße 36 (heute zwischen Puchert und dem leergezogenen Uppstall-Kaufhaus): Auf dem Bauplan von 1869 sind neben diversen Stallgebäuden auch "Brauerei" und "Kesselhaus" eingezeichnet. Von den Ausmaßen her ist beides allerdings eher klein. "Mag sein, dass hier eine Schankwirtschaft ihr eigenes Bier gebraut hat", mutmaßt Simone Habendorf, Leiterin des Stendaler Stadtarchivs. Denn Gastwirtschaften sind zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts einige in dieser Gegend angesiedelt gewesen.

Als Antragsteller für bauliche Veränderungen innerhalb des Gebäudes oder auf dem Hof der Breiten Straße 36 tauchen im Lauf der Jahre verschiedene Namen auf: der Brauer Louis Ebert; die Gebrüder Allendorf aus Schönebeck, die dort eine große Brauerei betrieben; der Kaufmann Wilhelm Zierau ebenso wie Bruno Oehme mit einem Biergroßhandel. Für Otto Richter gibt es zwar in der Bauakte keinen Eintrag, aber dafür im Adressbuch der Stadt Stendal von 1898: Darin ist der Eintrag "Flaschenbierhandlung und Brauerei von Richter" vermerkt. Bis 1912 muss er dort eingemietet gewesen sein.

Und auf einem Foto, das vor 1898 entstanden sein muss, ist an dem Haus der Ansatz eines Schriftzuges zu erkennen: "Brauerei O...", was ein Hinweis auf eben die Brauerei von Otto Richter ist. Gleichzeitig befinden sich dort aber auch die Namen der schon erwähnten Herren Zierau und Oehme. Insofern ist anzunehmen, dass die Breite Straße 36 von mehreren Mietern gewerblich genutzt wurde.