Verein macht Geschichten sichtbar Drei neue Stolpersteiner in Stendal erinnern an ermordete Juden
Die Geschichtswerkstatt Stendal hat drei neue Stolpersteine in Stendal verlegt und erinnert an die Geschichten von Adolf und Hedwig Salomon sowie Sally Blumenthal.

Stendal - Die Mitglieder der Geschichtswerkstatt Stendal haben weitere Stolpersteine in der Hansestadt verlegt und gedachten so der vielen Opfer der Reichspogromnacht und des Holocaust.
Drei neue Denkmäler in der Breiten Straße 50 erinnern nun an das Ehepaar Hedwig und Adolf Salomon sowie an Sally (Kurzform von Salomon) Blumenthal. Der Verein recherchierte die Biografien der drei Juden und trug sie bei der Verlegung den etwa 60 Gästen vor.
Adolf Salomon wurde am 8. April 1860 in Stendal geboren. Er entstammte einer angesehenen und seit den 1840er Jahren in der Hansestadt ansässigen Kaufmannsfamilie. Er war als Kaufmann und Versicherungsvertreter tätig. Im Jahr 1888 heiratete er, die aus Pasewalk stammende Hedwig Loewe.
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Sie wurde am 27. Januar 1865 geboren. Die beiden lebten von 1898 bis 1936 in der Breiten Straße. Dort betrieb Adolf Salomon ein Lederwarengeschäft und später einen Papierwarenhandel. Das Paar hatte zwei Kinder und zog später nach Berlin. „Über ihr Leben in der Anonymität der Großstadt ist nicht viel bekannt“, sagt Dorothea Knauerhase, Mitglied der Geschichtswerkstatt.
Adolf und Hedwig Salomon wurden 1942 mit einem sogenannten Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde Adolf am 17. Juni 1942 ermordet. Laut der Todesfallanzeige starb er an einer Lungenentzündung. Seine Frau wurde im selben Jahr an ihrem Geburtstag ins KZ Treblinka geschickt. Im Alter von 77 Jahren wurde sie dort getötet.
Stolpersteine in Stendal: Keine Bilder der ermordeten Juden
Sally Blumenthal wurde 67 Jahre alt. Er wurde in der Nacht zum 10. November 1938 in der Reichspogromnacht nach Buchenwald deportiert. „Nach zwei Wochen des Quälens bis zum Tode kamen seine sterblichen Überreste in einer Urne in seine Heimatstadt zurück und mussten auf dem hiesigen jüdischen Friedhof bestattet werden“, sagt Barbara Schlenker vom Verein. Sein Totenschein attestiert ihm am 23. November tot, angeblich durch eine Gehirnhautentzündung.
Er war alleinstehend und von großer und kräftiger Statur, das ist das einzige, was die Geschichtswerkstatt in einem Brief über sein Äußeres erfahren konnte. Er hatte in der Breiten Straße mit Därmen und weiterem Bedarf, der für Hausschlachtungen gebraucht wurde, auch mit Leder und Schusterzeug gehandelt.
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Fotos von Adolf und Hedwig Salomon und Sally Blumenthal konnten bislang nicht gefunden werden. Die Geschichtswerkstatt erhofft sich, dass Bilder von den drei Stendalern gefunden werden, damit ihnen in Zukunft „ein Gesicht gegeben werden kann“.
Im Anschluss an die Stolpersteinverlegung wurden die Teilnehmer zu einer Matinee im Johanniter-Krankenhaus eingeladen. Die Geschichtswerkstatt plant, 2026 weitere Stolpersteine in Stendal zu verlegen.