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Operation Omar auf die Beine gebracht

Ein zehnjähriger Junge aus Afghanistan ist im Johanniter-Krankenhaus Stendal operiert worden - unentgeltlich.

Von Thomas Pusch 02.03.2018, 00:01

Stendal l Vor zwei Jahren kam der damals achtjährige Omar aus Afghanistan ins Stendaler Johanniter-Krankenhaus. Tuberkulose hatte sein linkes Kniegelenk zerstört, es hatte sich im Beugegrad von 90 Grad zusammengezogen. Der Junge konnte weder gehen noch stehen. Dr. André Benthien, Chefarzt der Orthopädie, operierte zusammen mit seinem Team das Kind. Eine Kniegelenkarthrodese (Versteifung) war erfolgreich, so dass es Omar wieder möglich ist zu laufen.

Etwa ein- bis zweimal im Jahr wird im Johanniter-Krankenhaus Kindern aus armen Ländern, aus Kriegs- oder Krisengebieten geholfen, denen in der Heimat nicht geholfen werden kann. Vermittelt werden sie über die Initiative Friedensdorf International. Und das schon seit vielen Jahren. „Das Johanniter-Krankenhaus ist ein verlässlicher Partner von uns, seit etwa 20 Jahren“, schwärmte Christian Heisig im Gespräch mit der Volksstimme. Er ist für das Friedensdorf Koordinator der Krankenhäuser in Ostdeutschland. Kontakt zu den Patienten wird jeweils über eine Nicht-Regierungsorganisation im Heimatland aufgenommen.

In Afghanistan ist das der Rote Halbmond, der die Behandlung von Omar dringend anriet. Ganz allein kam der Junge aus der Provinz Kapisa nordöstlich von Kabul ins rund 5000 Kilometer entfernte Stendal, ohne seine Familie. „Nur deswegen bekommen die Kinder aus den betreffenden Ländern auch ohne Probleme Visa“, erklärte Heisig. Beide Seiten könnten sich darauf verlassen, dass nicht durch die Hindertür versucht werde, einen Einwanderer nach Deutschland zu holen. Mit den Eltern werde ein Vertrag geschlossen, der ihnen versichert, dass sie keine Angst um ihr Kind zu haben brauchen, dass es wieder zu ihnen zurückkehren wird.

In diesen Tagen musste Omar erneut in das Johanniter-Krankenhaus. In einer weiteren Operation wurde nun eine notwendige Materialentfernung vorgenommen. Gestern ist Omar aus dem Krankenhaus entlassen worden, wird nun beim Friedensdorf International in Oberhausen auf seine Heimreise vorbereitet. Die Behandlung hat Benthien bei einer anderen Gelegenheit schon einmal als „karitative Leistung“ von Krankenhaus und Personal bezeichnet, sie ist kostenlos für das Friedensdorf. „Wir sind nicht dem Kommerz, sondern dem Patienten verpflichtet.“ Lohn sei das Lächeln der Patienten.

„Wir sind sehr glücklich, mit dem Johanniter-Krankenhaus einen so zuverlässigen Partner zu haben“, sagte Heise. Jährlich hat die Organisation etwa 300 Kinder in Betreuung. Die Hälfte davon sei in der Behandlung im Krankenhaus, die andere Hälfte in Oberhausen zur Betreuung. Dort werden Rehamaßnahmen angeboten, man wohnt zusammen im „Dorf“. Bevor es nach Hause geht, wird ein großes Fest veranstaltet, die Kinder zeigen Tänze, machen Musik und strahlen vor allem ihre wiedergewonnene Lebensfreude aus. „Und dann kommen wieder neue Kinder zu uns“, sagte Heise.

Im vergangenen Monat waren es 127. Und bestimmt dauert es auch nicht mehr lange, bis wieder ein Junge oder ein Mädchen aus einem armen Land bei Dr. Benthien im Operationssaal liegt. Und dann wird bei der Entlassung ein Lächeln wieder das schönste Dankeschön sein.