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Personalmangel Hat der Wildpark eine Zukunft?

Der Wildpark in Weißewarte ist ein beliebtes Ausflugsziel. Doch hohe Kosten und knappes Personal machen den Betreibern Sorgen.

Von Birgit Schulze 14.09.2017, 16:00

Weißewarte l Im Rahmen einer Leader-Förderung ist für den Wildpark in Weißewarte eine Konzeption erarbeitet worden, die jetzt im Sozialausschuss erstmals vorgestellt wurde. Am Ende blieben viele Fragen offen, auch die, wer denn nun eigentlich so richtig für den Freizeitpark zuständig ist. „Die Leitung eines Wildparkes ist erst mal verwaltungsfremd“, machte Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) im Sozialausschuss klar. Wenn überhaupt, läge die Zuständigkeit beim Hauptamt und das sei bekanntlich aktuell nicht besetzt. Vorausgegangen war am Montagabend eine Debatte um Instandhaltungsdefizite, Ansprechpartner und die künftige Struktur des Wildparkes, der im Vorjahr rund 23.000 Euro an Defiziten erwirtschaftet hatte. 2015 lag das Minus noch bei 29.000 Euro.

Diese und weitere Zahlen präsentierte Siegfried Arndt, Vorsitzender des Wildpark-Fördervereines, als er das Konzept vorstellte. Er präsentierte auch Ideen zur Aufwertung des Wildparkes und eine favorisierte Änderung der Rechtsform zur gemeinnützigen GmbH (gGmbH).

Doch das stieß nicht eben auf große Zustimmung. So sprachen sich Edith Braun (WG Lüderitz) und Detlef Radke (CDU) klar dafür aus, den Wildpark in kommunaler Hand zu behalten. Und sie griffen ein Thema auf, das die leitende Wildparkangestellte Annette Friedebold schon vorher bei einem Rundgang durch die Anlage deutlich angesprochen hatte: „Unser Schwerpunkt liegt beim Personal. Wir schaffen‘s nicht allein!“

Aktuell ist neben ihr nur ein weiterer Festangestellter der Stadt beschäftigt, hinzu kommen zwei übers Arbeitsamt geförderte Arbeitsgelegenheiten (die Ende des Jahres auslaufen und nicht immer voll bei der Sache sein sollen), aber auch drei sogenannte „Zuverdiener“ (450-Euro-Jobs), die Futterabholtouren übernehmen oder bei der Grünflächenpflege mithelfen. Dass es künftig auch mit vier Kräften (plus Geschäftsführer) zu machen sei, schlug Siegfried Arndt vor, doch das stieß auch bei Annette Friedebold auf Gegenwind.

Nicht alles war am Ende klar. „Wie ist es denn mit einer Nachschusspflicht der Kommune?“, wenn die gGmbH Minus mache, fragte etwa Ina Altenberger (CDU). Mit einem von vornherein klaren Fehlbetrag in der Kasse sei gar keine Genehmigung für eine solche Rechtsform möglich, gab auch Jörg Rudowski (UWG Südliche Altmark) zu bedenken. Für Gerhard Borstell (SPD) sind vorrangig Instandhaltungsprobleme wie etwa auf dem Futterhof zu lösen und natürlich die Frage nach zuverlässigen Arbeitskräften.

Im Gespräch sei auch die Reduzierung des Tierbestands gewesen, doch davon rät das Konzept ab, der Förderverein des Wildparkes setzt auf die weitere Steigerung von Besucherzahlen. Auf Ideen, wie der Wildpark attraktiver gemacht werden könnte, darunter ein überdachtes Rondell, unter dem Kindergeburtstage stattfinden sollen, die stromproduzierende „Smartflower“, eine bewegliche Solaranlage, aber auch eine Wildparkschule mit Kochecke, ein vor Ort stationierter Kremser oder Unterkünfte für Feriengäste am Rand des Wildparkes, gab es verhaltene Reaktionen.

„Vieles davon haben wir schon mal versucht“, sagte Detlef Radke, der seit 1995 Ortsbürgermeister in Weißewarte ist. Zu den Ideen im Konzept gehören unter anderem die Erhöhung der Eintrittspreise und Autoscooter-Gebühren um 50 Cent. Allein bei den Eintrittsgeldern wären dadurch rund 17.000 Euro an Mehreinnahmen (Zahlen von 2016) denkbar.

Außerdem könnten durch das Wegfallen von Futterabholtouren im Raum Osterburg Fahrtkosten in Höhe von 7400 Euro eingespart werden, Futter müsste dann aber zugekauft werden. 5300 Kilogramm Fleisch und 48.600 Kilogramm pflanzliche Futtermittel pro Jahr werden derzeit von Händlern und Märkten abgeholt.

„Der Erhalt des Wildparkes ist wichtig, aber die konzeptionelle Frage ist heute nicht beantwortet worden“, schätzte Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) am Ende ein. Und das griff auch Edith Braun noch einmal auf: „Hier müssen Verein und Verwaltung an einen Tisch, um Betriebsform, Struktur und Tierbestand zu klären“, und zwar bevor die Haushaltsplanungen abgeschlossen seien, meinte sie.