Software-Start-Up Stendal: Wirtschaftsminister Sven Schulze besucht Software-Start-Up
Auf seiner Fahrrad-Sommertour durch Sachsen-Anhalt hat Sven Schulze (CDU) in Stendal Halt gemacht: Das Stendaler Software-Unternehmen Coman profitiert im Wettbewerb um Fachkräfte von der Nähe zu Berlin. Zumindest, solange hier ICEs halten.

Stendal - Als bekannt wurde, dass die Telekom die Glasfaserleitungen vom Stendaler Bahnhof her kommend an der Firmenzentrale von Coman Software in der Lüderitzer Straße vorbei führen will, finanzierte das junge Start-Up-Unternehmen seinen Glasfaseranschluss kurzerhand selbst. Schnelles Internet sei unerlässlich für ihr Geschäft, erklärt Sven Kägebein, der das Unternehmen vor vier Jahren zusammen mit seinem Geschäftspartner Timur Ripke gegründet hat. „Wir konnten nicht warten, bis die Telekom mit ihrem Netzausbau bei unserem Firmensitz ankommt“, so der Unternehmer.
Ein zweites Silicon Valley wird die Altmark in absehbarer Zeit wohl nicht werden. Die anpackende Geisteshaltung der jungen Software-Unternehmer war für Landeswirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) aber Grund genug, auf seiner Sommertour am Dienstag auch in Stendal zu halten.
Die beiden Ingenieure entwickelten schon vor ihrer Unternehmensgründung eine Computeranwendung, die großen Industrieunternehmen die Planung, Durchführung, Kontrolle und Auswertung komplexer Produktionsabläufe ermöglicht, an denen oft viele Zuliefererfirmen beteiligt sind.
Daimler, Volkswagen, Thyssen Krupp und Siemens sind nur einige der Kunden, und mit dem weltweiten Zulieferernetzwerk dieser Unternehmen wächst der Wirkungsbereich von Coman Software. Bald wird das Stendaler Start-Up eine Zweigstelle in den USA eröffnen. Ein Büro in Berlin war bereits im Laufe der Coronapandemie nötig geworden, um Berliner Mitarbeitern die nötige Infrastruktur, die sie für ihre Arbeit benötigen, auch an ihrem Wohnort zu bieten.

Sven Kägebein ist Altmärker, in Klötze geboren, nach einem Studium in Magdeburg nach Gardelegen zurückgekehrt. Er kennt die Probleme der Altmark. Aber er sieht auch Chancen in der Region: Die Nähe Stendals zu Berlin sorgt für einen stetigen Strom von dringend benötigten Fachkräften – zumindest solange ICEs in der Hansestadt halten. „Momentan haben wir 20 Mitarbeiter. In naher Zukunft wollen wir weitere zehn bis 15 neue Mitarbeiter einstellen“, sagt Sven Kägebein.
Softwareentwickler, Vertriebsmitarbeiter und Kundenbetreuer werden in Stendal gebraucht – aber nur bedingt hier gefunden. „Auf dem Rückkehrertag, den der Landkreis für rückkehrwillige Exil-Altmärker organisiert hat, sind wir fündig geworden“, sagt Marketingleiter Mats-Milan Müller. Absolventen der Uni Magdeburg fänden hingegen selten den Weg nach Stendal. „Bis zu 70 Prozent der Studierenden verlassen Sachsen-Anhalt wieder nach ihrem Abschluss“, sagt Sven Schulze im Gespräch mit den Unternehmern. „Dieses Potenzial müssen wir als Land besser nutzen“, so der Wirtschaftsminister. Der nächste Halt auf seiner Radtour ist Tangermünde.