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Tierschutz Druck auf das Veterinäramt Stendal wächst

Trotz Anzeige gegen einen Milchviehbetrieb in Demker kritisieren Tierschützer den LandkreisStendal: Die Wahrheit käme nur langsam ans Licht.

Von Thomas Pusch 18.05.2018, 01:01

Stendal l Der Landkreis Stendal hat Anzeige gegen den Milchviehbetrieb der Geven-Rabelink GbR in Demker erstattet. Dies sei das Ergebnis der Auswertung von Filmsequenzen aus der Sendung Stern-TV, hieß es in einer Pressemitteilung vom Mittwoch. Doch eben diese Sendung ließ mit ihrer Ausgabe vom Mittwochabend den Druck auf die Behörde wieder steigen. Nach mehreren Anrufen durch die Soko Tierschutz hatte der Landkreis am 9. April eine sogenannte Anlasskontrolle auf dem Gelände vorgenommen. „Sowohl die Außenbereiche als auch die Ställe wurden von der amtlichen Tierärztin abgegangen. Auf dem gesamten Betriebsgelände wurden keine toten Rinder oder gar skelettierte Teile vorgefunden“, hieß es in einer Stellungnahme an die Redaktion der Sendung.

Aufnahmen der Tierschützter zeigten tote Tiere in den Ställen, die vor und nach dem 9. April zu sehen waren. In einer neuen Antwort ruderte der Landkreis zurück. Nunmehr hieß es, dass nicht das gesamte Gelände kontrolliert worden sei, sondern „überprüft wurden die Kadaverhalle und die Teile des Außenbereichs, in denen laut anonymen Anrufer Tierkadaver abgelegt wären“.An keiner dieser kontrollierten Stellen seien Anzeichen für dort seit längerer Zeit lagernde Rinder gefunden worden.

Dass die Anzeige erst eine Woche nach Ausstrahlung des ersten Beitrages erstattet wurde, begründete der Landkreis am Donnerstag auf Volksstimme-Anfrage damit, dass „auf die Übergabe des Materials gewartet wurde“. Letztendlich sei entschieden worden, die Anzeige auf Grund des veröffentlichten Filmmaterials zu stellen.

Auf die inhaltliche Diskrepanz zwischen den beiden Pressemitteilungen ging die Pressestelle des Landkreises nicht ein. In der Antwort heißt es: „Die Sachverhalte werden durch das Veterinäramt wahrheitsgemäß dargelegt. Subjektive, anderslautende Vorwürfe stellen aus Sicht des Landkreises keinen Anlass zu einer Stellungnahme dar. Der Milchviehbetrieb wurde am 9. April kontrolliert. Überprüft wurden die Kadaverhalle und die Teile des Außenbereichs in denen laut anonymen Anrufer Tierkadaver abgelegt wären.“

Die nachfolgende explizite Bitte um Klarstellung, warum zwei grundverschiedene Informationen herausgegeben worden waren, blieb unerfüllt.

Auch Dorothea Frederking, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, sieht nicht nur die Betreiber, sondern auch den Landkreis Stendal in der Erklärungspflicht. „Wenn eine Veterinärbehörde bei solchen Zuständen wie in Demker keine Mängel feststellt, dann hat sie versagt. Neben dem Tierhalter muss sich die Veterinärbehörde im Landkreis Stendal erklären“, heißt es in einer Pressemitteilung der altmärkischen Abgeordneten. Sie kenne diverse Kuhställe in der Altmark und wisse, dass es anders gehen kann.

Auch die Junge Alternative, Nachwuchsorganisation der AfD, hat das Amt ins Visier genommen. In einer Pressemitteilung kündigt Kreisvorsitzender Arno Bausemer eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen Amtstierarzt Dr. Thoralf Schaffer an. „Das zuständige Veterinäramt hat offenbar selbst nach konkreten Vorwürfen nur halbherzig oder möglicherweise auch gar nicht geprüft. Das geht so nicht und muss Konsequenzen haben“, heißt es in der Mitteilung weiter.

Friedrich Mülln vom Verein Soko Tierschutz erklärte gegenüber der Volksstimme, dass das Rohmaterial nun an den Landkreis Stendal verschickt worden sei.