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Stadtgeschichte Wie die Straße „Galgenberg“ in Stendal zu ihrem Namen gekommen ist

Die Volksstimme wagt einen Blick in Stendals Stadtgeschichte. Wie kam die Straße „Galgenberg“ zu ihrem Namen? Silke Junker vom Altmärkischen Museum hat die Antwort parat.

Von Leon Zeitz Aktualisiert: 05.03.2024, 16:30

Stendal - Wie kam der Galgenberg in Stendal zu seinem Namen? Das möchte eine Volksstimme-Leserin wissen und vermutet, dass sich im Norden Stendals die ehemalige Richtstätte der Stadt befunden haben könnte.

Damit liegt die Leserin goldrichtig, wie Silke Junker vom Altmärkischen Museum nach etwas Recherche bestätigen kann. „Der Name Galgenberg ist ein weit verbreiteter Flurname im deutschen Sprachraum.“ Wie der Namen schon vermuten lässt, deutet er auf die ehemalige Richtstätte hin, an der im Mittelalter und in der frühen Neuzeit Hinrichtungen öffentlich vollzogen wurden. Oft lagen diese an der Markungsgrenze von Orten mit eigener Blutgerichtsbarkeit und wurden zur Abschreckung gerne an stark frequentierten Wegen und Kreuzungen oder weithin sichtbar auf Hügeln platziert.

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Die Straße „Galgenberg“ befindet sich im Norden Stendals. Es handelt sich dabei seit 1937 um den nördlichen Abschnitt der Bergstraße ab Friesen- und Mannsstraße. Das Leichtathletik-Stadion „Am Galgenberg“ befindet sich direkt an diesem Straßenzug. Ende 1998 wurde der erste Spatenstich für das Siedlungsviertel „Am Galgenberg“ gesetzt.

Der Galgenberg in Stendal war laut Silke Junker nicht nur mit einem Galgen ausgestattet, sondern zudem mit einem Rad und einem Pfahl. Letzterer sei ein Indiz dafür, dass in der Hansestadt auch Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen vorgenommen wurden. Zum Beispiel von Frauen, die für Hexen gehalten wurden.

Galgenberg in Stendal: Erhängen als entehrende Strafe

„Der Tod durch Erhängen galt als entehrende Strafe. Die Verurteilten wurden über einen längeren Zeitraum hängengelassen“, sagt die Museologin. Adlige waren von der Strafe grundsätzlich ausgenommen. Wie lange in Stendal Hinrichtungen durchgeführt wurden, konnte Silke Junker nicht in Erfahrungen bringen. „Der Galgen wurde aber im Jahr 1809, zur Zeit der napoleonischen Besetzung, beseitigt und diese Art der Todesstrafe abgeschafft.“ Sie passte nicht zur französischen Auffassung, dass vor dem Gericht alle gleich sind.

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Die Stendaler Richtstätte blieb jedoch weiterhin in Gebrauch. So wird beispielsweise in „Geschichte der Stadt Stendal vom Jahre 1800 bis zur Gegenwart“ von Ludwig Götze Folgendes beschrieben: Im Jahr 1831 sollte ein Raubmörder gerädert werden. Die ganze Stadt sah dem Ereignis „mit Spannung entgegen“. Letztendlich kam es aber nicht dazu. Der Verurteilte erhängte sich selbst in der Nacht davor. Neben dem steinernen Galgen im Bereich des heutigen Galgenbergs gab es zusätzlich noch einen hölzernen auf dem Markt.