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Imkerei Klein Wanzleber Bienen produzieren süßen Honig im Zuckerdorf

Eine Million Bienen aus 26 Völkern helfen Michael Schulze aus Klein Wanzleben, Honig zu produzieren. Ob es ihnen so gut geht, weil sie den schönen Brockenblick genießen können?

Von Christian Besecke Aktualisiert: 17.07.2023, 11:25
Michael Schulze von der Imkerei Brockenblick in Klein Wanzleben vor seinen Hochleistungsvölkern im Zuckerdorf.
Michael Schulze von der Imkerei Brockenblick in Klein Wanzleben vor seinen Hochleistungsvölkern im Zuckerdorf. Foto: Christian Besecke

Klein Wanzleben - Gleich zwei Gärten hat der Imker in seinem Heimatdorf angepachtet. Hier tummelt sich auch die Mehrzahl seiner fleißigen Arbeiterinnen und residieren die Königinnen.

Die urwüchsige Natur in den Gärten ist für die Bienen optimal. Hier leben die Völker meist recht friedlich nebeneinander und gehen ihrer Lieblingsbeschäftigung nach – dem Sammeln von Honig. Ab und zu tanzt die eine oder andere Biene auch mal aus der reihe. „Einen Hooligan gibt es in jedem Stock“, sagt Michael Schulze augenzwinkernd und zieht sich einen Bienenstachel aus dem Arm. Ansonsten sind die Bienen recht friedlich und fliegen emsig auf Futtersuche.

An diesem Tag hat der Imker Besuch von zwei Kursteilnehmern, die sich mit dem Imkern beschäftigen. Das sind Hendrik Markgraf aus Ilberstedt und Martin Hartmann aus Hillersleben. Während Letzterer erst einmal in die Materie hereinschnuppern will, ist der Ilberstedter schon seit fünf Jahren Hobbyimker. Sie investieren 350 bis 400 Euro und werden dafür quasi das gesamte Jahr von dem Profi begleitet, holen sich Tipps ab und machen praktische Erfahrungen. Martin Hartmann wird wahrscheinlich im kommenden Jahr gemeinsam mit seinem Cousin ins Bienengeschäft einsteigen. Sein Imker-Partner holt sich derzeit ebenfalls Impulse dafür bei einem anderen Fachmann.

In Klein Wanzleben gehen die beiden „Lehrlinge“ an so praktische Aufgaben heran, wie das Vorbereiten von sogenannten Rähmchen. Diese werden später mit einer Wachstafel ausgestattet und dienen die Bienen als Heimat, indem sie in die Beuten gehängt werden. Da gibt es natürlich viele Größen, da die Beuten unterschiedliche Ausmaße haben können. „Es gibt eine ganze Reihe von Sorten“, sagt Michael Schulze. „Im großen und ganzen werden von den Imkern sieben Rähmchenarten genutzt.“ Außerdem bereitet der Profi das Winterfutter für die Bienen vor. Dabei handelt es sich um Zuckerwasser. Das müssen die Tiere aufnehmen und in ihre Vorräte einlagern. So ein Volk braucht schließlich 15 Liter davon für den Winter.

Die Saison läuft jetzt langsam aus

Ansonsten läuft die Saison für die fleißigen Tiere langsam aus. Gerade wird die letzte Ernte eingebracht, das ist die Linde. „Die Königinnen produzieren auch schon weniger Nachwuchs“, beschreibt Michael Schulze. In der Hochzeit sind das sagenhafte 2000 Eier am Tag. So eine Biene lebt den Sommer über sechs Wochen und im Winter sechs Monate.

Insgesamt bewirtschaftet der Klein Wanzleber sechs Standorte mit seinen 26 Völkern. Dazu gehört es auch, neue Königinnen und einen entsprechenden Hofstaat heranzuziehen. So eine Königin kann dann auch ein herscherloses Volk übernehmen oder sich ein eigenes aufbauen. In der Praxis hat der Profi-Imker das oft genug erprobt. Wobei der Honig nur eines der vielen Produkte ist, an denen die Bienen so werkeln.

Honig und noch viel mehr von den Bienen

Der Honig Royal ist eine Art Gelee, mit dem die Bienen ihre Königin ernähren. Eine Kostprobe davon wirkt wie eine wahre Geschmacksexplosion. Und dann gibt es da noch das Bienenbrot. Mit herkömmlichem Brot oder Brötchen hat das auch Perga genannte nicht viel zu tun. Es dient den Bienen als wichtiges Futtermittel und zur Versorgung ihrer Brut.

Heilsalben und Kerzenwachs

Wachs kann für Kerzen genutzt werden, das ist bei Michael Schulze nicht anders. Er kennte sich aber inzwischen auch mit alternativen Heilvarianten aus. Dazu zählt Propolis. Es dient den Bienen zum Abdichten von kleinen Öffnungen, Spalten und Ritzen sowie gleichzeitig dazu, in den Stock eingeschleppte Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen in ihrer Entwicklung zu hemmen oder abzutöten. Hierzu werden verschiedene Oberflächen, wie das Innere der Wabenzellen für die Brut, mit einem hauchdünnen Propolisfilm überzogen. Fremdkörper oder Unrat werden ebenfalls mit diesem Stoff abgekapselt.

Propolis hat eine enorme Heilwirkung und dient daher oft als Grundlage für Cremes oder andere Präparate. „Die Wirkung habe ich selber ausprobiert“, versichert der Imker. „Warzen waren nach kurzer Behandlung einfach verschwunden.“ Aber auch antibakterielle und immunstärkende Wirkungen wurden inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen.

Martin Hartmann aus Hillersleben (links) und Hendrik Margraf aus Ilberstedt bei der Vorbereitung von Rähmchen in den Klein Wanzleber Imkergärten.
Martin Hartmann aus Hillersleben (links) und Hendrik Margraf aus Ilberstedt bei der Vorbereitung von Rähmchen in den Klein Wanzleber Imkergärten.
Foto: Christian Besecke
In der Wabe tummeln sich die Bienen-Arbeiterinnen rund um ihre Königin.
In der Wabe tummeln sich die Bienen-Arbeiterinnen rund um ihre Königin.
Foto: Christian Besecke

Die beiden „Lehrlinge“ nicken zu den Ausführungen von Michael Schulze, denn sie haben sich schon mit der Materie beschäftigt. Sie sind aber in erster Linie an dem Honig interessiert. Der kann aus allen nur möglichen Trachten gewonnen werden. Das sind die Pflanzen, die hauptsächlich in einer Region vorkommen oder saisonal angebaut werden.

Die Imkerei Brockenblick hat da eine gewaltige Auswahl, denn die eine Million Bienen sammeln eifrig Brombeerhonig, Rapshonig, Thymianblütenhonig und inzwischen auch Vollmondhonig, der immer nur bei Vollmond geschleudert und gerührt wird, gehören dazu. Das alles hat natürlich seinen Preis, ist aber Natur pur. „Michael bewegt sich mit seinen Produkten im absolut moderaten Rahmen“, bestätigt Hendrik Markgraf. „Honig vom Imker ist in jedem Fall die beste Wahl.“

Die ganze Angelegenheit ist zudem pure Handarbeit. Das mag der Profi-Imker aber auch an seinem Beruf, bei dem er sich nicht nur die Saison über immer neuen Herausforderungen stellen muss. „Ich bin immerhin der zweitgrößte Produzent von süßen Sachen in Klein Wanzleben – gleich nach der Zuckerfabrik“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.